Startseite › Foren › Das Konzert-Forum: Wann, wer und wie › Und so war es dann › Radiohead – Wuhlheide, Berlin, 8.7.2008
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[Über die Vorband – Modeselektor – und die großzügige Umbaupause – 60 Min. – schweige ich mal, weil: beides überhaupt nicht nach meinem Geschmack.]
Mein erstes Radioheadkonzert, und es war leider nicht die vielfach beschworene Transzendenzerfahrung: Über weite Strecken war ich nur mäßig mitgerissen, und in meinem direkten Umkreis erschien mir die Euphorie auch nicht gerade eruptiv. Das hatte nicht unbedingt was mit der Band zu tun, die gut eingespielt war, v.a. Yorke mit viel Witz, Leidenschaft und unmöglicher roter Hose (erinnerte mich zwischendurch fatalerweise an Rowan Atkinson), hübsche Licht- und Videoshow, der Sound für ein Open Air hervorragend, die Setlist ebenfalls ordentlich… Anfangs beschlich mich allerdings bei einigen Songs ein Gefühl von Routine („There There“, „Where I End…“, „No Surprises“), „Videotape“ war als Runterzieher an der falschesten Stelle überhaupt platziert, außerdem war die Wuhlheide kalt, nass (Thom: „Sorry ‚bout the rain, but it’s a Radiohead concert“), sardinenbüchsenvoll, extrem beschissene Sicht, fußkillender Ackerboden, all das nicht sehr genußförderlich, und wenn ich klingen sollte wie ne Mimose, bitteschön, my bad!
In der Mitte des Konzerts gab’s dann endlich einen Viererschlag, der mich so richtig wachgerüttelt hat: „Jigsaw Falling Into Place“ (bester Song des Abends, spitz und hibbelig), gefolgt von einem mächtigen „My Iron Lung“, „A Wolf at the Door“ und als Sahnehäubchen „Reckoner“, dies tatsächlich ein magischer Moment: der unendliche Hall hörte sich an wie von den Regenwolken persönlich reflektiert, der Himmel eine dunkle Kathedrale. Wow.
In den Zugaben waren auch noch ein paar Hightlights versteckt: „Cymbal Rush“ mit sympathischem textlichen fuck-up & donnerndem Klavier diente als schöne Erinnerung daran, wie gut „The Eraser“ eigentlich war; dann, sehr erfreulich, ein neckisches „You and Whose Army“, dazu Yorkes gutes Auge riesengroß auf die Leinwand projiziert, totale Paranoia; und „House of Cards“, das an wabernder Intensität fast an Reckoner ranreichte.Tiefpunkte: Yorke spornt die Leute zum Rhytmusgeklatsche an – bei „Everything in Its Right Place“! Unfassbar! (Und der Typ vor mir schien zu allem Übel auch noch einen Detlef D! Soost-Dance-Instructor-Lehrgang belegt zu haben, da war jede Bewegung gymnastisch durchdesignt.) Überhaupt, der pumpende Beat unter diesem Song, gar nicht mein Fall. Auch „The Gloaming“ wurde mir durch zuviel Samplegefrickel (mehr noch als auf der Platte) madig gemacht. Abzüge in der B-Note zudem für überall herumhängende Tibetflaggen: leere Geste, hat auf Konzerten nix zu suchen, außer es sind Sonstwas-Aid-Konzerte, die man dann tunlichst meiden kann.
Insgesamt eine solide Performance mit wenigen Spitzen, die vorrangig von „In Rainbows“ stammten. Meine Erwartungen mögen überzogen gewesen sein, aber irgendwie hatte ich mehr erhofft.
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WerbungSchöner Bericht, der sich mit den Eindrücken meiner dort gewesenen Kollegen weitgehend deckt.
Ich weiß schon, warum ich mir diese Band lieber nicht live anschaue und -höre.--
Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!Ist mein erstes Radiohead-Konzert gewesen, war bisher kein Fan und bin restlos begeistert vom Auftritt.
