Re: TZ Grooves Malibu

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observer

Registriert seit: 27.03.2003

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Hallo Malibu,
endlich nun auch mal mein Senf zu deiner sehr gelungenen CD. Du ziehst einen großen Bogen durch Soul, Jazz, Funk und Reggae und suchst sehr stilsicher groove-betonte Stücke zusammen, die ich – um mal Pharaoh Sanders zu zitieren – mit „Our roots began in Africa“ betitelt hätte. Auch wenn ich hier und da kritische Kommentare geschrieben habe, weil ich mit den jeweiligen Tracks nicht soviel anfangen konnte, hast du eine sehr stimmige, dem Thema entsprechende Zusammenstellung abgeliefert. Hut ab!

1. The Sacred Bird of the Bambaras – ?
Gut gewählter Einstieg. Passend zum Konzept deiner CD, das sich ja auch in der Gestaltung niederschlägt.

2. Harlem River Drive Theme – Harlem River Drive
Damit hast du mich jetzt so richtig neugierig auf die „Nu Yorican Soul“-Compilation gemacht. Soul, Jazz und Latin in totaler Symbiose. Der Track wird nach sehr reduziertem Beginn immer dichter und hat dann einen hohen Groove-Faktor. Sehr spannungsvoll.

3. Jesus People of America – Stevie Wonder
Meine bisherigen Versuche mit Stevie Wonder, u.a. auch mit der „Innervisions“, von der dieser Track stammt, ließen mich unschlüssig und ratlos zurück. Ich finde es keinesfalls schlecht, nur packt es mich überhaupt nicht. Das emotional Fesselnde, das viele Soul-Sänger mit ihrem Gesang vermitteln können, stellt sich mir bei Stevie nicht ein. Nichtsdestotrotz ein passendes Stück für deine Complation, da es einen groovenden, leicht unterkühlten Funk zur Grundlage hat.

4. This Masquerade – George Benson

Hier gehts mir ähnlich wie bei Stevie Wonder. Zudem bin ich kein großer Freund der Jazz-Gitarre. Mir gefallen die Stellen, an denen sich das Piano in den Groove einmischt, am besten.

5. Branded – Isaac Hayes

Lasst den Bananen-Josef motzen, dieser Isaac Hayes Track ist klasse! Ich habe das Album (noch) nicht, aber wenn ich richtig informiert bin, ist es Mitte der Neunziger entstanden, nachdem sich Hayes über 20 Jahre lang vornehmlich musikalisch verrannt hatte. So zumindest mein (oberflächlicher) Eindruck. Das Stück groovt und ist gut arrangiert. Ich finde übrigens nicht, dass er da die Opulenz seiner frühen Produktionen überbietet. Da übernimmt das Orchestrale ja teilweise vollständig die Führung über die Aufnahme, was bei „Branded“ nicht der Fall ist.

6. Musicology – Prince
Ich habe Prince seit Anfang der Neunziger komplett links liegen lassen, aber dieses Stück ist wirklich saugut. Man könnte das jetzt bösartig auslegen, dass er erst wieder hörenswert wurde, indem er sich auf sein vertrautes Konzept zurückgezogen hat. Aber wer so arsch-cool grooven kann, darf das.
Eine meiner Lieblings-Aufnahmen von Prince ist übrigens das Bootleg einer After-Show in einem kleinen Club bei seiner 88er Europa-Tour. 10-15 minütige Jams, die genau diesen reduzierten, repetitiven Funk zur Grundlage haben.

7. Right Down Here – Asha Putli
Da haben wir wohl den gleichen Sampler damals gekauft, Malibu. „Right down here“ habe ich damals auf vielen Mix-Tapes verwendet, und nicht nur weil das bekannte „Die da“-Sample darin enthalten ist. Die Orgel bleibt den ganzen Track lang diffus im Hintergrund, auch die Bläser-Sätze sind immer etwas gebremst und lassen Asha Putli immer im Vordergrund agieren. Ich mag die Stellen, an denen ihr Gesang eine Schleife in die tiefen Töne zieht, ganz besonders. Das hat fast schon was Erotisches. Hot!

8. Black Satin – Miles Davis
Zu „Doo-bop“-Zeiten hatte ich mal ein größeres Interesse für Miles Davis entwickelt und mich durch viele CDs gehört und seine Autobiographie gelesen. Aber trotz aller Genialität, die ich auch aus „Black Satin“ heraushören kann, bleibt mir der Zugang zu dieser psychedelischen Phase verwehrt. Dennoch eine sehr interessante Facette in deiner Groove-Compilation.

9. Rocket Number Nine – Sun Ra
Die Bestätigung, dass ich in meinem tiefen Inneren doch hauptsächlich dem Pop verhaftet bin. Und das ist was Anderes, fast Verstörendes. Nicht meins.

10. Black Panta – Lee ‚Scratch‘ Perry
Puh, ich fühle mich wieder heimischer. Es gibt zwar nur wenige Dub-/Reggae Künstler mit denen ich mich tiefgehender beschäftigt habe (bspw. Linton Kwesi Johnson), aber als Einfluss für viele Produktionen, die ich schätze, war dieser Stil immer präsent. „Black Panta“ gefällt mir so gut, dass ich mich demnächst mal nach einer Perry-Platte umschauen werde.

11. Don’t Test /Wu Stallion – Suga Bang Bang
Dieser Zusammenprall von totalem Laid-Back Sound und einem fast extatischem MC finde ich toll. Meditativ und fordernd zugleich.

12. Hard Times – Curtis Mayfield
Auf meiner Platten-Kaufliste steht derzeit Curis Mayfield ganz, ganz oben. Und nur weil sich so viele andere Entdeckungen vorgedrängelt haben, kenne ich bisher nur eine Greatest Hits-Compilation. Wunderbarer Track.

13. I Was Dancing in the Lesbian Bar – Jonathan Richman

Nach diesem Riesenbogen durch die verschiedenen Musikstile, die alle den Groove in mehr oder weniger offensichtlicher Form beinhalteten, wirkt dieses Stück fast so, wie es Banana Joe augenzwinkernd ausdrückte: „White men can`t groove“. In diesem Kontext kann Richman nur verlieren, dennoch ein witziger Song, der von mir Sympathie-Punkte bekommt.

Danke, für diesen schönen Ausflug durch die Musikgeschichte.

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Wake up! It`s t-shirt weather.