Re: TZ-Grooves grandandt

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Moderator

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Tja grandandt, Du machst es mir wahrlich nicht einfach, Deinen TZ-Beitrag zu rezensieren. Zum Einen ist das doch schon eine Menge Stoff und zum Anderen ist Dein Grooveverständins so grundlegend anders als meins. Aber lies selbst:

1. The Bats – Outside 0:55 (1995)
2. The Bats – Afternoon In Bed 5:14 (1995)

Kannte ich bis dato noch nicht. Dass die Bats aus Neuseeland kommen, kann man (zumindest im Intro) ein wenig hören. Was ich hier allerdings noch nicht höre, ist ein Groove. Klär mich auf!

3. The Style Council – The Big Boss Groove 4:40 (1982)
Paul Weller groovt da schon mehr. Allerdings sehr bieder und zurückhaltend. An sich ein toller Track, nur diese typischen Achtziger-Jahre „Phil Collins“-Bläser stören mich ein wenig.

4. Grateful Dead – Throwing Stones 7:21 (1987)
Gniedeln ist für mich nicht Grooven, das hatte ich ja schon mal an anderer Stelle festgestellt. Skip it.

5. Tubeway Army – Are ‚Friends‘ Electric? 5:21 (1979)
Und nun mitten rein in die New Wave. Die Synthesieser erinnern mich ständig an Tony Banks‘ Tunes der Abacab-Phase von Genesis, was nicht weiter schlimm ist. Im Gegenteil, ich gehöre zu den wenigen, die Abacab für gelungen halten. Mit Genesis hat das aber natürlich sonst nicht viel zu tun. Es ist Gary Numans Stimme, die hier den Groove durchblicken lassen. Ohne ihn wäre die Nummer nur halb so spannend.

6. P.I.L. – Rise 6:06 (1985)
Ja ja, Rock-Riffs und der Groove. Ihre Wirkung erzielen sie ja, U2 z.B. füllen mit diesem Trick große Hallen, aber trotzdem fehlt für mich hier ein Stück „Groove-Authentizität“. Ständig habe ich das Bild des augenzusammenkneifenden und mundzusammenpressenden Gitarristen vor Augen. Kein Ausdruck von lässigem Groove, mehr eine pompöse Geste von musikalischer Aufgeblasenheit. Nein nein, so nicht.

7. Bauhaus – Kick In The Eye 3:36 (1981)
Anders diese Bassline. Ich glaube, beim Bass kann man in puncto Groove nicht viel falsch machen, dass Vibrieren der Bassseiten an sich ist schon Groove per se. Schöner hüpfender Track, der gut direkt hinter die Tubeway Army gepasst hätte.

8. The Fall – Hit The North (Part I) 4:02 (1987)
The Fall grooven. Eher würde sich Wolfgang Doebeling einen iTunes-Account zulegen, als dass dieses Statement zutreffen würde – so war mein Gedanke, bevor ich diesen Track gehört habe. Ich kenne nicht viel von The Fall und das was ich kenne, tut alles, nur nicht grooven. Natürlich ist „Hit The North“ kein Best Practice-Track zum Thema Groove, aber Potenzial hat er auf jeden Fall. Und hier zeigt sich dann auch, was Gitarren-Riffs bewirken können, wenn man sie nicht allzu sehr aufbläst. Toll!

9. Midnight Oil – Power And The Passion 5:39 (1982)
Oh je. Als Kind habe ich sehr viel Midnight Oil gehört, mittlerweile gehen die für mich allerdings überhaupt nicht mehr. Hier muss ich leider passen.

