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10. Claude Debussy – Children´s Corner Suite, L. 113
Heute mal eine kleine Spätschicht und weil ich auch nicht immer Lust habe mich durch ganze Sinfonien zu wälzen, jetzt mal wieder eine fabelhafte, kleine Klavier-Reihe von meinem musikalischen Favoriten an der Schnittstelle der ausgehenden Ära der Romantik hin zur Moderne des 20. Jahrhunderts.
Der Komponist Claude Debussy wurde am 22. August 1862 als erstes von insgesamt fünf Kindern geboren und wuchs in bescheidenen Arbeiterverhältnissen auf in denen Musik keine wirkliche Rolle spielte.
Auch ging er nie zur Schule, ein Grundsatz an Bildung wie Lesen, Schreiben und Rechnen wurden ihm von seiner Mutter vermittelt.
Durch einen Zufall wurde eine gewisse Madame Mauté de Fleurville, eine Frau wohlhabender Kreise und ehemalige Chopin-Schülerin, auf das Kind aufmerksam und bot an, für Debussys Ausbildung am Klavier zu sorgen, was seine Eltern gern annahmen. Innerhalb von zwei Jahren machte Madame Mauté de Fleurville Debussy zu einem erfolgreichen Kandidaten für die Aufnahme am Pariser Konservatorium.
Von seinem zehnten Lebensjahr an verbrachte Debussy nun 12 Jahre mit dem Studium der Musik am Konservatorium, eine Zeit die regen Auf und Abs ausgesetzt war.
Einige Dozenten symphatisierten mit dem als rebellisch geltenden Zögling, andere wollten diesem Gebären dringend Einhalt gebieten. 1874 errang Debussy jedenfalls einen 2. Preis mit dem Vortrag eines Klavierkonzerts von Chopin, 1875 glückte ihm sogar der 1. Preis mit der Ballade in F-Dur ebenfalls von Chopin, das Vorspielen von Beethoven- und Schumann-Werken blieb jedoch bei den Kritikern erfolglos und eben diese Misserfolge bewirkten eine Zäsur in der Zukunftsplanung Debussys weg vom Klaviervirtuosen hin zum Komponisten.
In den Augen und/oder Ohren mancher Kritiker gilt Claude Debussy als musikalischer Impressionist, als direkter Weggefährte von Malern wie Monet und Renoir, andere vergleichen ihn mit Dichtern des Symbolismus wie Baudelaire und Verlaine.
Was Debussy auf jeden Fall erreichen wollte, war eine neue Art der musikalischen Sprache. Tatsächlich lies er sich von den selben Dingen inspirieren, die auch die französischen Impressionisten angezogen hatte, hauptsächlich in der Natur, in Wolken, im Regen und Wind und der Sonne (siehe auch Jardins Sous La Pluie, vom Träumerei-Sampler weiter vorne im Thread, fabelhaft!).
Zusammen mit einer nie zuvor dagewesenen Art die Noten auf dem Papier zu bündeln und niederzuschreiben mischte sich Debussys Arbeit zu einem Klang zusammen, der einige Generationen von klassischen und jazz-inspirierten Pianisten beinflusste und inspirierte.
Die hier vorgestellte Children’s Corner Suite ist ein Werk für Solo-Klavier in der Art von Robert Schumanns bestens bekannten Kinderszenen und wurde 1908 fertiggestellt und veröffentlicht.
Das Werk ist Debussys damals dreijähriger Tochter Claude-Emma gewidmet.
Es besteht formal aus sechs Teilen, alle zwischen 2:10 und 3:47 lang, die jeder einen eigenen Titel tragen.
— Doctor Gradus ad Parnassum
— Jimbo’s Lullaby
— Serenade for the Doll
— The Snow is Dancing
— The Little Shepherd
— Golliwogg’s Cakewalk
Wo Schumann in seiner Kindheitserinnerung auch kurze „Fetzen“ oder Skizzen einsetzte, von einer halben Minute Länge, präsentiert Debussy fertige „Songs“ in der entsprechenden Laufzeit.
Auch den Stil kann man nicht vergleichen, Debussy spielt schnell und hart, mit richtigen Ecken und Kanten, dabei aber auch melodiös, kurz ausgedrückt, als Kind seiner Zeit.
Bekannt ist sicherlich ganz allgemein sein Claire de lune aus der Suite bergamasque, für sein bestes Werk halte ich bereits erwähntes Jardins sous la pluie aus Estampes, als großartige Ergänzung zu den Kinderszenen gehört aber auch diese Suite in jede gute Sammlung.
Ich habe eine Aufnahme mit Peter Frankl am Klavier.
Dr. Gradus ad Parnassum
Jimbo’s Lullaby
Serenade for the doll
Snow is dancing
The Little Shepherd
Golliwog’s Cake-walk
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