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Vorab ein paar Klarstellungen, was den Charakter dieses Threads betrifft…
Das Auskunftsangebot im Eröffnungs-Post impliziert keineswegs langatmige, von meinem Erkenntnisinteresse oder von meinem Musikverständnis meilenweit entfernte Zweitsemester-Grundsatzdiskussionen. Weil ich die bereits geführt habe, ungezählte Male, und weil mir schlicht die Zeit dafür fehlt. Ich werde für meinen „Auftritt“ (so nannte das jüngst ein PN-Schreiber) hier weder bezahlt noch sonstwie honoriert. Ich habe hier auch nicht „Rede und Antwort zu stehen“ (ein anderer erboster Anonymer), schon gar nicht für den RS. Ich äußere mich also nicht stellvertretend, sondern bekunde nur meine Sicht der Dinge. Indem ich Fragen von Leuten beantworte, die ich mehrheitlich nicht kenne und nie kennenlernen werde. Darunter nicht wenige, die ich auch nie kennenlernen wollte. Anders ausgedrückt: Sympathie bzw. Nähe zu meinen Überzeugungen waren nie ausschlaggebend dafür, ob ich Fragen beantwortet habe oder nicht. Ich werde in diesem Zusammenhang keine Namen nennen, aber es wurde des öfteren auch auf User eingegangen, die an „Roots“ (von wegen „Hang The DJ“!) nicht das geringste Interesse zeigen und mit denen mich generell nicht viel mehr verbindet als der Umstand, daß sie sich auf diese virtuelle Plattform verirrt haben. Man bekommt es hier ja sogar mit Leuten zu tun, die nicht einmal den RS lesen noch sonstwas über Musik lesen oder lernen wollen, Leute, denen es völlig genügt, voraussetzungslos die Musik zu hören, die ihnen halt „gefällt“, egal wie. Selbst härtere Fälle von Unverstand wurden indes in der Regel nicht ignoriert (wenngleich bisweilen als solche gekennzeichnet: meine Prärogative), gelöscht wurden nur Provokationen und sich verselbständige Gespräche von Dritten. Dennoch und nun wirklich oft genug gesagt: dies ist kein Allerwelts-Diskussions-Thread, sondern eine Art Auskunftei im dialogischen Sinne. Ich verstehe wohl, daß der gewöhnliche World Wide Wanker, der es für sein selbstverständliches Recht hält, überall ungefragt, unwillkommen und ungehindert seine Meinungsduftmarke setzen zu dürfen, solche Einschränkungen seiner Cyber-Freiheit mißbilligt („Zensur!“, allen Ernstes), aber: tough shit. Nachvollziehen kann ich auch nail75s Beschwerde, ich hätte mich nicht auf seine immanent durchaus schlüssige, freilich an meinem von ihm monierten Theorem vorbeizielende Argumentationsinie begeben. Das führt direkt zu…
@ Go1
Dein Beispiel Sonic Youth legt den Verdacht nahe, daß Du den Erfahrungsbegriff zu sehr auf das Musikhören einschränkst. Natürlich kann jemand, der sehr viel Musik kennt wie der Kollege Christgau zu einem punktuell anderen Ergebnis kommen, was die persönliche Bewertung von Künstlern betrifft. Er kann als Kritiker Sonic Youth wertschätzen (und das dann begründen können müssen) und gleichzeitig diese Band lieben. Man kann mit einem vergleichbaren Erfahrungshintergrund aber auch diese Band wertschätzen (genauso wohlbegründet), muss sie deshalb aber nicht mögen. Oder, um das weiter zuzuspitzen: Christgau kann aufgrund seiner Erfahrung persönliche Vorlieben im Binnenwerk seiner Lieblingsband ausmachen, er mag „Sister“ für gelungener halten als „Goo“, ohne daß dies prinzipiell kollidieren würde mit dem Urteil eines vergleichsweise Musikgebildeten, der „Goo“ vorzieht. Die von Dir so genannten „ästhetischen Werte“ bleiben vergleichbar, da der Verständnis-Boden, von dem aus beide im Einzelnen zu abweichenden Urteilen gelangen, derselbe ist.
