Re: Twang! Records

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mikko
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Das Twang! Label ist also wieder aktiv. Heute treffe ich mich mit einer Berliner Band, um eine neue 7″45 VÖ zu besprechen. Mehr wird dazu noch nicht verraten.

Aber ich habe mich entschlossen, hier so nach und nach auch den Backkatalog von Twang! Records vorzustellen. Zunächst – aus nicht ganz uneigennützigen Gründen – die Platten, die noch erhältlich sind. Später dann auch den Rest.

Aus mehr oder weniger aktuellem Anlass beginne ich mit den Veröffentlichungen von The What…For! auf Twang!

The What…For! – the what…for! (Twang! LP, TLP 5893, VÖ: November 1989)

Besetzung:

Urs Elßel – Gesang
Boris Borowski – Orgel, Gitarre
Thomas Starke – Mundharmonika, Gitarre, Chorgesang
Stephan Schulz – Bass, Gitarre, Chorgesang
Pete Johannsen – Schlagzeug

Trackliste:

Seite 1:

1. Mach‘ mich an
2. Meany Geany
3. You Hurt Me
4. He Doesn’t Work
5. You Drive Me Crazy
6. She’s Gone
7. I Want It All

Seite 2:

1. Of Hopes And Dreams
2. Comin‘ Home
3. By Your Side
4. Clarabella
5. Heartbeat
6. Her
7. The Cost Of Living


The What…For! – Out In The Rain
(Twang! 7″, TS 280989, VÖ: 10/91)

Besetzung:

Urs Elßel – Gesang
Philipp Tausch – Gitarre, Chorgesang
Thomas Riese – Gitarre, Chorgesang
Stephan Schulz – Bass, Chorgesang
Pete Johannsen – Schlagzeug

Trackliste:

A1: Out In The Rain
A2: Rotkarierte Petersilie
B1: How I Feel
B2: Say Alright

In die markierten Tracks kann man durch Draufklicken reinhören.

Es folgt noch eine Biographie der Band, die ich 2005 anlässlich ihres 20-jährigen Jubiläums schrieb.

The What…For!

Freunde und Liebhaber von Beatmusik, von ursprünglichem weißen R&B werden bei diesem Bandnamen aufhorchen. – Da war doch mal was? – Ja, richtig! – Zu der Zeit da die Fairlight Computer verseuchten Achtziger zu den Techno infizierten Neunzigern wurden, gab es hie und da kleine Oasen, wo authentische Beatmusik von jungen Menschen mit Sinn für Althergebrachtes und Tradition aufregend und neu gespielt wurde. Die fünf (meistens sogar sechs) jungen Herren, die sich The What…For! nannten, waren da bestimmt oft dabei.
Was viele heute nicht wissen oder schon wieder vergessen haben, in den Achtziger Jahren gab es ein recht heftiges Sixties Revival weltweit und also auch in Deutschland und Berlin. Stephan „Nutty“ Schulz trieb sich schon mit 14 Jahren abends in den Clubs Westberlins rum und begutachtete kritisch die verschiedenen Neo-Sixties Combos. Mit karierter Hose und Mod-Frisur sah er damals aus wie eine Mischung aus dem ganz jungen Roger Daltrey und Noddy Holder. 1985 gründete Schulz zusammen mit Urs Elßel (Gesang), Pete Johannsen (Schlagwerk) und Martin „Marbert“ Küchler (Gitarre) selbst eine Band. Stephan übernahm dabei den Bass. Die Vorbilder waren ganz klar die britischen Mods der Sixties aber auch das Mod Revival der Seventies. Musikalisch orientierte man sich zunächst an möglichst wildem R&B der Marke Pretty Things. Ganz im Sinne des ursprünglichen Punk Gedankens „Hier sind drei Akkorde, da ist eine Gitarre, nun gründe eine Band“ gingen die Jungs zu Werke. Mit viel Aplomb und Spielfreude, aber auch mit ungestümer Unbedarftheit, die über schiefe Töne und Tempo Schwankungen großzügig hinweggeht. „Learning by Doing“ war ihre Devise.
Und sie haben gelernt! Ganz hervorragend sogar! – 1986 stießen Boris „Bobo“ Borowski (Orgel) und Thomas „Klotte“ Starke (Mundharmonika) zur Band. The What…For! wurden fast zu Dauergästen im Kreuzberger „Blockschock“ und im „Bierkeller Siegmundshof“ in Tiergarten. Zum Repertoire der Band gehörten Songs der Pretty Things, Downliners Sect und ihrer einheimischen Vorbilder The Boots und The Hound Dogs. Die Ansprüche an sich selbst wurden größer, die stilistische Bandbreite wuchs. Und so tauchten auch Remo Four Cover und zunehmend eigene Kompositionen von erstaunlicher Originalität im Programm auf. Erster Höhepunkt in der Karriere war ein Auftritt im ausverkauften „Quartier Latin“ beim „Psychomania“ Festival im Herbst 1987. Ein knappes Jahr später erschien die Debüt 7“EP bei Miss-Take Records in einer Auflage von nur 500 Stück, die naturgemäß schnell vergriffen war. Kurz darauf verließ Marbert Küchler die Band.
Nur zu fünft nahmen The What…For! dann im Jahr 1989 im Berliner Beatstudio ihre erste – und einzige – LP auf. Sowohl Bobo wie auch Klotte spielten nun auch abwechselnd Gitarre. Die Platte erschien Ende des Jahres auf Twang! Records. Schlicht „The What…For!” betitelt ist die Scheibe eine der besten des weltweiten Sixties Revivals. Für Twang! wurde sie zur meistverkauften LP und zum Dauerbrenner bis heute!
Ende des Jahres verließen Bobo und Klotte die Band. Neu dazu kamen zwei Gitarristen. Philip Tausch an der Rhythmus Klampfe und Thomas „Ecki“ Riese, der nun die schon schmerzlich vermissten Schweine-Soli spielte, die Küchler früher so gnadenlos abfeuerte. Die Band gastierte auch gelegentlich in anderen Mod und Beat Hochburgen wie Hamburg oder München. Ja selbst ins benachbarte Ausland wagte man sich vor. Aber Schwerpunkt der Aktivitäten blieb immer Berlin. Zumal sich alle Musiker noch in Ausbildung befanden und von den nicht gerade üppigen Gagen eh kein Lebensunterhalt zu bestreiten war. Nicht zuletzt galt der abendliche Bierkonsum von The What…For! als legendär. Von Manchem wurden sie gar scherzhaft Kindl-Beats genannt.
1991 erschien noch eine 7“EP auf Twang! Records. Im Herbst des Jahres, in den Herbstferien genauer gesagt, fand die legendäre 8-Tage Tournee durch Deutschland und Österreich zusammen mit der damals noch minderjährigen Girlpop Band The Lemonbabies statt. Beide Bands wurden in den Clubs von einem total begeisterten Publikum gefeiert!
1992 lösten sich The What…For! auf. Die einzelnen Musiker spielten zum größten Teil in verschiedenen lokalen Bands weiter, von Bertz Rache über Engine 54 bis zu Johnny No & The No-Men.

Am 8. Oktober 2005 wurde das 20-jährige Bühnenjubiläum unter Beteiligung fast aller ehemaligen What…For! Musiker gefeiert, und seither gab es noch weitere zwei Re-Union Gigs der Band. Zuletzt im Februar 2007 aus Anlass der Veröffentlichung einer „neuen“ EP unter dem Titel „Ready Steady“.

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