Super Sicht auf die Bühne, toller Sound, prima Stimmung und selbst der Regen hat nicht gestört. So unterschiedlich können die Meinungen sein…
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zerrexSo unterschiedlich können die Meinungen sein…
ja, wundert mich auch ein wenig, was in den ersten beiden Postings steht. Hätte gedacht, dass alle Anwesenden restlos begeistert sein müssten
Auch für mich war es das erste Mal, dass ich Radiohead live gesehen habe, sie standen auf meiner „Will ich unbedingt sehen“-Liste sehr weit oben. Zu Recht, wie sich zumindest nach meinem Empfinden gestern gezeigt hat. Hab an dem Gig kaum was auszusetzen. Bestens aufgelegte Band, hervorragende Setlist, top Sound, coole Variationen einiger Stücke – das Ende von Idiotheque z.B. war Wahnsinn!! Das Set war ziemlich gut strukturiert, sie haben die Songs perfekt rübergebracht, was will man mehr. Herausragende Momente gab’s jede Menge, fand ich, das Abgehen bei z.B. Bangers & Mash, P.A. und National Anthem hat genausoviel Spaß gemacht wie das ergriffene Lauschen während Videotape, House of Cards u.a.
War auch zum ersten Mal in der Wuhlheide, mir hat es gefallen. Habe vorgezogen, den Innenraum zu meiden, weil ich erst recht spät da war, und saß/stand mittig ziemlich weit oben auf der Tribüne. Für eine Konzertbühne dieser Größenordnung fand ich es eine nahezu perfekte Location.
Der Regen hat mich nicht gestört, im Gegenteil, hat das Erlebnis noch um eine Dimension erweitert
Aber wann werden die Menschen endlich verstehen, dass Regenschirme auf Konzerten nichts verloren haben?? Wofür gibt es Regenjacken/Ponchos?
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It´s just the demon life that got you in its swayGerade aus Berlin zurückgekehrt…
The Greatest Show on Earth (at the moment): klare *****
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"Wenn man richtig liest, löst man einen innerlichen kreativen Prozess aus. Die meisten Leser inszenieren einen Film. Weswegen es überhaupt kein Wunder ist und mediengeschichtlich konsequent, dass der Roman des 18. und 19. Jahrhunderts in die Erzählkino-Kultur des 20. Jahrhunderts übergegangen ist." (Peter Sloterdijk)Elston Gunnaußerdem war die Wuhlheide kalt, nass (Thom: „Sorry ‚bout the rain, but it’s a Radiohead concert“), sardinenbüchsenvoll, extrem beschissene Sicht, fußkillender Ackerboden, all das nicht sehr genußförderlich, und wenn ich klingen sollte wie ne Mimose, bitteschön, my bad!
Hättest Dich wohl lieber zu uns auf die Tribüne setzen müssen. Von dort aus war es ein überdimensionales Ereignis, obwohl der Mob da unten schon ziemlich tobte.
Wenn man die Radiohead´schen Rumpel-Beats nicht mag, befand man sich natürlich oftmals ebenso an der falschen Adresse („The Gloaming“ und gerade auch „Idioteque“ wurden kongenial umgesetzt). Dabei nicht zu vergessen die „visuelle Tropfsteinhöhle“ mit ihren von der Bühnendecke hängenden Leuchtsäulen. Grüße an die Erben Pink Floyds!--
"Wenn man richtig liest, löst man einen innerlichen kreativen Prozess aus. Die meisten Leser inszenieren einen Film. Weswegen es überhaupt kein Wunder ist und mediengeschichtlich konsequent, dass der Roman des 18. und 19. Jahrhunderts in die Erzählkino-Kultur des 20. Jahrhunderts übergegangen ist." (Peter Sloterdijk)too much cold play and you too! Trotzdem ***1/2. Elston hat schon alles gesagt.
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»Oh yeah, the world turned upside down.« »I hope I didn't brain my damage.«NachtmahrHättest Dich wohl lieber zu uns auf die Tribüne setzen müssen. Von dort aus war es ein überdimensionales Ereignis, obwohl der Mob da unten schon ziemlich tobte.