Erfahrungswissen garantiert also nicht, daß bei vergleichbaren Voraussetzungen en Detail dieselben Verdikte herauskommen. Hinzu kommt, daß zum Erfahrungsschatz etwa eines Kritikers unendlich viel mehr gehört als das Kennen zigtausender Platten. Das wäre ja bestenfalls platte Komparatistik. Was sein Urteil erst zu einem wirklich fundierten macht, sind möglichst intime Kenntnisse musikologischer, kulturhistorischer und nicht zuletzt biographischer Hintergründe und Zusammenhänge. Auch das Wissen um soziokulturelle Besonderheiten und die ökonomischen Bedingungen, unter denen Musik entsteht, tragen nicht unwesentlich zum Verständnis bei. Nicht zuletzt die Affinität (besser noch: Empathie) mit dem Menschenschlag (Humor, Mentalität, etc.), dem Kulturkreis, der Sprache und natürlich der Musiktradition, die in jeweils ganz spezifischer Weise in einem Song konvergieren. Oder in einem Track, in einer Platte, in Stil und Haltung einer Band. Wer noch nie am Ort des kreativen Geschehens war, wer das Leben dort nicht erfahren hat, kann auch das betreffende Lebensgefühl, Ausdruck und Wesen der Musik, nicht vollends begreifen, allenfalls nachempfinden. Nicht um eine „Angleichung der Werte“ geht es mithin, sondern um eine Vergleichbarkeit der Grundlagen für eine Entwicklung von Werten (Bewertungskriterien). Je voraussetzungsloser/unmittelbarer Musik gehört wird, desto weniger wird sie verstanden. Das „bloße“ Hören von Musik erhöht entsprechend die Gefahr, im Geschmäcklerischen hängenzubleiben. Erfahrung sei nicht alles, schreibst Du. Nein, aber ohne diese Erfahrung ist alles nichts.
@ Fevers and Mirrors
„Vergessen“ habe ich die Gershwins nicht, weder George noch Ira, nur mußte ich die erfragten NYC-Faves ja irgendwie eingrenzen. Bin freilich auch kein Freund von Musicals und Broadway-Shows.
@ wohlklang
Hätte ich 30 statt 20 genannt, wären die Talking Heads definitiv dabeigewesen. Und die Roches und…
Fave LPs
1. Fear Of Music * * * *
2. 77 * * * *
3. More Songs About Buildings And Food * * * *
4. Remain In Light * * * *
5. Stop Making Sense * * * 1/2
@ R.H.
Sorry, hatte ich übersehen: Im Großen und Ganzen gibt es keinen Anlaß für eine Modifizierung, wobei es Grund zu einiger Hoffnung gegeben hätte, wäre Lanegan längerfristig dabeigeblieben. Oder ist der inzwischen schon wieder mit ihnen unterwegs? Etwas undurchsichtig, die QOTSA-Fluktuationen.
@ Senol
Warum eine Zweitauswertung der besten Stücke? Labelpolitik, vermutlich zwecks besserer Airplay-Chancen. Gibt es sonst noch Essentielles von ihm? Nein, leider nicht.
PN-Ecke
Werde demnächst mal wieder ein paar beantworten, heute nur die nach der Anzahl und Verteilung meiner 5-Sterne-LPs: insgesamt derzeit 141, davon…
1. THE ROLLING STONES (11)
2. SCOTT WALKER (7)
3. BOB DYLAN (7)
4. RANDY NEWMAN (4)
5. EMMYLOU HARRIS (4)
6. LEONARD COHEN (4)
7. THE BYRDS (4)
8. TOWNES VAN ZANDT (4)
9. RICHARD & LINDA THOMPSON (3)
10. GRAM PARSONS (2)
Mit ebenfalls je zwei folgen Gene Clark, The Beach Boys, Elvis Presley, Sandy Denny, Kate & Anna McGarrigle, George Jones, The Walker Brothers, Frank Sinatra, Geoff & Maria Muldaur, Miles Davis, Jimi Hendrix Experience, John Coltrane, Neil Young, The Smiths, Charles Mingus, J.J.Cale.
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