Re: Wider den Lautheitswahn: Das ausführliches Interview mit Eroc jetzt online!

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ah-um

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Auffällig ist, dass Eroc offenbar gar nicht die Dynamikkompression als solche beklagt, sondern nur über den stümperhaften Umgang mit der „Digital Null“ und den dadurch hervorgerufenen Datenschrott schimpft.
Vom klassischen Hifi-Standpunkt aus gehört zu einer möglichst naturgetreuen Abbildung der Schallereignisse auch eine möglichst realitätsnahe Dynamik. Folgerichtig wettern „Audiophile“ kräftig gegen den durch Pegelanhebung bedingten Dynamikverlust.
Eros dagegen scheint die Dynamikkompression als selbstverständlichen Teil der Popmusik zu begreifen. In der Tat hat sich Pop noch nie allzusehr um „naturgetreue“ Wiedergabe geschert, sondern mit bewusst artifziellen Klangbildern gearbeitet. Teilweise sogar verbunden mit einem ausdrücklichen Bekenntnis zum „Lofi“. Popmusik klang und klingt fast nie audiophil im klassischen Sinn.
Davon zu unterscheiden sind die (vereinfacht gesagt) Verzerrungen, die beim Übersteuern entstehen und gegen die sich auch Eroc wendet. Digitaltechnik reagiert da wesentlich zickiger, während die Verzerrungen bei Analogtechnik oft noch als „warm“, „menschlich“ oder „charaktervoll“ empfunden werden. Nichtsdestotrotz fügen auch sie der Natur etwas hinzu, was da eigentlich nicht hingehört, sind schönfärberisch und verstoßen somit gegen das klassische Hifi-Ethos, das Neutralität und Naturtreue verlangt.

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There is a crack in everything; that's how the light gets in. (Leonard Cohen)