Re: Myspace & Youtube

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Anonym
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Herr RossiHuch, jahrelang kein Userpic, da kam das jetzt überraschend … :-)

Man muss den Leuten auch was bieten.

@Emma: Nee! Schlagt doch mal alle eure Ace Jackson-Bücher auf, Kapitel 5:

Die Weihnachtsgeschenk-Minen hörten sich um einiges wundervoller an, als sie es wirklich waren. Sie waren vor allem dunkel und dreckig. Das Arbeitsklima, davon abgesehen, dass es in den Minen verdammt heiß werden konnte, war trotzdem immer sehr angenehm. Sylvester aus dem Westblock organisierte jedes Jahr eine Weihnachtsfeier mit allem was dazu gehört, inklusive Wichteln. Er war ein echtes Organisationstalent und selbst, wenn er mitten in den Vorbereitungen für die Feier steckte, half er immer noch seinen Kollegen, wenn diese z.B. keinen Schimmer hatten, was sie ihrem zugelosten Gewichtelten schenken sollten. ‚Vester kam mit allen klar, wurde regelmäßig dazu eingeladen, mit den Familien seiner Kameraden schick essen zu gehen und kannte selbst alle Doppelnamen von Philetus Leffels 14 Kindern. „Die Jungs, die sind mein Team“ pflegte er zu sagen, „brauche mer gar net lang drübber zu schwätze. Da sin se alle fürenanner da.“ Er leitete ausserdem das beliebte Freizeitprojekt „Töpferei leicht gemacht“, in dem er mit seinen Männern viele der Blumentöpfe, die (zusammen mit ihrem Inhalt) den Arbeitsplatz verschönern sollten, selbst herstellte. Er hatte auch bis vor kurzem ein Barbershop-Quartett, dass den Kollegen den einen oder anderen samstäglichen Kneipengang verschönerte, allerdings fühlte sich Barry, der Bariton (seltsamerweise kam niemand darauf, ihn mit „Barryton“ anzusprechen, was, so dachte Barry, eigentlich naheliegend sei, da er Barry hieß und Töne machte. Und Bariton war.) unfair behandelt, da sich sein Teil der Show meistens auf Tanzeinlagen und heitere Einzeiler zwischen den Liedern beschränkte (sie waren sich alle einig, dass er ihnen dort am ehesten helfen könne). Er hörte bei dem Quartett auf und gründete seine eigene Gesangstruppe, „Barry & the Barry-Tones“, ein Name, der überall für Verwirrung sorgte, da in seiner Begleitgruppe kein einziger Bariton zu finden war. Nachdem er seine Gruppe wegen „künstlerischen Differenzen“ (der junge Chucky Boy P. Masterson, der vor allem durch seine nächtlichen Streifzüge durch die Billardhallen und seine übertrieben auffällige Pomadenwelle auffiel, wagte es während den Proben Barbershop als „ein Ding von gestern“ zu bezeichnen) auflöste, kam er wieder zu Syl zurückgekrochen und fragte ihn, ob er nicht wieder einsteigen könnte. „Gar kein Thema“ antwortete dieser, „setze mer uns gleich nach’m Urlaub zusamme.“ Dazu sollte es allerdings nicht mehr kommen und auch das traditionelle Weihnachtsfest mit Wichteln fiel dieses Jahr aus, da Sylvester bei Minenarbeiten im Nordblock (er wollte seinen Kollegen helfen, die Probleme mit der Schleifenschaufel hatten) von einer großformatigen Hardcover-Gesamtausgabe von Filips Winchenbachs abenteuerlicher Comicserie „Ernesto, die lustige Bananenschale“ erdrückt wurde. Es war ein trauriger Tag, als seine ehemaligen Mitarbeiter und Freunde Syls Gehirn zum Müll brachten. Biotonne, stark und männlich aber dennoch umweltverträglich, so wie er es sich gewünscht hätte. Es flossen Tränen, als „die Jungs“ darüber reminiszierten, wie ‚Vester mit eben diesem Gehirn oftmals Sätze und Wortkombinationen von solcher Pracht und Fantasie schuf, dass ihnen nichts anderes übrig blieb, als zu applaudieren. Ihm selbst war dies eher peinlich, mit „Da gabs schon ganz annere“ versuchte er dann immer, wieder Ruhe in die Runde zu kriegen.
Keiner wollte darüber reden, aber jeder dachte, dass die Trauerfeier um einiges erträglicher gewesen wäre, wenn es sich nicht um die „normale“ Ausgabe von „Ernesto“ gehandelt hätte, sondern um die Mundart-Edition. „Schau an“ hätte man dann gesagt, „ist doch irgendwie ironisch.“

Enttäuschend…

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