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werner Wie beurteilt patricia dann folgendes Zitat aus „Shout“ von Philip Norman:
„Once the standard bearer for rebellious youth, Elvis now looked with horror on the drug counterculture (in which he not include his own massive narcotic intake, those all being supplied on doctor’s prescription). …. and later, the King would personally urge America’s new president Nixon, not let the Beatles into the country again.“
Das ist ein interessantes Zitat und ist auch insofern eine richtige Beobachtung bis auf den letzten Satz. Da würde ich Philip Norman mal fragen, woher er diese Information hat, dass Elvis die Beatles nicht mehr ins Land lassen wollte. Wie schon dargelegt, brachte Elvis das Aufkommen der drug counterculture zeitlich in Zusammenhang mit der British Invasion, als deren wichtigste Vertreter er – und auch so ziemlich jeder andere – die Beatles sah. Das hat er laut FBI-Memo tatsächlich gesagt. Dem zitierten Autor Philip Norman würde ich ebenfalls mit einem etwas längeren Zitat antworten, und zwar einem von Douglas Brode, der meiner Ansicht nach hier den Nagel auf den sprichwörtlichen Kopf trifft:
“That the central figure of the 1950s youth revolution could, a mere 15 years later, appear a symbol of conservative mainstream values seems an aberrant situation. Nothing could be further from the truth. The paradox of Elvis Presley – damned by Nixon in ’55 embraced by him in 70 – offers a variation on a continuing theme while signifying a recurring trend in our society. Lest we forget, John Dos Passos – U.S.A. author and firebrand radical of the Depression – supported arch-conservative Barry Goldwater for president in 1964. There are those who may think it strange Elivs could be viewed as a reactionary in 1968. Only recall then that a significant number of 1968’s own “revolutionaries” – rock balladeers Bob Dylan and Neil Young, presidential hopeful Eugene J. McCarthy, political satirist Mort Sahl, black separatist Eldridge Cleaver, film director Dennis Hopper and yippie leader Jerry Rubin, among others – all fervently supported Ronald Reagan’s 1980 bid for the presidency. In their case, it took considerably less time for the reversal to occur than with Elvis. This suggests that Alvin Toffler’s theory of “Future Shock” may be correct: ‘Changes occur so quickly that we barely have time to adjust to the new order before everything alters again’. Today’s radicals are tomorrows reactionaries, less owing to any about-face on their part than because, by holding true to their original ideals, others who observe them undergo the illusion that they have changed. More correctly, the entire zeitgeist has shifted, causing us to perceive them from an altered line of vision.”
werner Im übrigen ist es natürlich einfach zu sagen, dass der King, als er den Brief an Nixon schrieb, nicht ganz bei sich war. Das ganze Drumherum um dieses Treffen legt diesen Verdacht nicht nahe.
Und: All diese Sachen machen natürlich die Musik des King keinen Deut schlechter, auch seine Person, denke ich, hält das in der Beurteilung aus. Dennoch sollte man bedenken, welchen Weg der King gegangen ist vom Jugendzerstörer bis zum handshaker von Trick Dicky Nixon. Mal abgesehen von der Geschichte mit den Beatles.
Richtig, deswegen habe ich das ganze Drumherum ja auch so ausführlich geschildert. Im Falle von Elvis hat es sich eingebürgert, immer dann, wenn er irgendwas sagte oder tat, vor allem in den 1970ern, was nicht ins Bild passt, darauf zu verweisen, dass er wohl auf Droge war. Dabei wird verneint, dass der gute Elvis eben nicht eine so glatte Persönlichkeit war, wie dies in seinen Filmen der 1960er kolportiert wird. Er liebte martialische Sportarten, eine drastische Ausdruckweise (man höre nur mal, was er bei Konzerten und Aufnahmesessions so vom Stapel ließ), fand den Erhalt von Recht und Ordnung eine verdammt gute Sache und war offensichtlich der Ansicht, dass man seinem Land gefälligst dienen sollte, gerade wenn’s ungemütlich wird. Und die, die die eigene Sicherheit garantieren, unterstützt man, statt ihnen lange politische Vorträge zu halten, die sie am Ende gar nicht verstehen (A little less conversation, a little more action).
Elvis Presley hat im geteilten Deutschland in einer Panzerdivision gedient und war hier an der deutsch-deutschen Grenze auf Manövereinsatz – laut mehrerer eigener Aussagen, hat ihn seine Army-Zeit sehr geprägt, es darf, ohne überzuinterpretieren, angenommen werden, dass er dem Kommunismus sehr ablehnend gegenüber stand. Er verfolgte, anders als dies häufig in Biografien behauptet wird, das Zeitgeschehen sehr genau (verschiedenen tatsächlich nahe stehenden Personen zufolge war ein „news buff“, der nicht nur viel TV schaute, sondern auch sehr viel las) und bildete sich so seine Meinungen, die man wahrlich nicht teilen muss, aber mit denen man sich auseinandersetzen sollte.
Dass Elvis die Aloha-Show nutzte, um die Nationalflagge auszurollen – das symbolträchtige Ausbreiten des Aloha-Capes mit dem amerikanischen Adler darauf – ist sicher kein Zufall. Bud Krogh übrigens berichtet in seinem Buch, wie fasziniert Elvis von den Fahnen im Oval Office war, die eben dieses Motiv zeigten… „I call it America and I love it“, sagte er. Ist so viel Nationalstolz peinlich unkritisch? Vielleicht, zumal wenn man die jüngere Geschichte der USA bedenkt. Würde Elvis Presley dies heute so stehen lassen? Vielleicht nicht. Aber das müsste man ihn eben fragen :-).
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