Re: Lieder ohne Worte – Delias Kreis der Davidsbündler

#5893863  | PERMALINK

claraschumann

Registriert seit: 04.01.2007

Beiträge: 3,860

11. Peter Tschaikowsky – Ouverture Solennelle 1812 Op.49

Auf zum Zapfenstreich mit Tschaikowsky! (Für volle Sinfonien, habe ich gemerkt, fehlt mir gerade ein wenig die Muse).

7. September, 1812.
Napoleon Bonaparte steht General Kutuzov bei Borodino, 120 km westlich von Moskau, gegenüber. Die Schlacht zählt bis zu 100.000 Tote und bringt keiner Seite einen Sieg, bricht jedoch der bisher als unbesiegbar geltenden französischen Armee das Genick.
Die Versorgung der Soldaten war gekappt und konnte nicht mehr gewährleistet werden, weshalb Napoleon sich dazu genötigt sah in diesem desolaten Zustand Moskau einzunehmen, das sich widerstandlos ergab.
Was er jedoch vorfand, war keine Möglichkeit auf ein Winterquartier um seine Streitkräfte zu regenerisieren, sondern eine von der zurückweichenden russischen Armee bis auf den Grund zerstörte und verwüstete Geisterstadt.
Der einzig mögliche Ausweg für die Franzosen lag nun in einem vollständigen Rückzug, der gepflastert war mit den harschen Termperaturen des rusischen Winters, Hungersnöten und feindlichen Streitkräften, die ihnen den Weg zurück versperrten.
Nachdem Napoleon seine einst größte Armee der Welt im Dezember aufgegeben und ihrem Schicksal überlassen hatte, war sie auf ein Zehntel ihrer originalen Größe zusammengeschrumpft.

70 Jahre später, also 1882, erhielt der russische Komponist den Auftrag, dieser erfolgreichen Abwehr der französischen Armee bei Borodino ein musikalisches Denkmal zu setzen.
Am bekanntesten dürfte das Werk für seine musikboxensprengenden Kanonenfeuer und Glocken sein. Seine Uraufführung fand am 20. August 1882 in der Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau statt.

Musikalisch beginnt die Ouverture sehr feierlich, der darauf folgende Einsatz von Hörnern steht für die marschierende Armee. Die ersten Siege der Franzosen und die Besetzung Moskaus wird durch das Einflechten der Marseillaise symbolisiert.
Ein russisches Volkstanzthema gedenkt der Schlacht, die Napoleons Nachhut schlägt. Der Rückzug von Moskau im Oktober 1812 wird durch ein langes Diminuendo (Leiserwerden) ausgedrückt. Die folgenden Kanonenschüsse sollen die militärischen Angriffe der russischen Artillerie auf die französischen Flanken darstellen. Mit Glockengeläut und der musikalischen Darstellung eines Feuerwerks wird schließlich der Sieg und die Befreiung von der französischen Besatzung gefeiert. Unter den Kanonen und Hörnern hört man die russische Zarenhymne von Alexei Lwow „Gott erhalte den Zar“. Die russische Hymne wird im Kontrapunkt zur vorher gehörten Marseillaise geführt.

Zusätzliche Bekanntheit erhielt das Stück, wie auch der Ungarische Tanz Nr. 5, das Poco Allegretto (Brahms) und das Adagietto (Mahler), durch den Einsatz in einem Film, hier im 2006 erschienenen „V wie Vendetta. Desweiteren verwendete die britische Gruppe The Move Passagen für ihren 67er Hit Night Of Fear.

Ich habe bisher eine Aufnahme des Boston Pop Orchestra, aber ich bin sicher es gibt viel bessere. Nicht weil die Orchestrierung nicht stimmig ist, aber bezüglich der besten Aufnahmequalität empfehle ich hier immer dem Klang der Kanonen und dem daraus resultierenden Gesichtsausdruck unbehelligter Nachbarn nachzugehen. Meiner Meinung nach steht und fällt es damit.

Kurz gesagt: Bass audrehen und laut hören! :-)

Teil 1
Teil 2

--