Re: Hang the DJ Pt.2

#5457913  | PERMALINK

wolfgang-doebeling
Moderator
KICKS ON 45 & 33

Registriert seit: 08.07.2002

Beiträge: 7,351

@ Systematic Drummer

Nein, für DVDs habe ich keine Zeit, kann mithin auch keine empfehlen. Dafür ist das Leben zu kurz.

@ otis

Interessante Compilation, die Du da aufgetan hast. Was sich Transatlantic dabei gedacht hat, weiß ich freilich nicht. Man hat schlicht Tracks der zweiten LP („Spiral Staircase“, TRA 177) mit solchen der dritten („My Side Of Your Window“, TRA 209) vermischt. Was dem Material etwas den Kontext raubt. Auch hat man keineswegs die besten Tracks versammelt, so fehlen McTell-Kastanien wie „England 1914“ oder „Girl On A Bicycle“. Neuaufnahmen sind das sicher nicht, denn eine Compilation ist ja immer eine Verbilligung, eine Sparmaßnahme, ein Marketing-Plot. Wieso Transatlantic, ohnehin notorisch unterfinanziert, da noch hätte investieren wollen, leuchtet nicht ein. Overdubs? Wo? Sicher, es könnte sein, daß für den US-Markt eine Art Konzentrat des Transatlantic-Katalogs gewählt wurde, vielleicht, weil McTell dort (transatlantisch!) gerade Konzerte gab. Ist aber Spekulation. Die LP-Version von „Streets Of London“, da hast Du Recht, ist dank ihrer spartanischen Folk-Noblesse dem Pop-Pathos der Hitversion auf Reprise vorzuziehen. Natürlich war der Song von Anfang an ein Live-Favourite, wäre aber in der Transatlantic-Version nie zum Hit avanciert. Die darin thematisierte Sozialkritik brauchte wohl Drama und eine Prise Kitsch, um massenhaft zu verfangen. Da Du von Deiner Compilation so angetan bist, empfehle ich Dir unbedingt obige zwei Original-LPs: nicht seine besten, aber fraglos sehr hörenswert.

@ claudine

Schönen Dank, hört man gerne. Der Umstand, daß mehr als die Hälfte der für mich wichtigen Platten im RS keine Erwähnung findet, ist erklärlich: aus wirtschaflich nachvollziehbaren Gründen (Anzeigen!) verzichtet die Redaktion auf Rezensionen von Platten, die nicht offiziell hierzulande veröffentlicht sind oder doch wenigstens über einen deutschen Vertrieb bezogen werden können. Manchmal geschieht es, wenn auch oft mit monatelanger Verspätung, daß in „Roots“ gespielte Platten doch noch ein deutsches Label finden und also im RS Berücksichtigung finden, meist indes nicht. Ein Missverhältnis, das freilich oft genug diskutiert wurde (auch und gerade intern) und deshalb nicht wieder problematisiert werden muß. Die von Dir angeregte Seite mit den für mich wichtigsten Veröffentlichungen wurde auch mehrfach angedacht (im US-Stone hat der Kollege David Fricke eine solche Rubrik titels „Fricke’s Picks“, wo er den Industrie-Radar unterfliegt), scheitert jedoch just an derselben Logik: die meisten aufregenden Neuerscheinungen kommen hier nie oder (zu) spät in ein Label- bzw. Vertriebsprogramm. Wie gesagt, ein Dilemma, dessen man sich in der Redaktion bewußt ist, das sich aber nicht so leicht lösen läßt. Eine ungeheure Idiotie von seiten der Industrie auf jeden Fall, die es nicht schafft, im Internet-Zeitalter zeitnah zu agieren. Und eine weitere Ursache dafür, daß es mit den betreffenden Firmen bergab geht. Die Stückzahlen der Tonträger, die aufgrund dieser Labelmanager-Lethargie im Importwege via Läden bzw. Mailorders ins Land kommen, geht in die Millionen. Und wenn eine Platte dann nach Wochen und Monaten (gar nach Jahren!) endlich „offiziell“ herauskommt, wundert man sich, daß die Nachfrage unter den Erwartungen bleibt. Dabei haben sich die Fans zu diesem Zeitpunkt natürlich längst mit Importware eingedeckt. One world? Hat sich was. Schließlich: die von Dir eingeforderte Meinungsvielfalt ist beim RS durchaus gegeben, don’t worry.

@ Mikko

Du unterschätzt die Wirkung der Adressen an die Redaktion an dafür vorgesehener Stelle. Auch wenn selten eine Antwort kommt: gelesen wird das schon.
Jazz on the other hand, werter Mikko, ist ein weites Feld. Aber nun gut, versuche es doch mal mit folgenden Meisterwerken (und gib‘ nicht so schnell klein bei):
JOHN COLTRANE – My Favorite Things
THELONIOUS MONK – Brilliant Corners
SONNY ROLLINS – Saxophone Colossus
MILES DAVIS – Kind Of Blue
CHARLES MINGUS – Ah Um
CANNONBALL ADDERLEY – Somethin‘ Else
ART BLAKEY & THE JAZZ MESSENGERS – Moanin‘
BILL EVANS – Waltz For Debby
LEE MORGAN – The Sidewinder
TINA BROOKS – True Blue
Dies sind zehn für mich wichtige (und ganz fantastische) LPs ohne Reihenfolge, auch nicht chronologisch, die indes grob derselben Epoche entstammen. Von dort aus könntest Du Dich dann bei Bedarf und Interesse irgendwann zurückorientieren (via Charlie Parker, etc.), um zu den Wurzeln vorzustoßen. Enjoy (und vergiß‘ nicht begleitende Lektüre)!

--