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So, weiter geht’s. Trotz einiger Nachschübe, die entgegen meiner Bitte hinzukamen, streng chronologisch. Weil die Argumentationsfäden sonst verheddern.
Vorab aber, damit ich es nicht versehentlich unterschlage, eine kurze Antwort
@ Krautathaus
bezüglich dessen Schlenker in Richtung seiner Lieblingsband:
„Here Come The Snakes“ bannt den Abschluss einer (nicht nur) stilistischen Metamorphose, die im Paisley Underground begann und nun im Kosmos der Stones-Americana ihren Abschluss fand. Nicht zufällig natürlich, sondern zielgenau. Das waren für einige musikalisch äußerst fruchtbare Jahre und diverse LPs die Koordinaten der Herren Prophet und Stuart. „Snakes“ ist nicht das einzige Meisterwerk dieser Ära, wohl aber das herausragende in Sachen Material und Intensität. Seine Klasse besteht also nicht darin, wie die Stones zu klingen (das tun tausende andere Platten auch), sondern in seiner Unbedingtheit und Leidenschaft in Verbindung mit Klangkomponenten, die von den Stones (Ende der 80er) schon weitgehend ad acta gelegt worden waren.
Giant Sand bedienen sich zwar phasenweise auch dieser und verwandter Sound-Charakteristika (Gelb ist ja bekennender Stones-Fan), jedoch nie in einer Weise, die mich nachhaltig beeindrucken konnte. Obwohl ich die Band von Anfang an im Fokus hatte, die erste Sandworms-Single kaufte (ich habe sie noch), und sie einige Male live erlebte, vor allem in den USA, blieb sie mir weitgehend fremd. Das liegt an den Songs, an Howes Stimme, an seiner prekären Persönlichkeit. Wie anderswo schon ausgeführt, bin ich mehrmals mit ihm aneinandergerasselt. Schon Anfang der 90er in Austin anlässlich eines Gigs von Alejandro Escovedo und seinem Orchestra im La Zona Rosa, der aus den Fugen geriet, als Howe auf die Bühne kam (auf Als Einladung) und sich unangenehm nach vorne spielte. Später, als ich mit ihm und Bob Neuwirth ein paar Tage lang unterwegs war und mich bei einem Auftritt der beiden veranlasst sah, den selbstverliebten, Neuwirths Vortrag störenden Dudler anzubrüllen: „Show some respect, asshole!“. Was dann nicht eben zu harmonischem Aftershow-Geplänkel führte. Wofür sich Howe dann bei einem OP8-Interview rächte, indem er mir gefühlte 20 Minuten lang mein chinesisches Horoskop ins Gesicht schrie (ich sei demgemäß Tiger, mein Wesen sei herrisch), von einem Tisch herunter, assistiert von Joey. Und so weiter, aber ich breche hier das Anekdotische mal lieber ab und komme zum für mich durch derlei Spannungen zwar nicht entwerteten, jedoch durchaus skeptisch empfangenen Werk von Giant Sand. Und da muß ich (leider, wirst Du sagen) konstatieren: selbst ihre beste LP, „Chore Of Enchantment“, hat mich nie begeistert, nie berührt. Eine beachtliche Platte ohne Frage, der ich jederzeit * * * 1/2 zubillige, aber halt keine, die mich so erreicht hätte, daß ich in Schwärmerei darüber ausbrechen könnte, wie das einige meiner Freunde tun. Sämtliche andere GS-Platten höre ich schwächer, wenige sind freilich so belanglos wie Howes solistische Piano-Klimper-Etüden. Was wohl fehlt ist ein Band der Sympathie, fürchte ich. Obwohl ich ihm nichts nachtrage. Unser letztes Gespräch vor ca. 5 Jahren verlief erfreulich ereignislos. Soviel erstmal.
Werde versuchen, nachher den Faden re. „sentimentalisches Hören“ wieder aufzunehmen. Solange bitte keine Zwischenkommentare. Danke.
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