Re: Hang the DJ Pt.2

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wolfgang-doebeling
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KICKS ON 45 & 33

Registriert seit: 08.07.2002

Beiträge: 7,351

@ kramer

Es soll eine Single auf Scepter von ihr geben, die sie mit 15 aufgenommen haben muss, also ca. 1960. Kenne sie aber nicht. Die späteren Tamla-45s sind relativ teuer, weil sie keine Hits waren. Recht hübsch: ihre Version von „This Old Heart Of Mine“. Simpson war die Produzentin der späten Gaye/Terrell-Duette und bekannte nach Tammis Tod, zwei Vocal-Takes übernommen zu haben, weil Tammi nicht mehr dazu imstande war. Der Hirntumor, an dem Tammi dann starb, soll übrigens durch Schläge verursacht/verschlimmert worden sein, wofür sich ihr Ex (ein Schwergewichtsboxer) und die Tamla-Hierarchie gegenseitig die Schuld in die Schuhe schoben. Alles höchst deprimierend. Auch die Art und Weise wie Tammi zur Nachfolgerin Kim Westons an Gayes Seite bestimmt wurde und ihn trotz erheblicher Differenzen „verliebt“ anzuhimmeln hatte, um die Illusion eines Liebespaars zu erzeugen/aufrechtzuerhalten. Die mir bekannten Einlassungen/Erinnerungen von Tamla-Insidern legen den dringenden Verdacht nahe, daß sich Gaye in dieser Konstellation als das Gegenteil eines Gentleman entpuppte, to put it mildly. Aber darum ging es ja in Deiner Frage nicht. Zu Tammis Platten: die LP „Irresistible“ von 1969 versammelt, so weit ich weiß, auch ein paar ihrer Singles.
PS: Dein Schnuckel-Avatar kollidiert etwas mit Deinem persönlichen Bekenntnis darüber, denn Tammi galt als besonders gottesfürchtig (Gordy sorgte persönlich dafür, daß die „Gläubigkeit“ seiner Schäfchen medial zum Tragen kam. Eine Widerlichkeit, der sich auch die heutige Hiphop- und R&B-Szene verschrieben hat).

@ dock

Nein, noch nicht gehört. Bin da aber guter Hoffnung.

@ Fevers and Mirrors

Ihre Live-Intensität haben sie bislang nicht auf Platte konservieren können, wobei auch ihre Recordings durchaus hörenswert sind, vor allem „Las Cruces Jail“. Exzellente Single.

@ atom

Mein Ranking der Solo-Studio-LPs, unter Verzicht auf Kollaborationen (Watts/Keltner, Wood/Lane, etc.) sowie auf Band-Projekte (Willie & The Poor Boys, Charlie Watts Orchestra, New Barbarians, etc.):

1. MJ – Wandering Spirit
2. CW – From One Charlie
3. BW – Monkey Grip
4. KR – Main Offender
5. KR – Talk Is Cheap
6. CW – Long Ago & Far Away
7. RW – Gimme Some Neck
8. CW – Warm & Tender
9. RW – Now Look
10. MJ – She’s The Boss
11. RW – I’ve Got My Own Album To Do
12. MJ – Goddess In The Doorway
13. BW – Stone Alone
14. MT – Mick Taylor
15. MJ – Primitive Cool
16. RW – 1234
17. BW – Bill Wyman
18. RW – Slide On This
19. BJ – Presents The Pipes Of Pan At Joujouka
20. MT – A Stones‘ Throw

1. und 2. * * * * 1/2
3. – 12. * * * *
13. – 17. * * * 1/2
18. * * *
19. * * 1/2
20. * *

PN-Ecke
Nein, obige Ausführungen zum Thema Lesbarkeit aktueller Musikpresse implizierten keineswegs die These, es sei besser, gar keine Musikzeitschriften zu lesen. Im Gegenteil: nichts wäre blöder (ein Interesse an Musik vorausgesetzt) als zu glauben, man bekäme auch ohne Musiklektüre schon irgendwie ’ne Ahnung oder zwei. Was ich nur auszudrücken versuchte: die ja selten aus erster Hand stammenden Analysen/Abhandlungen in „Mojo“ (oder meinetwegen „RS“) sind meist mehrmals gefiltert und orientieren sich gemeinhin an einem linearen, weil vielfach begradigten Verständnis der Musikhistorie. Dasselbe gilt für die meisten Musikbücher. Einen weitaus besseren Einblick in die Zusammenhänge/Abhängigkeiten/Entwicklungen bietet die Presse aus der jeweiligen Zeit. Wenn man sie ebenso liest wie sie publiziert wurde, d.h. periodisch (und natürlich chronologisch).
Musik entsteht aus ihrer Zeit und wirkt darauf zurück. Die „NME Originals“ geben davon einen passablen Eindruck, auch wenn die Selektion der abgedruckten Artikel bereits eine Bevormundung darstellt. Besser ist es selbstredend, die Original-„NME“s zu studieren, samt Irrtümern und Anzeigen. Nicht nur, weil das dadurch gewonnene Bild genauer/ganzheitlicher wird, sondern auch weil man so ein sehr gutes Gefühl für die Dynamik der Evolution bekommt, für die Zeitabstände, für etwaige Leerläufe oder Aberrationen/Umleitungen, die in der stromlinigen Nachbetrachtung meist übergangen werden. Und man macht Entdeckungen, kommt Künstlern bzw. Platten auf die Spur, fast so, als hätte man seinerzeit gelebt, aufgrund von Reviews/Features/Ads/etc.
Bands/Platten, über die man in der heutigen Presse nur dann erfährt, wenn irgendein Label qua Lizenzerwerb ein Verwertungsinteresse hat, das sich dann in Publicity niederschlägt. Also zufällig. Kurzum, nichts gegen die journalistische Dienstleistung der Geschichtsaufbereitung in verträglichen Happen (solange das mit Verstand, Sorgfalt, sprachlichem Esprit und vor allem mit der nötigen Liebe zum Objekt geschieht), aber das Eintauchen in die betreffende Epoche mittels Original-Presse zeitigt sicher ein höheres, weil tieferes Verständnis. Von banausigen Einwänden („soll ich mir jetzt etwa die ollen Hefte bei eBay kaufen, um mitreden zu können?“) bitte ich abzusehen. Danke.

Finally, das erbetene Ranking der Tracks auf „Their Satanic Majesties Request“:
1. 2000 Light Years From Home * * * * *
2. She’s A Rainbow * * * * *
3. Citadel * * * * *
4. 2000 Man * * * * *
5. The Lantern * * * * 1/2
6. Gomper * * * *
7. In Another Land * * * *
8. Sing This All Together * * * 1/2
9. On With The Show * * *
10. Sing This All Together (See What Happens) * * 1/2
Gesamt-LP: * * * *

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