Startseite › Foren › Die Tonträger: Aktuell und Antiquariat › Aktuelle Platten › Travis – The Boy With No Name › Re: Travis – The Boy With No Name
Travis sind für mich in erster Linie eine gute Singles-Band, und auch das neue Album hat mich bisher nicht dazu gebracht, meine Meinung zu ändern.
Die ersten drei Tracks gefallen mir gut. „Closer“ werde ich mir wohl noch als Single kaufen. Wenn Fran singt: „Closer, closer. Lean on me now. Lean on me now.“, dann würde ich gerne meinen Kopf auf seine Schulter legen. „Selfish Jean“ hat natürlich den besten Beat des ganzen Albums. „Big Chair“ ist bisher an mir vorbeigeplätschert und „Battleships“ gibt mir mit seinem Refrain Rätsel auf: „We’re battleships. Drifting in our wee river. Taking hits. Sinking, it’s now or never. Overboard. Drowning in a sea of love and hate“. Wenn wir selbst die Kriegsschiffe sind, wer geht dann über Bord und ertrinkt? Wie kann man in einem Meer ertrinken, solange man sich noch auf dem Fluß befindet? Und ist ein „Meer aus Liebe und Hass“ nicht überhaupt ein prätentiöser Quark? Fragen über Fragen. Aber vielleicht sollte ich mir keinen Kopf darüber machen – ist ja nur Popmusik. „Eyes wide open“ klingt für mich dann wie schon oft gehört, bringt aber notwendige Abwechslung. Ich bin allerdings der Meinung, dass Tracks dieses Typs mehr grooven sollten als Travis es hier hinkriegen.
„My Eyes“ ist ein nettes Lied und super eingängig, gefällt mir aber nicht so gut wie „Under the Moonlight“. Wer ist nicht gerne ab und zu im Mondlicht mit seinem Liebsten? „One Night“ ist allerdings ziemlich cheesy. Bei „Out in Space“ fange ich dann so langsam an, das Ende des Albums herbeizusehnen – gemütliches Geklampfe wird mit Soundeffekten aufgepept. Hätte ich nicht gebraucht. „Zehn Songs sind ein Album“, lautet eine alte Regel – zwölf sind mir hier dann doch too much of a perfectly nice thing. Was ich von „Colder“ halte (speziell von der Mundharmonika und den Drums), weiß ich zwar noch nicht, aber „New Amsterdam“ erscheint mir sehr verzichtbar – ich kann gut verstehen, dass Arne Willander diesen Song als negatives Beispiel herausgegriffen hat.
Na ja, das nur so als Eindruck. Ein solides, gefälliges Album. Nett ist es auf alle Fälle. Aber ich sehe keinen Grund, mir vor Begeisterung ins Höschen zu machen. Wer bisher noch kein Fan von Travis war, wird von diesem Album vermutlich nicht bekehrt werden.
Ich hoffe, dass diejenigen, die von der Platte begeistert sind, noch ein bißchen ausführlicher darüber schreiben – das würde mich interessieren.
--
To Hell with Poverty