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8. Robert Schumann – Sinfonie Nr. 3 in Es-Dur, „Rheinische“, Op. 97
Geht man nicht chronologisch nach Veröffentlichungsdatum sondern nach dem Zeitraum an der Schumann an seinem Werk arbeitete, so ist diese Sinfonie seine letzte, enstanden während der letzten beiden Monate im Jahre 1850. (Die Vierte, die Frühlingssinfonie, war bereits 1841 fertig, aber erst später veröffentlicht worden). Im Kontext seines Lebenslaufes gesehen enstandt die Rheinische in einem letzten Moment des Glückes, zwischen zwei Krisen, der Beruflichen in Dresden und der entgültigen Persönlichen ab 1854.
Bevor ich nun gleich mit einer persönlichen Meinung ankomme, dämpfe ich zuerst mit viel Biographischem ab. :angel:
Wie bei der Schottischen von Mendelssohn, stammt die Bezeichnung „Rheinische“ nicht vom Komponisten selbst, sondern wurde nachträglich von Außenstehenden hinzugefügt. Der Titel verweißt dabei auf die Entstehungszeit, nach dem erzwungenen Umzug der Schumanns von Dresden nach Düsseldorf, erzwungen deshalb, weil Robert in der sächsischen Hauptstadt großen berufliche Niederlagen und geziehltem Mobbing ausgesetzt war.
Nachdem es ihm bereits 1844 verwehrt blieb, die Nachfolge von Felix Mendelssohn als Direktor an dessen Leipziger Konservatoriums anzutreten, zog er mit seiner Familie zuerst odyseengleich nach Dresden. Die Zeit dort blieb allerdings geprägt von krankhaften Nervenschwächen und Angstzuständen und nur unter großen Anstrengungen bewerkstelligte Schumann die dortige Arbeit an seiner zweiten Sinfonie, die zu der damaligen Zeit jedoch keinen Erfolg erziehlen konnte. Auch Bemühungen um eine Festanstellung an Konzert- oder Opernhäusern in der Stadt scheiterten. In einer finanziellen Notlage steckend, erreichte Schumann 1849 eine Nachricht aus Düsseldorf, die ihm eine Stelle als Städtischer Musikdirektor anbot. Zuerst zögerte die Familie, da ihr das Rheinland fern und unbekannt war, doch sie hatte fast keine wirkliche Wahl.
Der Empfang in Düsseldorf war herzlich und Balsam für den krisengeplagten Robert, zu dessen Begrüßung hatte das Orchester und der Chor der Stadt einige seiner Stücke einstudiert und es gab einen eigens ihm gewidmeten Ball. Diese Begeisterung für den Zwickauer Komponisten steckte ihn selbst an und wie besessen machte er sich im Zuge dieser euphorischen Welle an die Arbeit der Dritten Sinfonie.
„So schnell sich die Schumanns von der rheinischen Mentalität fesseln ließen, so schnell kam allerdings auch die Ernüchterung: Die im Wortsinn praktizierte „Kommste heut nicht, kommste morgen“-Einstellung des Orchesters machte ihm zu schaffen. War es dann mal vollständig, kämpfte er gegen verpatzte Einsätze. Als die Blechbläser einmal aus Achtlosigkeit das in eine falsche Tonart transponierende Instrument gegriffen hatten, gab es statt eines Einsehens gleich eine Diskussion. Und der Chor schwatzte und lachte während der Proben. Schumann fühlte sich nicht ernst genommen. Schon Ende 1851 überlegte er, das Amt niederzulegen, aber ein sechstes Kind (Eugenie) hatte sich angekündigt.
Nachdem Schumann nach einer Pause im Dezember 1852 wieder als Dirigent auftrat, gab es erste Rücktrittsforderungen. Schumann war zutiefst verletzt.“
Quelle
Nun aber zur Sache.
Ich lasse nichts und niemanden persönlich an „meinen“ Robert rankommen, meiner Begeisterung für ihn liegt auch viel Privates zu Grunde und vorallem die Umstände unter denen ich ihn „kennengelernt“ habe. Das ist und bleibt unkaputtbar, spielt hier nun aber nicht wirklich eine Rolle.
Tatsache ist meine These, dass er in dem Bereich der Sinfonik von anderen Zeitgenossen tatsächlich um ein paar Längen geschlagen wird.
Nun kann das Problem mit Sicherheit auch an mir liegen, aber tatsächlich, fernab davon, dass ich nie sagen würde, sie währen nicht gut, die ersten vier Sätze dieses Werkes brauchten sehr, sehr lange um mich wirklich zu berühren. Es gibt den äußerst großartigen feierlichen, fünften Finalsatz und da höre ich ganz klar zu was Schumann fähig ist, aber er braucht einigen Anlauf hier bei mir.
Habe ich zu oft seine Klavierwerke gehört und mich viel zu sehr darauf verlagert?
Ich höre die Kinderszenen und spüre große innige Freude, ich höre die Papillons oder die drei Romanzen und noch etliches Anderes am Klavier und habe gleich eine ganze schillernde Pallette an Emotionen. Und ganz wichtig, ich höre die Geistervariationen und komme an die Stelle wo Worte zur Beschreibung fast gänzlich versagen, aber bis auf den bereits erwähnten großen Schluss-Satz, der definitiv mit dem letzten Satz der Schottischen von Mendelssohn mithalten kann, ihn vielleicht noch ein wenig übertrifft, macht er mir die Sache nicht ganz leicht.
1. Lebhaft
2. Scherzo. Sehr mäßig
3. Nicht Schnell
4. Ferierlich & 5. Lebhaft
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