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wernerWobei die Analyse von Elvis‘ Zustand zu positiv ausfällt. Ich hab jetzt noch mal meinen Vater gefragt, wie das Anfangs 77 in Orlando war. meine amerikanische Granny hatte runden Geburtstag, Geschenk war ein Elvis-Konzert (den sie seit den 50s öfter gesehen hatte). Die Familie ging nach Orlando (Oma wohnte in Florida).
Laut menem Vater und meiner Schwester wäzte sich ein Fleischberg über die Bühne, manchmal taumelnd, undeutlich redend, Töne oft nicht treffend (Can’t help falling in Love, usw.).
Jedenfalls muss meine Oma wohl geweint haben („What a grief“). Sie verließ das Konzert früher, mein Vater blieb bis zum Schluss. Zum Glückhabe ich mich damals, in meinem jungen ALter, nicht für Elvis interessiert (eher für langhaarige Gitarrenmonster, Westcoast und Zappa), womit mir das erspart blieb.
Welche zu positive Analyse von mir meinst Du? Dass Elvis vor allem im Zeitraum 1976/77 sprunghafte und teilweise richtig schlimme Konzerte gegeben hat, ist unbestritten. Meine Güte, der Mann war gesundheitlich am Ende, er ist 1977 GESTORBEN. Letztendlich ist auch völlig egal, wieso er gesundheitlich am Ende war. Das ändert nix am Ergebnis. Wie er in diesem Zeitraum aussah, kann sich jeder anschauen, der sich auf YouTube Videos wohlmeinender Fans anschaut, die bis heute nicht drüber weg sind, dass auch ein Elvis Presley letztendlich nur ein Sterblicher war – auch nicht anders als, sagen wir, Karl-Heinz von nebenan.
Den Halbgott, den Du weiter oben angesprochen hast (ich sehe jetzt, Du bist familiär vorbelastet :lol:), den gibt es doch gar nicht, den hat es auch nie gegeben. Er war schlicht die Art von Projektionsfläche, mit der man im Musik- und Filmgeschäft viel Geld macht. Hätte es ihn nicht gegeben, hätte man ihn glatt erfinden müssen. Nun ja, das versucht die Musikindustrie ja auch – mit wechselndem Erfolg ;-).
Der einzige Unterschied zwischen Elvis Presley und Karl-Heinz von nebenan ist – okay, neben Elvis unbestrittenem Talent -, dass Karl-Heinz angesichts seines vorzeitigen Ablebens das Glück hat, posthum nicht mit dieser Pseudobetroffenheit (häufig auch schlecht getarnte Schadenfreude) überhäuft zu werden, die aus nichts anderem resultiert als dem Unvermögen sich mal von der eigenen Projektion ein Stück weit zu distanzieren und zu fragen, was man selbst denn mit eben diesem Herumreiten auf immer wieder denselben Themen (taumelnder Fleischberg) kompensiert. Würde man das bei Karl-Heinz auch so machen? Wohl kaum.
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