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Neues aus der PN-Ecke, mit Zustimmung des DJs aufgrund des vermuteten allgemeinen Interesses hier eingestellt. Immerhin ist die LP ja mittlerweile zu mehreren Forumianer-Haushalten unterwegs … (Aufgrund des aktuellen Heft-Bezuges bitte ich das Vordrängeln gegenüber den anstehenden Fragen zu entschuldigen.)
Wolfgang Doebeling
Sonic Juice
Hi Wolfgang,
zum von Dir empfohlenen Album „Blue & Lonesome“ von George Jones noch mal die bescheidene Nachfrage, ob es sich dabei nicht doch um eine Kompilation handelt? Dafür spricht nicht nur, dass sie als solche bei Allmusic geführt wird (wie bekannt, keine absolut verlässliche Quelle), sondern insbesondere dass (fast) alle Songs des Albums bereits auf früheren Mercury-Alben auftauchen, zB Oh Lonesome Me , Life To Go, If You’ve Got The Money und Talk To Me Lonesome Heart, auf „Country And Western Hits“ von 1961, Cup Of Loneliness auf „14 Top Country Favorites“ von 1957 etc. Nun sind ja Re-Takes keine Seltenheit, aber in der Häufung und in der zeitlichen Nähe auf einem Label wäre es schon sehr erstaunlich, oder? Handelt es sich wirklich um eine neue Session?
Gruß
Frank
Hi Frank,
Ist wie bei den meisten GJ-LPs dieser Zeit: man hat sich so gut es ging aus früheren Sessions bedient und bei Bedarf ergänzt. Eine einheitliche Session ist es nicht, aber wäre das der Maßstab, gäbe es von ihm in den gesamten Sixties nur 3 LPs. Eine eigenständige LP ist es schon, weil sie einheitlich produziert bzw. nachproduziert wurde. Von Shelby Singleton. Es sind wie üblich 2 Singles drauf (wobei SS bei „Life To Go“ den Mix etwas verschoben hat, von Twang Richtung Fiddles), seine Hank-Tribute-Tunes (auch 2) wurden nahezu unverändert übernommen (kein Wunder, waren ja auch SS-Produktionen), ein paar andere Tracks wurden mit Overdubs von Grady Martin, Pig Robbins und Buddy Emmons versehen, um zu einem homogenen Album-Sound zu gelangen. George Jones selbst, der sich an manche seiner LPs nur noch vage erinnern kann, hob „B&L“ ausdrücklich hervor. In einem „Country Music Journal“ Interview Anfang der 70er Jahre sagte er „that album sure did me proud“. Eine „hybride“ Platte also, durchaus „regulär“, obwohl größtenteils „kompiliert“. Wie gesagt, das gilt für nahezu alle GJ-LPs, so auch für die meisten Alben auf Starday oder Musicor. Die Tracks von „Trouble In Mind“ etwa hat Daily aus drei Sessions „kompiliert“ und eine Single draufgegeben, drei der Tracks auf „The Race Is On“ wurden bereits zuvor auf LP veröffentlicht, vier gab es auf 45. Und die beiden LPs erschienen im Abstand von 3 (drei!) Monaten. Bei „George Jones Sings The Great Songs Of Leon Payne“ habe ich schweren Herzens die Grenze gezogen, obwohl es eine überragende Sammlung ist, weil Daily dafür außer der Track-Selektion keine erkennbare Album-spezifische Eigenleistung erbrachte. Erst die Epic-Jahre brachten „echte“ Alben im Sinne von „originär“ hervor. Und selbst die waren selten Single-Session-LPs, sondern bestanden meistens aus 2 Singles plus Material aus einer Komplementär-Session. Kurzum, eine „saubere“ Trennung der LPs voneinander ist unmöglich, sie „überlappen“ fast alle. So bloody what.
Gruß,
W.
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