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Noch zur Diskussion „Wohin am Ende mit der Sammlung?“:
Wenns eine erlesene Sammlung ist und es keine Erben gibt: rechtzeitig an die Meistbietenden veräußern und sich etwas gönnen, eine letzte Weltreise machen, später einen kleinen Alterssitz in der Toskana oder im Schwarzwald kaufen inklusive umfassender häuslicher Pflege (Alters- und Pflegeheime gehören abgeschafft, die Zukunft gehört der häuslichen Pflege).
Stellt Euch mal vor, Doebeling würde seine Sammlung verkaufen; er könnte ja gleich den ganzen Rolling Stone und den halben Springer-Verlag übernehmen. Auf das neue Verlagsprogramm wäre ich gespannt. (Übertrieben, ich weiß, war nur ein Scherz.)
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Zur (offenbar hier schon seit Jahren laufenden???) Diskussion über Tonträger:
Am Beispiel „Buch“ lassen sich die Dinge vielleicht auch ganz gut verdeutlichen. In einem früheren Leben habe ich den anständigen Beruf eines Buchhändlers erlernt und auch einige Jahre ausgeübt. Da lernt man den „physischen Wert“ bestimmter „Informationsträger“ schätzen. Eine grauenhafte Vorstellung, anstelle einer gewachsenen und gepflegten Bibliothek nur noch ein paar „Ordner“ mit einem Haufen PDF-Dateien zu besitzen! Keinesfalls ist es „antiquiert“, auch im digitalen Zeitalter am Buch festzuhalten. Man ist auch kein „langweiliger alter Sack“, wenn man das tut (irgendjemand schrieb sowas hier über die Vinylisten); dergleichen zu behaupten wäre völliger Schwachsinn. Im Gegenteil, man zeigt dadurch unter anderem, dass man einen tieferen Bezug zur Literatur hat, der sich nicht schon im flüchtig-oberflächlichen Erhaschen von „Information“ erschöpft. Es ist also keine rein äußerliche Haltung, sondern hat durchaus auch was mit Inhalten zu tun.
Die Alternative „Buch“ und „PDF-Datei“ ist natürlich ziemlich krass, aber es gibt hier ja auch Zwischenstufen, nämlich die Taschenbücher. Auch hier gab es ja am Anfang Diskussionen: Als dem legendären Verleger Ernst Rowohlt die ersten Entwürfe zu den rororo-Drucken gezeigt wurden, soll er wütend auf dem Stapel herumgetanzt und geschrieen haben, sowas käme ihm niemals ins Haus! Später hat der Verlag dann mit den im schnellen Rotationsdruck gefertigten rororo-Taschenbüchern natürlich Unmengen an Geld gemacht. Aber dennoch ist es auch heute noch so, dass Millionen von Käufern jene Bücher, die ihnen besonders wichtig sind, lieber in einer gediegen produzierten gebundenen Ausgabe besitzen als in einer hurtig zusammengeleimten und schnell wieder zerfleddernden Taschenbuchausgabe. Wenn ich hier Texte von otis oder Mikko lese, dann erinnert mich das an diese Dinge; vom Typ her wären sie in einer Buchhandlung jene Käufer, welche die „gebundenen Ausgaben“, also letztendlich die bessere Qualität bevorzugen. Und dagegen wäre gar nichts einzuwenden, im Gegenteil (der Buchhändler freut sich auf jeden Fall drüber ).
Ich weiß, Vergleiche hinken immer. Muss jetzt hier aber leider abbrechen, weil ich nur wenig Zeit habe, später vielleicht noch mehr dazu.
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