Re: Lieder ohne Worte – Delias Kreis der Davidsbündler

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claraschumann

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fuchs@katharsis

Ich glaube, in diese Reihe gehört auch Dvoraks Cello-Konzert.

Ich empfinde es als wunderbar melodiös. Clara, wie ist das Zitat von Brahms genau – ich bekomme es nur noch sinngemäß zusammen: Wenn mir nur halb so viel Melodien einfallen würden wie Dvorak, wäre ich schon glücklich.

Bewundernswert die Fähigkeit zur Selbstkritik bei Brahms, dessen Stärke im allgemeinen die Durcharbeitung kleiner Themen zu gewaltigen Werken ist, aber seinen Melodien fehlt oft der große Bogen, oder sie sind gelegentlich sogar fast trivial.

Böse Musiker singen zu den Anfangstakten der 4. Symphonie z.B. „Mir fällt mal wieder gar nichts ein…“

Aber ich will es keinesfalls mit dir verderben, Clara. Einige Werke des Meisters gehören auch zu meinen Alltime Favourites.

Bei den Sinfonien habe ich seltsamer Weise von hinten angefangen, und bin nun zum Schluss gekommen, dass mir sehr wohl die Erste auch die liebste ist. Das Beethoven-Zitat ist sehr gut aufgehoben und intelligent eingewoben und ich meine die Arbeitszeit (nun muss es ja nicht immer so lange sein, aber…) von 12 Jahren hat doch einiges dazugetragen, dass sich das Werk wirklich voll entwickeln konnte. Ich habe selbst ja das Gefühl, die anderen Drei kamen ein wenig zu schnell hinterdrein, da fehlt ein wenig die natürliche Reife. Mendelssohn war in Italien und Schottland, Schumann hatte seine Erfahrungen in Dresden und Düsseldorf bezüglich der Rheinischen, was bei Brahms, wenn ich nun nicht arg danebenliege bei seinen Sinfonien in dieser Form nicht vorhanden war. Insofern verscherzt du es dir keineswegs mit mir. Kritik darf, ja muss sein! :-)
Brahms ist ein schwieriger Fall und mein Lieblingskomponist ist ja nun doch Mendelssohn geworden, der sicher in einer anderen, viel melodiöseren und freundlicheren Klasse als Brahms spielt.
Ich habe es wohl vorallem meiner „Liebe“ zur Persönlichkeit Brahms zu verdanken, dass ich immer drangeblieben bin bis es letztendlich „Plopp“ gemacht hat. Das Doppelkonzert war ein grober Klotz beim ersten Mahl, nicht schwer, aber hart und spröde. Es war wirklich Arbeit sich dort hineinzuversetzen, eben weil Brahms es einem sehr schwer macht, weil er sich bewusst versperrt.
Ich bin mir nicht sicher ob er gerne gehört hätte, aber ich habe mich nicht daran gehalten, als er sagte „In meinen Tönen spreche ich“, ich habe viel, eigentlich das meiste meines Brahmsbildes und meiner -liebe vorallem der Literatur zu verdanken.
Ich meine nicht, dass er störrisch ist, weil es nichts gibt oder weil er nicht anders kann; ich meine, er will vorallem, dass nichts davon nach außen kommt.
Insofern würde ich das Dvorak-Zitat fast schon so interpretieren, dass es ihm nicht direkt um das Talent des Melodienschreibens geht sondern um die emotionale Fähigkeit, sie letztendlich auch auszudrücken, eine Fähigkeit, die bei Brahms nun doch fast einstimmig vermisst wird und die meiner Meinung nach auch mit dem Unmelodiösen seiner Werke zusammenhängt.
Dann wird es schon fast psychologisch.
Meine Güte, es ist spät, ich höre vorsorglich mal auf und mache mir morgen früh nochmal meine Gedanken. ;-)

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