Re: Top 25 Filme

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sonic-juice
Moderator

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Beiträge: 10,983

@Napo: Das ist m.E. ein schlüssiger und auch durchaus überzeugender Ansatz. Auch ich gebe Filmen nur eine Wertung nach dem Kriterium, wie gut er mir gefallen hat. In dieser Bewertung steckt dann natürlich implizit das gesammelte Halbwissen, was ich so über die Materie habe, ohne dass ich das immer bewusst in die Kalkulation einfließen ließe.

Gleichwohl: Die hier aufgeworfene Frage, die mich bei Musik im übrigen noch mehr beschäftigt, lässt sich m.E. in Praxis nicht in letzer Konsequenz so eindeutig beantworten. Bei Musik war es exemplarisch die Frage, ob man einem Album als Gesamtkunstwerk auch dannn * * * * * geben kann, wenn man einen einzelnen Track nur mit * * * bewertet. Dies wurde verschiedentlich verneint. Wenn einem dieses spezielle Album aber als Gesamtwerk dennoch weitaus kostbarer ist als andere Alben mit einer noch besseren Track-Einzelbewertung, wenn also jeder 5-Sterne-Song auf diesem Album einem wichtiger ist als andere 5-Sterne-Songs auf anderen Alben, was dann? Wäre Dir z.B. „Blonde On Blonde“ wirklich weniger wertvoll, wenn dort noch zusätzlich ein einziger eher durchschnittlicher, aber auch nicht weiter störender Track (eben ***) enthalten wäre?

Auf den Film übertragen ist m.E. ein Werk, das zwar erkennbare Mängel im einen oder anderen Aspekt hat, aber dennoch durch anderer Qualitäten deutlich herausragt, gleichwohl legitimerweise als Meisterwerk nach persönlicher Wertung zu qualifizieren – weil dann eben dieser eine Aspekt – die Idee, die Handlung, das Schauspiel (…) – hier genau das ist, was wirklich zählt, nicht der eine oder andere erkennbare Lapsus. So wie man eben auch einem billig aber mit glühender Leidenschaft heruntergekurbelten B-Movie-Reißer die volle Punktzahl geben kann, weil es da mal nicht auf aufwendige Kamerafahrten, wunderbare Bilder, ausgefeilte Dialoge oder bis in die Nebenrollen hinein beste Schauspielleistung und tiefste Charakterzeichnung ankommt, auch wenn das ja alles legitime Qualitätskriterien sind.

Und schließlich:

Cassavetes
To quote Harald Martenstein: „Filmeschauen ist im Grunde wie Sichverlieben. Wenn es einen erst mal erwischt hat, sind einem körperliche oder charakterliche Mängel egal.“

Das kann einem wohl zum Glück immer passieren, egal wieviel Wissen man über die Jahre angesammelt hat. Und da gerät dann die nachgereichte ästhetische Begründung für die Liebe zur Nebensache.

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