Re: Günter Grass Waffen-SS

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sonic-juice
Moderator

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Krautathaus
Diese Inszenierung war kalkuliert und fast alle Medien sind darauf reingefallen.

Ich bin weiterhin der Ansicht, dass man das nicht einfach als PR abtun kann. Dass ein Autor auf sein Werk, seine Gedanken, seine Veröffentlichung aufmerksam machen will, ist ihm ja sozusagen wesensimmanent. Der Vorwurf klingt aber so, als hätte Grass die SS-Thematik in seine Memoiren extra eingebaut, um ein paar Euro mehr zu machen. Ist ihm wegen des Extra-Euros dann natürlich egal, wenn er öffentlich dafür diskreditiert wird, er den Nobelpreis zurückgeben soll, die Hälfte seiner „Freunde“ und Kollegen sich von ihm abwenden etc., oder wie muss man das verstehen? Ist doch offenkundig, dass Grass auch ein inneres Bedürfnis hatte, diese Tatsache auszusprechen.

Die Eigenschaft von Autoren, eitel und extrovertiert, ja exhibitionistisch zu sein und die Öffentlichkeit des Intimsten herbeizusehnen, ist doch nicht so neu. Sonst würden sie gar nicht schreiben wollen. Bei Grass ist das nicht anders.
Sein Entschluss diese Thematik in den Memoiren zu verarbeiten und dann auch für seine literarische Auseinandersetzung die Werbetrommel zu rühren, halte ich nicht für verwerflich. Das ist normal. Kritkwürdig ist es allenfalls, wenn die Darstellung in dem „beworbenen“ Buch misslungen ist.

Auch Schirrmacher jetzt dafür anzugreifen, dass er das Gespräch mit Grass geführt hat, ist völlig absurd. Gibt doch keine Zeitung und Zeitschrift in Deutschland (inkl. TAZ!), die eine solche Gelegenheit nicht genutzt hätte!

Das ist ein Thema von öffentlichem Interesse, weil Grass eine Person des öffentlichen Interesses ist, und dieses Thema darf dann natürlich auch lanciert werden, mit allem TamTam, das dazugehört. Das ist schlichtes Medienhandwerk.

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