Re: Hang the DJ Pt.2

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mistadobalina

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Wolfgang Doebeling@ Mistadobalina

Kann Dir da an einigen Stellen nicht folgen. „Run“ der Musical-Nähe zu zeihen, ist gewagt. Ein Song über Verfolgungswahn, der Ex als Stalker, Gewitter-Dramarama: das Musical müßte wohl erst noch geschrieben werden. Hört sich für mich eher nach einem Bond-Theme-Song an, aber einem verdammt guten. Recht gebe ich Dir in Bezug auf die Flip: formidabel. Der Umstand, daß Sandie selbst „Run“ nicht sonderlich gemocht haben soll, ist eher seiner Charts-Karriere als dem Song geschuldet, methinks. Von „Puppet“ sind mir solche Distanzierungsversuche nicht bekannt. „Nothing Less Than Brilliant“ höre ich bei * * * 1/2, halte es für eine mutige, späte Kollaboration von Shaw/Andrews, vom Material her sicher 4-Sterne-würdig, aber von Stephen Street ebenso vordergründig-charakterlos produziert wie „Please Help The Cause Against Loneliness“. Sandie viel zu tief im Mix, die Harmonika seifig. Die B.E.F.-Produktion von „Anyone Who Had A Heart“ (Sandie goes Cilla) ist zwar ebenfalls 80er-belastet mit zeittypischer Synth-Flächigkeit und ohne Dynamik, ist immanent aber schlüssiger und hat sich so erstaunlich gut gehalten. Ad „Long Live Love“: zwiespältig. Sandie ganz groß, aber unterlegt mit einem Calypso-Beat, der bereits gefährlich an Euro-Humpa grenzt. Das Andrews-Syndrom. Völlig einig immerhin scheinen wir drei uns bezüglich „Girl Don’t Come“ zu sein, für mich Sandies einzige 45, die an der Schwelle zu * * * * 1/2 steht.

Besten Dank für deine ausführliche Antwort. Das Musicalhafte sehe ich weniger im Text, als im Aufbau des Songs, wobei mir der Anfang auch recht gut gefällt, dann erscheint mir die Komposition doch sehr zusammengesetzt und nicht harmonisch, als Track dann auch sehr auf Effekt hin produziert und irgendwie „zackig“, eckig. Sandie schrieb dazu u.a. : „Chris wanted to do this. It had nothing to do with me. I don’t understand why he wanted me to do it.“ Deine Kritik an den Stephen Street-Singles ist natürlich völlig richtig, „Brilliant“ vereint für mich aber doch das Beste von Andrews und Sandie auf sehr charmante Weise. „Long Live Love“ war im Sommer 1965 eine wunderbare Nummer 1, Sandie sehr mädchenhaft und beschwingt. „Girl don’t come“ halte ich für eine der besten Andrews-Kompositionen, sicherlich auch deswegen, weil seine Affinität zu nervigem „Humpa-Humpa“ hier mal völlig unter den Tisch fällt. Ansonsten habe ich noch einige Lieblingstracks auf den ersten beiden Alben, von denen das von dir in der letzten Roots-Sendung gespielte „Stop Feeling Sorry About Yourself“ sicherlich das Highlight ist.

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When I hear music, I fear no danger. I am invulnerable. I see no foe. I am related to the earliest time, and to the latest. Henry David Thoreau, Journals (1857)