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@ Mistadobalina
Kann Dir da an einigen Stellen nicht folgen. „Run“ der Musical-Nähe zu zeihen, ist gewagt. Ein Song über Verfolgungswahn, der Ex als Stalker, Gewitter-Dramarama: das Musical müßte wohl erst noch geschrieben werden. Hört sich für mich eher nach einem Bond-Theme-Song an, aber einem verdammt guten. Recht gebe ich Dir in Bezug auf die Flip: formidabel. Der Umstand, daß Sandie selbst „Run“ nicht sonderlich gemocht haben soll, ist eher seiner Charts-Karriere als dem Song geschuldet, methinks. Von „Puppet“ sind mir solche Distanzierungsversuche nicht bekannt. „Nothing Less Than Brilliant“ höre ich bei * * * 1/2, halte es für eine mutige, späte Kollaboration von Shaw/Andrews, vom Material her sicher 4-Sterne-würdig, aber von Stephen Street ebenso vordergründig-charakterlos produziert wie „Please Help The Cause Against Loneliness“. Sandie viel zu tief im Mix, die Harmonika seifig. Die B.E.F.-Produktion von „Anyone Who Had A Heart“ (Sandie goes Cilla) ist zwar ebenfalls 80er-belastet mit zeittypischer Synth-Flächigkeit und ohne Dynamik, ist immanent aber schlüssiger und hat sich so erstaunlich gut gehalten. Ad „Long Live Love“: zwiespältig. Sandie ganz groß, aber unterlegt mit einem Calypso-Beat, der bereits gefährlich an Euro-Humpa grenzt. Das Andrews-Syndrom. Völlig einig immerhin scheinen wir drei uns bezüglich „Girl Don’t Come“ zu sein, für mich Sandies einzige 45, die an der Schwelle zu * * * * 1/2 steht.
@ otis
„Reviewing The Situation“ war schrecklich überambitioniert und fehlgeleitet. Sandie wollte plötzlich von Leuten ernstgenommen werden, für die Pop ein Schimpfwort war. „Lay Lady Lay“ ging noch, „Sympathy“ lag bereits weit außerhalb ihrer Reichweite, das LedZep-Stück (Titel fällt mir gerade nicht ein) immerhin gefiel mir besser als das Original. War übrigens überhaupt das erste Cover eines Zep-Songs, wenn ich mich recht erinnere. Mit * * 1/2 ist die LP jedenfalls bestens bedient (Sandie war mächtig stolz drauf, naja).
„Nobody Knows What’s Goin‘ On“ ist fraglos brillant, eine der besten Chiffons-45s, gleich hinter ihrer ersten: „He’s So Fine“ b/w „Oh My Lover“ (beide Seiten * * * * *). Haben übrigens auch unter dem Moniker The Four Pennies (nicht zu verwechseln mit der Brit-Beat-Gruppe gleichen Namens!) zwei tolle Singles gemacht.
@ Hat
Gern. Die Single-Faves habe ich, Dein Einverständnis voraussetzend, auf eine Top20 erweitert…
45s
1. Crying In The Rain
2. The Price Of Love
3. Cathy’s Clown
4. All I Have To Do Is Dream
5. The Ferris Wheel
6. Love Is Strange
7. When Will I Be Loved
8. Like Strangers
9. Wake Up, Little Susie
10. Temptation
11. Devoted To You
12. Bowling Green
13. Ebony Eyes
14. Take A Message To Mary
15. Bye Bye Love
16. So Sad
17. Problems
18. Somebody Help Me
19. Silent Treatment
20. Bird Dog
1. und 2. * * * * *
3. – 6. * * * * 1/2
7. – 20. * * * *
LPs
1. Stories We Could Tell
2. The Everly Brothers
3. Songs Our Daddy Taught Us
4. Roots
5. It’s Everly Time
6. A Date With The Everly Brothers
7. Pass The Chicken & Listen
8. Both Sides Of An Evening
9. In Our Image
10. Two Yanks In England
1. – 3. * * * * 1/2
4. – 10. * * * *
@ Napo
Vollste Zustimmung. Etliche seiner besten Platten blieben leider ohne Resonanz (ohne kommerziellen Erfolg ohnehin): „And The Hits Just Keep On Coming“, „Tantamount To Treason“, „Pretty Much Your Standard Ranch Stash“, „The Prison“, etc.
Was Deine Bitte betrifft, so wurde sie wohl erhört. Von Maik. Bald…
PN-Ecke
Betreffs Fragen zur aktuellen Musikpresse: natürlich gibt es noch eine Vielzahl lesenswerter Magazine (und Fanzines), aber ebenso fraglos nicht mehr in der Qualität und Vielfalt wie noch vor 20 oder gar 30 Jahren. Die generischen Monatsmagazine wie „Mojo“, „Word“ oder „Q“ beherrschen den Markt mit, nun ja, nicht sehr tiefgründigen, nicht selten populistisch verallgemeinernden Aus- und Rückblicken. Eine aktuelle Presse, die so lichterloh brennt wie einst etwa der „NME“, kann es angesichts völliger Beliebigkeit/Verfügbarkeit in Sachen Musikkonsum auch nicht mehr geben. Der heutige „NME“ gibt sich (schon aus Eigeninteresse) redlich Mühe, wöchentlich ein wenig Staub aufzuwirbeln, ist damit aber zum Scheitern verurteilt, weil der Musikbetrieb weitgehend statisch ist und sich im Verwertungskreislauf-Rad hamstermäßig totläuft. Der momentane 7″-Boom sorgt zwar für Abwechslung und ein wenig Aufregung, doch erreichen die meist limitierten Pressungen nur eine relativ kleine Elite, während die überwältigende Mehrheit ramschig konsumiert. Und sich, wenn überhaupt, im Internet „informiert“. Streng affirmativ, allenfalls auf der Suche nach Musik, die „gefällt“. Zeitschriften, die dieser Belanglosigkeit etwas entgegensetzen wollen, müssen schon sehr in die Tiefe und Breite gehen, müssen sich also spezialisieren. Fachzeitschriften. Für Teilbereiche der Musiklandschaft. Man kann also nach wie vor hochinteressante Artikel und Features lesen, in „Blues & Rhythm“ etwa über die Anfänge des DooWop in Philadelphia und Baltimore, in „Goldmine“ über die Tricks von Girlgroup-Produzenten in den Sixties, etc., aber nichts vergleichbar Aufregendes über aktuelle Musik. Nirgendwo. Trotz passabler bis guter neuer Magazine wie „Clash“, „Play Music“, „Filter“, „Harp“, „Notion“ oder „Under The Radar“. Könnte daran liegen, daß es keine vergleichbar aufregende Musikszene mehr gibt. Kein Fokus, kein Brennpunkt, kein Wirgegendenrestderwelt. Nur noch dieses armselige www.allourmusicisgreatcomeandgetit.com. Click Dich glücklich.
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