Re: Europäischer Jazz

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fuchs

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nail75 Allerdings scheint es mir so zu sein, dass Jazz in Europa auf eine relativ stete Anhängerschaft bauen kann, während seine Bedeutung in Amerika sehr stark geschwunden ist, insbesondere unter den Afro-Amerikanern.

Genau das denke ich auch, Daniel.

In den USA war Jazz immer schon eine rein urbane Angelegenheit wie anfangs auch in Europa, hauptsächlich für ein weißes intellektuelles Publikum. Da haben sich beide Kontinente grundsätzlich auseinander entwickelt.

In Europa gibt es heute eine reiche Kulturszene auch in ländlichen Regionen und Kleinstädten, sozusagen eine Urbanisierung des Kontinents mit allen Vor-und Nachteilen. Hier sind die Wurzeln vieler Nachwuchsjazzer und hier kommen viele Impulse her.

In den USA hat es der Jazz nie aus den Städten heraus geschafft. In den politisch und kulturell wichtigen ländlichen Regionen der USA regiert bis heute konservatives Denken, militantes Christentum, Kultur im europäischen Sinn findet so gut wie nicht statt. Und in den kulturellen Zentren der USA ist Jazz auf dem Rückzug, fast schon bedeutungslos geworden unter zahlreichen anderen Musikrichtungen, da dort Ethnien afrikanischer, asiatischer und lateinamerikanischer Herkunft die Musikkultur mehr und mehr prägen, die mehrheitlich keine Beziehung zum Jazz haben.

In der Tat würde ich die Zukunft des Jazz mehr in Europa ansiedeln.

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fuchs "And they couldn't prevent Jack from being happy..."