10. The Cure – The Walk 3:30 (1983)
Ich mochte The Cure noch nie so wirklich, sie lebten in einer ganz anderen Welt als ich. Als ein Klassenkamerad von mir sich damals entschloss, wegen Robert Smith nur noch mit weiß geschminktem Gesicht zur Schule zu kommen, war es für mich ganz vorbei. So richtig grooven mag dieser Track sowieso nicht bei mir, von daher kommen wir mal ganz schnell zum nächsten:

11. Depeche Mode – Flexible 3:10 (1985)
Haha, Industrial-Goove, oder wie kann man das nennen? Sehr interessanter Track, verbindet er doch einen nach Bewegung schreienden Groove mit den eher statischen Elementen des Industrial. Als würden sich Stahlträger verbiegen und Maschinen plötzlich aus dem Takt kommen. Der Trackname bringt es auf den Punkt: Flexible.

12. Yazoo – Situation (US 12″ Remix) 5:46 (1985)
Auch hier höre ich ein ähnliches Ansinnen wie bei Depeche Mode. Groovt irgendwie, packt mich aber nicht komplett. Und die haben hier doch eindeutig bei Harold Faltermeyer („Axel F“) geklaut, oder? ;-)

13. New Order – Temptation 6:58 (1982)

New Order mögen jeglichen Respekt bekommen, den sie verdienen, der Groove-Pokal geht an ihnen vorbei.

14. Heaven17 – Let Me Go 4:19 (1982)
An Heaven 17 geht der Pokal ebenfalls vorbei. Das ist nicht meine Musik, schnell skippen (und hoffen, dass als nächstes nicht Duran Duran kommen).

15. The Heart Throbs – She’s In A Trance 3:44 (1992)
Neben den Bats der einzige Name, der mir gar nichts sagte. Auch hier suche ich noch nach einem Groove. Solange ich ihn suche kann ich ja kurz erzählen, dass ich bei Wikipedia zunächst den Artikel zu dem Wrestling-Team mit gleichem Namen durchgelesen habe und mich wunderte, dass Wrestler neuerdings mit so feiner Stimme singen können. Egal, der Groove ist immer noch nicht aufgetaucht, nur ein höchst verdächtiges Gitarrenriff…

16. Happy Mondays – Rave On 5:38 (1990)
Na hier kann ich wieder einen Groove spüren, was kein Wunder ist bei dem nach Acid House nur so trotzendem Track. Ein toller Übergang auch zu Deiner zweiten CD, wäre da nicht…

17. [Not so very well Hidden Track] 2:21
…dieser Track. ;-)

TZ-Grooves Club-Sounds:
Die Definition von Groove im Club-Kontext ist natürlich Auslegungssache. Ist alles Groove was tanzbar ist? Wenn ja, brauchen wir nicht weiter zu diskutieren, was aber wenn ich sage, kaum ein Track von Deiner Auswahl würde es bei mir in ein Groove-DJ-Set wandern. Ich mache es kurz und schmerzlos, Dein Club-Mix hat meinen Nerv nicht getroffen.

1. New Order – World [Perfecto Mix] 7:27 (1995)
Den Respekt, den ich Ihnen oben zugesprochen habe, muss ich Ihnen (oder zumindest dem Remixer) hier wieder entziehen. Das ist mir eine Spur zu beliebig, um es gut finden zu können.

2. Underworld – Big Mouth 10:08 (1992)
Underworld sind klasse, diesen Track mag ich aber nicht sonderlich. Nicht dass er schlecht wäre, mir passiert hier einfach auf zehn Minuten zu wenig.

3. Propellerheads – Echo and Bounce 5:26 (1998)
„Decksanddrumsandrockandroll“ ist ein tolles energiegeladenes Album. “Take California“ ist für mich immer noch einer der besten Big Beat-Tracks, die je aufgenommen wurden und zu “Histroy Repeating“ muss man glaube ich sowieso nicht viele Worte verlieren. Der hier gehörte Track gehört zwar nicht zu meinen Lieblingen, toll aber die Propellerheads mal wieder zu hören. Danke!

4. Björk – Violently Happy 4:59 (1993)
Auch wenn Björk nicht aus England kommt, Violently Happy ist durch und durch TripHop infiziert und klingt daher britisch. Ganz toller Track eines tollen Albums (Debut) von Björk!

