Re: 12.08.2007

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wolfgang-doebeling
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KICKS ON 45 & 33

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Weil verschiedentlich danach gefragt wurde, was LH denn so schlimm an den Beatles gefunden habe, daß er sich ob deren medialer Omnipräsenz 1964 vorübergehend ganz aus dem Musikbetrieb zurückzog: er empfand das Medien-Bohei um die Moptops als Kasperletheater, ihre Musik so kindisch wie ihr Publikum. Lees Problem war, daß er ’64 Musik gemacht hat, die zwar für 18jährige schon goutierbar war, nicht aber für 13jährige. Und plötzlich waren es letztere, die kreischend den Ton angaben. „Sie wurden immer jünger“, maulte er, „ich sehr schnell älter“. Die Musik der Beatles, so räumte er ein, hat er sich so genau gar nicht angehört damals („I couldn’t bring myself to listen to that kindergarten stuff“), fand aber auch später keinen Gefallen mehr daran. Die Stones dagegen mochte er sehr („I loved the way they scared the kids, girls grew up in a hurry, wetting their pants by just spinning those records and looking at pictures“.). Wir sprachen ziemlich lange über die Beatles/Stones-Dichotomie jener Tage, es schien Lee ein Bedürfnis zu sein, obschon es ihm fürwahr dreckig ging. Und ich fand mich in die ungewohnte Rolle gedrängt, die Beatles verteidigen zu müssen. Was mir allerdings nicht sonderlich schwerfiel, da ich ja ein ausgeprägtes Faible für die frühen Fabs habe. Erinnert mich an eine Eselei irgendwo hier im Forum, wonach es „Glück“ (also Zufall) für mich gewesen sei, daß Lee sich negativ über die Moptops geäußert habe (so wie es ein „Glück“ für mich sei, daß ich Künstler kenne, die analoge Aufnahmen den digitalen vorziehen). Heilige Einfalt. Aber egal, back to Lee: interessant wurde es dann, als wir zu Nancy und ihrem Beatles-Spleen kamen, zu den heftigen Diskussionen im Studio, zu (wirklich komischen) running gags, frivolen Deals und Stillhalteabkommen. Leider war für all das (und vieles andere) kein Platz mehr im RS-Artikel. Müßte also noch zu Papier gebracht werden. Irgendwann.

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