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Hallo Wolfgang,
erst mal vielen Dank für Deine ausführliche Antwort. Bhundu Boys und The Four Brothers sagen mir nichts, Deine Ausführungen dazu klingen aber sehr interessant.
Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich selbst noch nie in Afrika war, ein Umstand, den ich unbedingt ändern möchte. Mein Interesse an der Musik hat meine Freundin und Lebensgefährtin (eine gebürtige Nigerianerin und Sprachwissenschaftlerin) geweckt, als sie mir vor 3 Jahren eine Fela Platte vorspielte. Ich hatte bis dahin keine Ahnung wer Fela Kuti überhaupt war, die Musik hat mich aber sofort angesprochen und ich begann, mich näher damit zu beschäftigen. Die Problematik mit der Sprache hält sich hier noch in Grenzen, da Fela den Großteil seiner Songs in Englisch gesungen hat. Pidgin English zwar, aber meist doch ganz gut zu verstehen, Spezialbegriffe kann ich mir im Zweifelsfall aus erster Hand erklären lassen. Wobei es mir in der Regel besser gefällt, wenn die jeweiligen Künstler in ihrer Mutter- oder einer ihrer Landessprachen singen. Für mich ist die jeweilge Sprache so eine Art zusätzliches Instrument. Wenn z.B. Simphiwe Dana mit selbstverständlicher Leichtigkeit die Worte ihrer Muttersprache Xhosa singt, Worte, die unsereins kaum lesen geschweige denn aussprechen kann, dann ist das eine zusätzliche, aufregende Komponente ihrer eh schon famosen Musik. Den Alben ist übrigens oft eine englische Übersetzung der Texte beigelegt, so dass man nicht ganz mit leeren Händen dasteht.
Fela war bei mir also quasi der Ausgangspunkt, denn ich wollte wissen, was es sonst noch an interessanter Musik gibt. Und so habe ich mir auch diverse Sampler über Afrobeat, Highlife und Popmusik allgemein zugelegt, um mal einen Überblick zu bekommen.
Abschließend ein paar Künstler, die mir besonders wichtig sind: da sind zunächst natürlich Fela Kuti und Tony Allen mit ihrem explosiven Gemisch aus aufregenden Rhythmen, ausufernden Songs mit großartigen Sax-Soli bei Fela himself und rebellischen Texten, die (leider) oft bis heute Bestand haben. Felas Sohn Femi führt dessen Erbe auf seine ganz eigene Art fort, wenn auch sicher nicht ganz so radikal wie sein Vater.
Ein weiterer wichtiger Musiker ist Ali Farka Toure, der mich den Blues neu entdeckten ließ. Neben seinem einzigartigen Gesang gefällt mir hier vor allem auch sein Gitarrenspiel, das immer dann am Besten klingt, wenn nicht so viel drum herum produziert wurde.
Youssou N’Dour kann da leider nicht ganz mithalten, zu sehr steht er sich manchmal selbst im Weg im Hin und Her zwischen dem Senegal und dem Rest der Welt.
Von den jüngeren Künstlern sind vor allem Frauen, die mich begeistern. Neben der bereits erwähnten Simphiwe Dana vor allem Rokia Traore, eine Singer/Songwriterin aus Mali, die selbst vom großen Ali Farka Toure geschätzt wurde, und Manou Gallo aus Côte d’Ivoire, die schon bei Zap Mama den Bass gezupft hatte und solo nicht nur durch ihre Songs sondern auch duch ihr unglaubliches funkorientiertes Bassspiel zu überzeugen weiß. Eine weitere Entdeckung ist Malouma aus Mauretanien, deren Wüstenblues mit orientalisch/arabischen Elementen versehen ist.
Natürlich machen die vor allem die zuletzt genannten Künstler keine rein traditionelle Musik, sondern kombinieren traditionelle Elemente mit Einflüssen aus Europa und Amerika oder Arabien. Es tun sich aber auf jeden Fall aufregende neue musikalischen Welten auf.
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Wann kommt Horst Lichter mit dem Händlerkärtchen und knallt mich ab?