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Bei der Dritten sollte man wissen, dass Bruckner sie dreimal – nicht fundamental, aber doch noch bemerkbarer, als bei allen anderen – umgeschrieben hat, d.h. wir haben es hier mit 3 verschiedenen Werken zu tun.
Die erste Fassung ist dabei länger und ausschweifender, sowie unverkrampfter, als die stringentere dritte Fassung.
Die selten aufgeführte Erstfassung bringt Kent Nagano wunderbar schlank und modern, im sinne von nicht-wagnerianisch/nicht spät-romantisch. Ich mag meinen Bruckner eben lieber transparent und rythmisch.
Die zugänglichere Spätfassung ist bei Günter Wand (immer die Kölner) in guten Händen.
Zum kennenlernen der Zweiten Fassung empfiehlt sich Harnoncourt.
Im Falle der 9ten zähle ich auch Harnoncourts Darstellung zu den Spitzenleistungen. Zumal er den verschollenen (nicht unvollendeten !!!) Finalsatz mitliefert. Zudem gelingt es im tatsächlich die brüchige und oftmals disparate Dramaturgie Bruckners sehr anschaulich zu vermitteln. Die Wiener Philharmoniker, die heute als Bruckner Orchester nahezu unschlagbar sind, tun ein übriges. Ein zum sterben schöner Klang, der nichts schönt. Ähnlich wie bei Boulez‘ Wiener Aufführung der Achten, die ich ebenfalls sehr bewundere.
Ein an Emotionalität und Ausgewogenheit kaum zu überbietendes Bruckner Ereignis ist Jewgenij Mrawinskij gelungen. Da gibt es eine Liveaufnahme aus den frühen 80ern, die einfach ganz unglaublich ist. Jedenfalls als extreme Leseart eine ideale Ergänzung, zu allem was man an Bruckner 9 schon hat.
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YES I AM YES I AM