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@ sparch
Schönen Dank für die Erläuterungen. N’Dour mag ich auch nicht, Zap Mama und ihr Matronen-Hauruck fand ich nie anziehend. Werde mich mal um Malouma und Rokia Traore kümmern, dürfte aber wohl kaum Vinyl geben. In den Entwicklungsländern ist man ja in Ermangelung von Ressourcen/Ansprüchen in Bezug auf Tonträger direkt von MCs auf CDs umgestiegen. Vom Regen in die Traufe. Vielleicht ist im UK etwas davon auf Schallplatten erschienen. Deine letzten Sätze verleiten mich zu einer weiteren Empfehlung: hör‘ Dir mal etwas von Kaleidoscope an (nicht die UK-Band, sondern die ungleich wichtigere aus Amerika), am besten „Side Trips“ oder „A Beacon From Mars“: die praktizierten die von Dir zuletzt angesprochene Kombination bereits vor 40 Jahren, durchaus aufregend.
@ Fevers and Mirrors
Stachs Lebensabschnitts-Bio mag umstritten sein, ich habe sie ob ihrer Lebendigkeit sehr gern gelesen. Trotz einer gewissen anbiedernden Schnoddrigkeit im Ton, die aber Ausdruck einer erfreulichen Nähe zum Neurotiker Kafka ist. Neben Unseld (und Brod natürlich) die lohnendste Abhandlung über das Leben (das Wirken war ja hauptsächlich ein postumes) des mehr seelisch als sozial Isolierten. Noch kaufen/lesen muß ich die neulich erschienene Biographie von Prinz, die ihre Motivation indes mehr im Literaturhistorischen/Rezeptionsgeschichtlichen zu haben scheint. Was mich von jeher weniger beschäftigt als Kafkas Gefangenschaft in seiner Zeit.
Die sich ja keineswegs fundamental von der unseren unterscheidet. Leider. Die Idiotie der Restauration hierarchischer Strukturen in beinahe allen Bereichen der bundesdeutschen Gesellschaft findet unselige Parallelen bei Kafka. Schon das Fernsehen fördert Obrigkeitsdenken in allen Programmformaten, überschlägt sich in Unterwerfungsposen seiner Protagonisten in Talk-Shows bis hin zu den seichtesten Serien und Unterhaltungsangeboten, quasi im permanenten, lakaienhaft-spätfeudalistischen Dauer-Kotau vor Titel-Trägern.
Sorry für den kurzen Exkurs in die debilisierende Jetztzeit, läßt sich aber kaum abkoppeln von einer aktuellen Betrachtung Kafkas. Kein Zufall auch, daß die soziologischen Erkenntnisse Max Webers auf jene Zeit rekurrieren, die Kafkas Weltbild geprägt hat. Weber hat gewissermaßen das Kafkaeske enträtselt, indem er etwa die Gesetzmäßigkeiten von Hoheitsbereichen wie Behörden oder anderen bürokratischen Monstrositäten deutete. Anpassungsdruck, die Erniedrigungen des Alltags, Streben und Scheitern, der unausweichliche Triumph des Mittelmaßes. Alles heute noch gültig.
Bei Kafka verdichten sich derlei Mechanismen zu einer Bedrohung, zu unüberwindbaren, weil mit den Mitteln des Verstandes nicht einschätzbaren Hindernissen. Nirgendwo labyrinthischer und beklemmender als in „Das Schloß“. Ein unvollendetes Spätwerk nur (das frevelhafterweise fremdfortgeschrieben wurde), eines, das noch im 20. Kapitel hundert Fragen aufwirft und keine beantwortet, aber für mich so fesselnd ist wie Kafkas beste Erzählungen („Die Verwandlung“! „In der Strafkolonie“!). „Der Prozess“ ist gewiss nicht weniger kafkaesk, die handelnden Personen nicht weniger ausgeliefert und verloren, doch wuchert „Das Schloß“ mit einer verwirrenderen Vielzahl an Charakteren, von denen einige ihren eigenen Roman verdient hätten. Frieda! Unhübsch, ältlich, mager, die Jämmerlichkeit in Person, indes verschlagen, durchtrieben, hinterhältig, im Besitz von Dingen, die zählen. Denn sie hält eine Stellung, verfügt über Informationen, die Schlüssel zum Schloß sein könnten, bleibt geheimsnisvoll, unwägbar. Natürlich hat auch das vergleichsweise heitere „Amerika“ (ursprünglich: „Der Verschollene“) seine Meriten (Oklahoma, ausgerechnet!), aber ich bin stets wieder zum „Schloß“ zurückgekehrt, jedesmal aufs Neue fasziniert.
@ Hat and beard
Ohne Gewähr, spontan sozusagen:
1. Jim Thompson
2. Elmore Leonard
3. James M.Cain
4. Raymond Chandler
5. Carl Hiaasen
6. Dashiell Hammett
7. James Crumley
8. James Ellroy
9. James Lee Burke
10. Mickey Spillane
Dann John D.MacDonald, Agatha Christie, Cornell Woolrich, Ed McBain, Robert Campbell, Ian Rankin, Lawrence Block, Ross Macdonald, Kinky Friedman, James W.Hall.
EL-Faves:
1. Stick
2. Fifty-Two Pickup
3. City Primeval
4. Killshot
5. Swag
Stay clear of Eindeutschungen, kiddo, ‚cause dialogue’s the key to Leonard’s stories; and that inevitably gets lost in translation.
@ Realman/Nihil
45s
1. It’s A Man’s Man’s Man’s World * * * * *
2. I Got You * * * * *
3. Please Please Please * * * * 1/2
4. Papa’s Got A Brand New Bag * * * * 1/2
5. Bewildered * * * * 1/2
LPs
1. Live At The Apollo * * * * *
2. Please Please Please * * * * 1/2
3. Think! * * * *
4. Excitement * * * *
5. Prisoner Of Love * * * *
Anmerkung: die LP-Discography von olle Godfather ist ein einziges Trauerspiel. Die meisten LPs sind völlig lieblose, sinnfreie Kompilationen aus alten Hits, neuen Tracks und irgendwelchen Live-Takes obskurer Herkunft (oft nur mit Retorten-Applaus unterlegte und so zweit- und drittverwertete Sides). An sich braucht man dringend von JB nur „Apollo“ (das Original) und zwei Dutzend Singles. Der Rest ist redundant.
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