5. The Stone Roses – Fools Gold [The Tall Paul Remix] 7:23 (1989)
Eben die Happy Mondays, nun die Stone Roses. Der Acid House-Einfluss ist natürlich auch hier zu hören, auch wenn die Rock-Elemente mehr durchstechen als bei den Happy Mondays. Ein Grund, weshalb ich den glücklichen Wochenanfang den steinernden Blumen bevorzuge.

6. Gus Gus – David [Darren Emerson’s Underwater Remix] 7:50 (2003)
Island, oder? Kannte ich bis jetzt nur vom Namen her und dass muss ich glaube ich auch nicht groß ändern. Skip.

7. International Pony – Leaving Home [Akufen Mix{Missing Home}] 6:08 (2003)
Interessanter als International Pony selbst ist bei diesem Track der Meister des Microsamplings – Akufen. Sein Meisterwerk “Deck The House“ findet auch noch heute regelmäßig seinen Weg in meine Gehörgänge. Der Remix kann diese Qualität durchaus halten, was aber natürlich auch an der großartigen Vorlage einer meiner liebsten deutschen Electrofunk-Produzenten liegt.

8. Depeche Mode – I Feel You [Brat Mastermix] 8:15 (1995/6)
Es gibt unzählige Remixe von Depeche Mode-Tracks, hier mal meine Top5:

01. Precious (Michael Mayer)
02. Useless (Kruder & Dorfmeister)
03. The Sinner In Me (Ricardo Villalobos)
04. Little 15 (Ulrich Schnauss)
05. Enjoy The Silence (Ewan Pearson)

Der hier gehörte spricht mich dagegen nicht sonderlich an.

9. Spiller – Groovejet (if this ain’t love) (BMR’s Club Cut) 6:57 (2000)
Hmm, sicherlich immer wieder auf Sommerpartys eine Garantie für volle Tanzflächen, aber für mich geht dieser Track nicht wirklich. Zu nah steht er schon an der Grenze zu den gefälligen Danceproduktionen. Der Remix nimmt dem Track übrigens seine ganze Energie und lässt ihn dahinplätschern. Nicht gut.

10. Heaven 17 – Let Me Go [Ashley Beedle’s Modern Travel Mix] 6:07 (1998)
Im Remix werden Heaven 17 auch nicht besser. Ashley Beedle kann hier zwar einiges mit guten Beats retten, auf Dauer wird mir das aber zu langweilig.

11. The Chemical Brothers – It Doesn’t Matter 6:14 (1997)
Big Beat zum Schluss. Von den Chems gibt es besseres Material, „It Doesn’t Matter“ ist mir ein wenig zu kalt und zu direkt. Innerhalb dieses Mixes hätte man den Track sicherlich gut einbauen können, als Closer wirkt er für mich etwas deplatziert. War der harte Cut am Ende zudem beabsichtigt?

grandandt, mein Urteil war an einigen Stellen sicher nicht sonderlich positiv. Ich hoffe, Du nimmst mir meine ehrlichen Worte nicht übel, meine dreistündige Schreibarbeit soll Dir Beweis genug sein, dass mir Dein Beitrag trotzdem am Herzen lag und ich dadurch auch viele interessante Einblicke in ein mir fremdes Grooveverständnis bekommen habe. Besonders toll fand ich Deine Ausführungen eines Grooves, den schussrichtung und observer mit den Talking Heads (bzw. mit den Associates) nur angerissen haben. Du hast diesen Groove vertieft und mein Interesse an dieser Spielart des New Wave weiter verstärkt. Danke dafür! Nicht so toll fand ich den Club-Mix, dass liegt vielleicht aber auch an meinen komplett anderen Vorstellungen an dem Aufbau eines solchen Mixes. Trotzdem, und lass mich hier meine Worte wiederholen, Dein Beitrag hat mir viel Spaß bereitet und zudem auch einige Denksportaufgaben gestellt, langweilig war mir also nie.

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You can't fool the flat man!