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Habe „Face the Music“ vor einigen Tagen beendet und bin immer noch schwer begeistert. Von den Autobiografien der klassischen Besetzung (und auch überhaupt) klar das beste Buch. Bis auf Pauls Schilderungen seiner, teils traumatischen, Kindheit und seinem Werdegang zu Prä-Wicked Lester/KISS Zeiten erfährt man zwar nichts neues, nur halt Pauls Sicht der Dinge und das macht ja am Ende auch den Reiz des Buches aus. Am Interessantesten fand ich seine Ausführungen zu den 80ern, durch die er die Band bekanntlich fast gänzlich im Alleingang segelte. Natürlich will man auch wissen, was er zu seinen Kollegen zu sagen hat und bis auf Tommy und Eric (Singer) kommt keiner wirklich gut weg.
Für Peter findet er fast keine nette Worte, zeichnet stattdessen das Bild eines unmusikalischen Stümpers, der unzählige Takes (inkl. expliziter Einweisungen) braucht, um ein Stück aufzunehmen, mit ausgeprägtem Hang zum Größenwahn. Ace ist halt Ace, ein opportunistischer Faulpelz. Selbst Gene kommt (vor allem in den 80ern) nicht gut weg, wobei Paul aber mehrmals betont, daß die beiden sich trotz aller Reibereien brauchen und sie inzwischen wieder im Reinen sind. Vor Selbstkritik schreckt Paul aber auch nicht zurück, besonders im Hinblick auf Eric Carrs Tod.
Am schönsten fand ich aber die vielen kleinen Anekdoten, etwa wenn Paul zum zehnjährigen Klassentreffen geht und zwar einzig und allein um allen eins auszuwischen und um eine alte Flamme, die ihn seinerzeit nicht ran ließ, ins Bett zu bekommen, weshalb er seine Playmate-Freundin (oder war es ein Penthouse-Girl?) vorsorglich zuhause ließ. Oder Wenn Peter ihn bei seinem Gastspielt als Phantom der Oper besuchen und beide gemeinsam einen netten Abend verbringen, ganz ohne Egos oder sonstwas.
Ob das jetzt die ganze Wahrheit ist, wahrscheinlich nicht. Die liegt wohl irgendwo zwischen den ganzen Erzählungen. Nichtsdestotrotz bleibt „Face the Music“ ein eloquent geschriebenes und vor allem höchst unterhaltsames Buch.
Aufgrund der allgemeinen Wertschätzung für „Unmasked“, die ich so bisher nur hier im Forum wahrgenommen habe, drehte das Album in den vergangen Wochen seit langer Zeit die eine oder andere Runde. An meiner Einschätzung indes hat sich nichts geändert: für mich ist es kein verkanntes Meisterwerk, sondern eine der schlechtesten KISS Platten überhaupt, falls man überhaupt von einem KISS Album sprechen kann. Peter war bereits draußen und Gene hatte auch schon keine Lust mehr, ist eh nur auf 5 von elf Tracks zu hören. Also allenfalls ist „Unmasked“ ein Paul Stanley/Ace Frehley Album.
Dann ist da noch das nett gemeinte, augenzwinkernde, aber überhaupt nicht zum Album passende Cover und die glattgebügelte ready-for-Radio Produktion, die ihnen ganz und gar nicht steht. Wäre der Sound in etwa so wie bei den Demos, gäbe es schonmal ein Pluspünkten. Und die Songs reißen bis auf „Shandy“, „Naked City“ und vielleicht noch „Tomorrow“ auch nichts. Kein Wunder also, daß Alben- und Ticketverkäufe danach zurückgingen.
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Es ist Breitling, scheiß auf deine Aldi-Uhr / Auf meinem nächstem Cover halt ich das Excalibur