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gollumNur ein kleiner Nachschlag zu Deiner tollen Recherche
Liest man die Originaldokumente des Weißen Hauses dazu, hat erst Nixon die Brücke von den Beatles zur Drogenkultur geschlagen. Elvis „Anschwärzen“ ging eher in Richtung: Hier die dicke Kohle abziehen und dann daheim in UK gegen die USA Stimmung machen.Amtlicher Aktenvermerk Bud Krogh vom 21.12.70, 12.30 p.m. (Auszug):
“Presley indicated that he thought the Beatles had been a real force for anti-American spirit. He said that the Beatles came to this country, made their money, and then returned to England where they promoted an anti-American theme. The President nodded in agreement and expressed some surprise. The President then indicated that those who use drugs are also those in the vanguard of anti-American protest. Violence, drug usage, dissent, protest all seem to merge in generally the same group of young people. …”
Wow, gollum. Vielen Dank für die zusätzlichen Dokumente :dance:. Darf ich fragen, wo Du die her hast? Die sind – ich schaue aber noch mal genau nach – nicht in der fetten FBI-Akte (ein riesiger Wälzer mit z.T. schlecht lesbaren Kopien der Dokumente) über Elvis Presley enthalten. Zeigt mal wieder, dass man gar nicht genug Originalquellen zu einem Sachverhalt haben kann :-).
Leider ist bislang offensichtlich nirgendwo dokumentiert, was Elvis denn nun wortwörtlich gesagt hat. Die FBI-Memos – z.T. ja auch verfasst von Leuten, die nicht immer selbst dabei waren – können somit auch schon wieder interpretierend sein. Aber dass Elvis die Beatles irgendwie ins Spiel gebracht hat, darf wohl als ziemlich sicher gelten.
Was im President’s File nicht richtig rauskommt, ist, dass Elvis den Präsidenten zum Abschied umarmt, als der ihm (endlich) die BNDD-Marke zugesteht. So jedenfalls liest es sich in Bud Kroghs Buch von 1994 u. ich meine auch bei Jerry Schilling, beide waren (Schilling nur am Schluss) beim Meeting ja anwesend. In Kroghs Memo im President’s File v. 21.12.70 liest es sich am Schluss nämlich so als wäre Elvis ein persönlicher Fan von Nixon gewesen u. hätte ihn deswegen spontan umarmt. Letzteres passt aber nicht zu den Ereignissen vorher und nachher.
Die Umarmung hat aber in jedem Fall auf die Beteiligten im Weißen Haus großen Eindruck gemacht, denn NIEMAND sonst käme auf die Idee den amerikanischen Präsidenten, den höchsten Repräsentanten des Staates, mal eben so zu umarmen (wie Krogh in einem Interview bemerkte). Schade, dass es damals keine Präsidentin gab, die hätte sich nämlich wahrscheinlich noch dazu einen fetten Schmatzer eingefangen :lol:. Wie auf unzähligen Schnappschüssen dokumentiert, hatte der King da ja so gar keine Berührungsängste.
Im Januar 1971 erhielt Elvis die Auszeichnung zu einem der „Ten Outstandig Young Men of America“, was er zum Zeitpunkt seines Besuches im Weißen Haus schon wusste. Bei der Befragung der 10 Kandidaten durch die Jury, die unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand, muss Elvis auch gesagt haben, dass er nix von anti-amerikanischen“ Aktivitäten hielt. Muss mal schauen, ob ich da nicht die genaue Quelle finde…
Noch interessanter wäre es jetzt, wenn man herausfinden könnte, was der gute Elvis denn nun genau über die Beatles gesehen oder gelesen hat, dass er zu diesem Negativbild kam. Denn als die Jungs ihn 1965 besuchten, fand er sie sympathisch. Und er, der in seiner umfangreichen Plattensammlung nicht so viele LPs von Bands hatte und schon gar nicht gleich mehrere, hatte allein 4 Alben der Beatles. Scheinbar betraf es auch nicht alle Beatles-Mitglieder im gleichen Maße, denn George Harrison (oder war es Ringo?) hat selbst erzählt, dass er ihn später in den 1970ern backstage in Las Vegas getroffen u. wohl auch kurz mit ihm gesprochen hat. Leute, die Elvis nicht sehen wollte, wurden i.d.R. einfach nicht vorgelassen.
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