Re: Disillusion

#5479877  | PERMALINK

irrlicht
Nihil

Registriert seit: 08.07.2007

Beiträge: 31,447

dr.musicDie Stimme ist mir oft viel zu verzerrt. Das mit Toto sag jemandem anderen bitte. Die Anspielung ist nicht sehr treffsicher.;-)
Aber: Wertung wird sich nicht verschlechtern.

Schreibe jetzt etwas ausführlicher (vielleicht interessiert es ja noch den Einen oder Anderen, die Leipziger können etwas Feedback sicher gut brauchen): Disillusion sind darum einzigartig, weil sie alles ein wenig anders machen. Das zeigte sich schon auf den frühen Demos, „Gloria“ ist aber der absolute Höhepunkt der Schaffens. Die Band begann als Melodic-Deathmetal Band, mit starken Einflüssen aus Folk- und Klassik, das Zweitwerk zeigt dementgegen nicht nur einen andere Seite, sondern, möchte man meinen, eine völlig neue Band. Die gewöhnlichen Eigenschaften eines Disillusion Songs sind die: Ein hervorplatzender Beginn, der wenige Sekunden später wieder kippt, wo das Gros der Bands eine Melodie auslaufen lässt, tragen die Leipziger in sekundenschnelle in andere Gewässer. So ist der Titeltrack ein sakrales, textlich höchst gewitztes Intermezzo zwischen Metal, Rock, Industrial, morbidem Soundgewabber und elektronischen Spielerein. Das ausklingt, eine Gitarre zieht wie der Phönix aus dem Staub und plötzlich ist „Gloria“ wieder ein percussion- und rhythmusorientierter Song, der sich fast schon dem Pop annähert.
Oder „The hole we are in“, der sein Metalgewand gegen Ende hin abwirft, um mit Trip-Hop Beats um sich zu werfen – oder „Save the past“, dem eindringlichsten Track, der Gitarrenwände und Electronica zu einem regelrechten Wirbelwind fusioniert. Kurz gesagt: Disillusion sind Artisten, sind Illusionisten, sind Eigenbröttler. Eine Band, an der Zappa seine helle Freude gehabt hätte und die etwa ähnlich viel Temperament zu verbuchen hat, wie die ähnlich eigentümmlichen The Mars Volta, wenn auch die etwas überdrehte Komponente hier ausbleibt.

--

Hold on Magnolia to that great highway moon