Re: Lieder ohne Worte – Delias Kreis der Davidsbündler

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claraschumann

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9. Gustav Mahler – Sinfonie Nr. 5

Ich bin noch jung und disziplinlos, ich darf mich hier noch etwas im Kreis drehen, unpünktlich sein und wahllos Werke rezensieren, wie sie mir in die Hände fallen. Da kommt es dann gleich zu Beginn zu ein paar Doppelungen obwohl noch einige andere Schlange stehen, von den Wünschen habe ich aber keinen vergessen!

Von Zeit zu Zeit verlasse dann auch ich meinen bisherigen Trampelpfad und begebe mich auf Neue Bahnen um eine neue Kraft der Musik zu entdecken. Nachdem ich nun einen ersten Satz grundlegender Werke Schumanns und anderen üblichen Verdächtigen mein Eigen nenne, fühlte ich mich angeregt manche neuen, bedeutenden Talente kennenzulernen, wenn es auch schwerere Kost darstellt und deren Produktionen mehr einem engeren Kreise bekannt sind.
Eines schönen Tages hatte ich mich jedenfalls in die Stadt aufgemacht und war auf ein nettes Angebot gestoßen, fünf klassische Werke zum Preis von vieren zu erstehen, was ich sehr gerne annahm.
Und dabei ist er zu mir gekommen, ein junges Blut aus Kalischt/Böhmen, dort in dunkler Stille schaffend, aber von einem trefflichen und begeistert zutragenden Lehrer gebildet in den schwierigsten Satzungen der Kunst, mir kurz vorher von einem bekannten Forumianer (;-)) empfohlen.
Um bereits im Äußeren alle Anzeichen eines künftigen Genies zu erkennen, muss ich gestehen, bin ich noch ein wenig zu jung und ungeübt, doch der Herr Komponist tat den Mund auf und sprach folgendes:

„Unter dem ganzen Heere der Nachbeter, die sich bis heute nicht entblöden, Schumann von oben herab zu behandeln und zu belächeln, hat Wagners Irrtum und heftige Parteilichkeit bedauerlichen Schaden angerichtet.“

…und da wusste ich, das ist ein Berufener.

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Um nun mit meinen eigenen Worten zu sprechen, das hier vorliegende Werk ist mein erstes Werk von Gustav Mahler überhaupt, ich habe mich zuvor noch nicht mit ihm beschäftigt, nun aber eingesehen, dass ich dies dringend nachholen muss.

Wie immer zuerst zur geschichtlichen Einordnung dieser Sinfonie.

Nachdem Mahler am 25. Februar 1901 fast an einer schweren Darmblutung verstorben wäre und nur durch das sofortige Eingreifen befreundeter Ärzte gerettet wurde, begab sich der Komponist auf eine dreiwöchige Genesungsreise nach Kroatien, damals noch zu Österreich-Ungarn zugehörig.
Den Sommer desselben Jahres verbrachte er am Wörthersee, wo er sich über den ersten Satz, den Trauermarsch, an die Arbeit seiner fünften Sinfonie machte.
Seine Frau Alma, der das Komponieren von Seiten ihres Mannes verboten worden war, war zum blosen Kopieren der Noten befehligt worden. Zwei Jahre später besorgte auch sie die endgültige, druckfähige Reinschrift und nocheinmal ein Jahr später, am 18. Oktober 1904 wurde die Sinfonie in Köln unter Anwesenheit des Komponisten uraufgeführt.

Von allen Sinfonien Mahlers wird seine Fünfte als beliebtestes und bekanntestes Werk bezeichnet, wohl auch nicht zuletzt durch seine Einsetzung als musikalische Untermalung zu Lucchino Viscontis Film „Tod in Venedig“.
Grundsätzlich schuf Mahler viel Neues mit seinem Werk in der Welt der sinfonischen Musik, wohl passend zum Beginn des noch neuen und jungen 20. Jahrhunderts.
Formal hatte sich die Sinfonik bisher in vier oder fünf festen Sätzen bewegt, Mahler unterteilte seine fünfsätzige fünfte Sinfonie nocheinmal auf in drei Teile.
Der erste Teil umfasst den ersten und zweiten Satz, die jeweils noch aus drei Untersätzen bestehen.
Der zweite Teil gehört dem in fünf Untersätze aufgegliederten dritten Satz alleine.
Der dritte und letzte Teil beinhaltet den vierten Satz, das weltberühmte 10-minütige Adagietto aus oben genanntem Film, sowie den fünften, finalen Satz, der noch einmal unterteilt ist in drei Untersätze.

Alles klar? :teufel:

Mit einer Länge von über siebzig Minuten schafft die Mahler’sche Sinfonie so viel in einem einzigen Stück wie die Schottische und die Rheinische von Mendelssohn und Schumann zusammen.
Wer vor relativ schwerer Kost und der Länge des Werkes keine Angst hat, findet hier auf jeden Fall einen guten und intensiven Begleiter durch den November und den Rest der dunklen Jahreszeit hindurch.
Ich höre grade eine Aufnahme der Wiener Philharmoniker unter der Leitung von Lorin Maazel.

Trauermarsch part 1
Trauermarsch part 2
Stürmisch bewegt. Mit größter Vehemenz part 1
Stürmisch bewegt. Mit größter Vehemenz part 2
Scherzo. Kräftig, nicht zu schnell part 1
Scherzo. Kräftig, nicht zu schnell part 2
Adagietto
Rondo-Finale. Allegro part 1
Rondo – Finale. Allegro part 2

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