Re: Mikkos Album des Monats

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so little gets done

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Mikko

Arbouretum – Rites Of Uncovering (LP/CD, Thrill Jockey, www.myspace.com/arbouretum)

Besetzung:

David Heumann – vocals, guitar, other instruments
Walker David Teret – guitar, bass, other instruments
plus: Corey Allender (bass), Neil Aviles (bass), David Berganger (drums), Mitchell Feldstein (drums), Melanie Moser (backing vocals)

Trackliste:

01. Signposts And Instruments
02. Tonight’s A Jewel
03. Pale Rider Blues
04. Ghosts Of Here And There
05. Sleep Of Shiloam
06. Mohammed’s Hex And Bounty
07. The Rise
08. Two Moons

Als ich diese LP zum ersten Mal hörte, war ich ziemlich irritiert. Was war das denn? – So ging es mir durch den Kopf. Wir lieben ja alle Schubladen, nicht wahr? Aber diese Platte entzieht sich den gängigen Kategorien. Sie passt in keine Schublade. Grunge, denkt man zunächst. Diese tiefer gestimmten brummelnden Gitarren und die sonore Stimme legen das nahe. Aber dann erklingt ein folkiges fast beschwingtes Lied, und man muss umdenken. Seventies Blues und Acid Rock sind weitere Stationen auf dem Weg, den die Assoziationen im Kopf nehmen. Und dann ist es auf einmal Pop. Eine simple Pop Melodie mit schlichten aber wirkungsvollen Harmonien. Von ein paar wenigen heftigen Ausbrüchen abgesehen ist die Platte relativ ruhig und fast besinnlich zu nennen. Arbouretum, das sind im Wesentlichen David Heumann und Walker David Teret aus Baltimore, Maryland. Unterstützt wurden sie bei den Aufnahmen von verschiedenen Drummern und Bassisten sowie einer Backing Sängerin. Alle Gitarren und weitere (nicht recht identifizierbare) Instrumente spielen die beiden selbst. Arrangements und Instrumentierung sind im Prinzip recht spartanisch und traditionell. Und doch sind es nicht nur die einfachen und treffenden Songs, die überzeugen, die Wirkung zeigen. Es ist eben auch die Art des Vortrags, die einerseits traditionelle Volksmusik, Balladen evoziert, andererseits schwersten Rock Eskapismus auslebt. Und genau das macht die vorliegende Platte auch so einzigartig, so schwer kategorisierbar. Diese Mischung aus Traditionen, die zunächst unvereinbar scheinen. Der Opener „Signposts And Instruments“ zeigt gewissermaßen wo’s lang geht. Und je öfter man die LP hört, desto mehr Sinn macht das alles. Die geschickt austarierte Balance der Stilmittel erschließt sich dem Hörer. Schlussendlich ist das eine Rockplatte. Davon bin ich nach vielen Durchläufen überzeugt. Wer nicht auch gelegentlich mal eine von diesen obskuren Scheiben aus den frühen Siebzigern mit so seltsamen Titeln wie „Growers Of Mushroom“ oder „It’ll All Work Out In Boomland“ auflegt, wird vielleicht keinen rechten Zugang zu Arbouretum finden. Doch es reicht möglicherweise auch schon, wenn man mit Thee Hypnotics oder Mother Love Bone sozialisiert wurde. Wer kann das von sich behaupten? – Ich nicht. Trotzdem höre ich „Rites Of Uncovering“ ganz gerne. ****

Habe ich jetzt erst entdeckt… wirklich eine schöne und etwas seltsame Platte, genau, wie Du es beschrieben hast.

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