Re: Plattenläden in/im Gebiet Heidelberg

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bender-rodriguez

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Dennis Blandford
M.E. fing der Niedergang des Medienhauses schon Mitte/Ende der Neunziger an, als man auf Kleinigkeiten wie Singles-Veröffentlichungen im Indie Bereich keinen größeren Wert mehr legte. Bis dorthin waren auch Singles der obskursten Bands wie selbstverständlich kurz nach der Veröffentlichung im Laden. Der Umfang der eigenständigen Indie-Abteilung des damaligen Prinz als Ganzes indessen bleibt für mich bis heute unerreicht.

Was nutzen natürlich die schönsten Indie-Singles, wenn sie wie Blei im Regal liegen bleiben? Den „Niedergang“ wie Du ihn beschreibst, konnte man freilich nicht den Plattenläden anlasten (die logischerweise für den Endkonsumenten die erste Anlaufstelle = „Zielscheibe“ darstellen), sondern ganz einfach der allgemeine „Niedergang“ einer „Indiekultur“ – so wie man sie in den Achtzigern kennengelernt hat – ziemlich genau zu diesem von Dir genannten Zeitraum. Die Verwässerung, die die „Indieszene“ seit Anfang der Neunziger erlebt hat – und auch der nachfolgende oftmals drastische Qualitätsverfall wurde nunmal von der Zielgruppe entsprechend quittiert. Dazu kamen natürlich auch Altersfragen, da ein Grossteil des Indiepublikums zu dieser Zeit sich immer weniger für Musik interessierte. Andere Ansprüche an das Leben stellten sich mehr oder weniger plötzlich ein. Ich rede jetzt nicht unbedingt von mir, aber ich kann so manches nachvollziehen. Ein Aspekt sicherlich – und nicht von der Hand zu weisen – war die wachsende Verachtung der Musikjournaille gegenüber „Indie“ und dessen Publikum. Beschimpfungen a la „Indiespiesser“ trafen leider auf fruchtbaren Boden – endlich konnte sich z.B. so mancher U2-Fan mal so richtig mit Rückendeckung am grösseren Bruder rächen…
Wer hätte 1995/1996 noch mit einer „Indie-Renaissance“ gerechnet, die gerade mal 6-7 Jahre Dornröschenschlaf benötigte, um einer neuen Generation von „Indie“-Kids plötzlich Singles (auch gerne und besonders als Vinyl) wieder schmackhaft zu machen? Tja, heute könnte Prinz – vorausgesetzt, man hätte die Größe beibehalten – den einen oder anderen derart gelagerten Tonträger sicherlich wieder verkaufen wie geschnitten Brot. Und das mit Kußhand!

Aber richtig: Ich kaufte mal bei Prinz den ganzen Bestand einer recht seltenen Nick Cave-Single kurzentschlossen vom Fleck weg – habe es auch später händereibend nie bereut. Ausser mir wollte wohl damals das Ding niemand haben…

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I mean, being a robot's great - but we don't have emotions and sometimes that makes me very sad