Wäre bei der Bühne sicher die bessere Idee gewesen; aus meiner Perspektive war außer den Leuchtröhren leider nicht viel zu sehen, bis auf Höhe der Videoleinwand bloß Rücken und Köpfe (und, grr, Regenschirme). Zumal ich abseits von „Jigsaw“ auch nicht so häufig in veritabler Tob-Laune war…
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Hm, ich war wohl bei einem anderen Konzert. Das eigene Erlebnis zu bewerten und von den Umständen abhängig zu machen ist eine Sache (mir wurden auch schon viele Konzerte durch die Umstände madig gemacht – Sound, Publikum, etc.), aber der Band Routine vorzuwerfen, ist aus meiner Sicht so weit daneben, dass ich glauben muss, ein anderes Konzert in einer anderen Wuhlheide gesehen zu haben. Hochpräzise, leidenschaftlich und energetisch wie eh und je, gute Songauswahl, wunderbar eingespielt, dramaturgisch durchdacht und mitreissend vorgetragen. Ich kenne nur zwei Bands, die Radiohead live das Wasser reichen können. Und das, obwohl es an diesem Abend viel Wasser von oben gab.
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***it's never too late to have a happy childhood***Ich war auch da und fand es auch wunderbar.
Habe rechts neben der Bühne auf der Tribüne gesessen. Die Sicht war super, wie ich die die Kindl-Bühne sowieso als eine erstklassige Location empfand. Toll fand ich es auch das feiernde Publikum mal von oben sehen zu können.
Ich fand auch, dass der Regen das Publikum nur noch mehr aufgeheizt hat. Nach dem Motto jetzt erst recht. Wie froh war ich, an ein Regencape gedacht zu haben.
Wenn ich mir nochmal die Setliste anschaue, die war schon exzellent.
Routine kann ich der Band nicht vorwerfen. Woran erkennbar? Dass sie die Songs nahezu perfekt rüberbringen, hat für mich nichts damit zu tun. Ich denke dass liegt an ihrem eigenen Ehrgeiz.@elston: Das Problem, im stehenden Publikum nichts sehen zu können liegt doch nicht an der Band. Kann aber verstehen, dass es deinen Konzerteindruck negativ beeinflusst hat.
Im Vergleich zum guten Konzert auf dem Southside nochmal eine krasse Steigerung. Ein einmaliges Erlebnis.
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Seit ich Bio-Obst kaufe, haben die Fruchtfliegen gesunde rote Bäckchen.aristonIch kenne nur zwei Bands, die Radiohead live das Wasser reichen können.
Die wären??????
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Tolles Konzert, Perfektionismus pur.
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Fruchtfliege@elston: Das Problem, im stehenden Publikum nichts sehen zu können liegt doch nicht an der Band.
Sag ich doch selber:
Elston GunnDas hatte nicht unbedingt was mit der Band zu tun, die gut eingespielt war, v.a. Yorke mit viel Witz, Leidenschaft
Ich fand das Konzert (abseits egozentrischer Wehwehchen) ja beileibe nicht schlecht, aber eben auch nicht megagigantisch; würde mich Klueses ***1/2 anschließen. Die porentiefe Perfektion, die du ansprichst, hat mich stellenweise z.B. weniger gepackt, als es ein wenig ungeschlachte Rohheit oder Gebrochenheit getan hätten; daher auch meine Hervorhebung des neuen Materials, das m.E. durch die Bank frischer und aufgekratzter klang. Andererseits waren gerade einige der klassischen Abgeh-Songs keine persönlichen Favoriten von mir („Bangers and Mash“, „Bodysnatchers“, „Dollars & Cents“, „National Anthem“), aber auch hier gilt wohl: tendenziell mein Problem.
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TomTomDie wären??????
Genesis ca. 1974 und Frank Zappa ca. 1973 :)
Im Ernst: von den Konzerten in den letzten Jahren waren es Pearl Jam und The Strokes. Tighter than a miser’s wallet.
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***it's never too late to have a happy childhood***--
"Wenn man richtig liest, löst man einen innerlichen kreativen Prozess aus. Die meisten Leser inszenieren einen Film. Weswegen es überhaupt kein Wunder ist und mediengeschichtlich konsequent, dass der Roman des 18. und 19. Jahrhunderts in die Erzählkino-Kultur des 20. Jahrhunderts übergegangen ist." (Peter Sloterdijk) -
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