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kingberzerkDieser Thread hier bietet sich ja an.
Vier Stunden Tristan würden mich nicht überraschen, aber die einzige Aufnahme, die ich hatte (Kleiber), ist verschwunden. Die Frage ist ja vielleicht, ob man die Pausen mitzählt?
Zu den Industrie-Niedergangs-Gründen: Dem Inhalt werde ich auf die Schnelle nicht gerecht. Doch im ganz groben Überblick: Die Majors seien mit den Produktmanagern zu sehr auf vermarktungsfähige Köpfe wie Vanessa Mae gegangen und trugen das Risiko kleinerer Auflagen mit großen, überbezahlten Namen. Der verkauften Auflage mancher Großproduktionen rechtfertigte diese Politik indes nicht, wie es hieß. Zudem nennt Lebrecht fragwürdige Personal- und Strategie-Entscheidungen.
In den Auswirkungen wurden zum Beispiel Bernard Haitinks Mahler-Zyklus mit den Berliner Philharmonikern bei Philips nicht vervollständigt (ein Jammer) und Nikolaus Harnoncourt soll in Wien angeboten haben, einen Bruckner-Zyklus ohne Gage vervollständigen zu dürfen, was abgelehnt worden sei. Aber das müsste ich jetzt noch mal genau nachlesen.
Ich kann das Buch bei Interesse an dem Thema nur empfehlen, auch wenn man darauf gefasst sein muss, die Fakten lieber noch selbst zu überprüfen, wenn es ernst wird.
Dann ziehe ich das mal hierüber.
Zu Wagner und zu den einzelnen Einspielungen kann ich mich auch nicht konkret äußern. Ich habe neulich den Parsifal in Bayreuth gehört und da ist mir aufgefallen, was ich an Wagner alles zu bemägeln habe und warum wir beide nicht warm werden. Aber das ist ein anderes Thema.
Am Hügel werden die Pausen jedenfalls mitgezählt, da sie mindestens so nowendig wie die einzelnen Akte sind.
Danke für die anderen Ausführungen. Das reicht mir, da ich erst mal nur wissen wollte, in welche Richtung die Kritik geht.
Ich persönlich würde noch die einseitige Konzentration auf die immer gleichen Schlachtrösser anfügen. Zumal häufig noch nicht einmal der Mut bewiesen wurde, bekannte mit unbekannten Werken zu koppeln. Als Käufer steht man zuweilen vor der Wahl zwischen drei CD’s, die mehr oder weniger die selben Zusammenstellungen enthalten. Das ermüdet.
Natürlich gibt es dann auch Labels wie Brilliant oder Naxos, die clevere Strategien fahren und damit den trägen Kolossen langfristig das Wasser abgraben. Insofern ist der CD-Markt nicht tot, er hat sich nur verlagert und das finde ich äußerst begrüßenswert. Und da nehme ich auch Haitink und Harnoncourt in Kauf, wenn sie sich langfristig auch nur im Kreis drehen.
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"There is a wealth of musical richness in the air if we will only pay attention." Grachan Moncur III