Re: Graphic Novels

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friedrich

Registriert seit: 28.06.2008

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lathoJa, wobei Hertzko ja schon vor dem Einmarsch der Deutschen ein ziemliches Früchtchen ist. Es ist für mich ein bisschen die Frage, welche der großartigen Elemente von Kleist und welche aus der Vorlage stammen (die ich nicht kenne). Ist allerdings auch wurscht, denn im Comic sind sie toll umgesetzt (und das ist auf jeden Fall Kleists Leistung).

Klar, auch ein Jude kann ein übler Bursche sein, wie jeder andere Mensch auch. Ab das rechtfertigt es nicht, ihn umzubringen. Aber die Tatsache, dass Hertzko nicht besonders zimperlich und zart besaitet war, macht ihn als Charakter ja umso interessanter und – so makaber es klingt – vielleicht hat ihm das selbst auch ein Stück weit das Leben gerettet. Ich habe in Der Boxer schon lange nicht mehr reingeschaut, obwohl ich ein von RK persönlich signiertes Exemplar habe. Würde sich nach der Enttäuschung von Olympia aber direkt mal wieder lohnen.

Ja, möglicherweise ist RK kein großer Szenarist. Er hat ja schon mehrere wahre Lebensgeschichten als Comic adaptiert und vielleicht ist er da auch sehr auf eine gute Vorlage angewiesen. Bei Castro hat das meines Wissens nicht so gut geklappt. Aber Der Boxer und Cash sind schon wirklich gute Comic-Bücher.

Btw: Auch Art Spiegelman stellt seinen Vater ja nicht gerade sympathisch dar, ganz im Gegenteil. Er ist unausstehlich. Aber das ist eben auch ein wichtiger Teil der Geschichte.

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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)