Re: Sun Ra

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friedrich

Registriert seit: 28.06.2008

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vorgartenob ich in einer zukünftigen welt leben will, die so aussieht, weiß ich nicht. aber das ursprüngliche cover sah ja auch so aus:

höchstwahrscheinlich von ra selbst gemalt, zuhause dann mit eingefärbten platten stück für stück bedruckt.

In meinen Augen eindeutig das viel bessere Cover. Hat auch einen schöne 50er Jahre-Charme irgendwo zwischen Ellsworth Kelly und Franz Kline. Schade eigentlich, dass man das ausgetauscht hat. Wenn ich Musik höre, sehe ich ja oft auch das entsprechende Cover vor meinem geistigen Auge und die Verbindung von Musik und Bild ist für mich sehr reizvoll.

vorgartendie musik ist sicherlich ein höhepunkt der chicagoer zeit, am stück in einem studio aufgenommen (mit noch viel mehr material), dem tollen hobart dotson an der trompete, knapp einen monat, bevor KIND OF BLUE aufgenommen wurde (und coltrane hatte gerade zu diesem zeitpunkt arkestra-kontakt). „ancient aethiopia“ ist für mich auch der höhepunkt, eine reise mit vielen klangfarben, wo das dichte arrangement sich plötzlich lockert, aber dennoch auf dem punkt bleibt.

aber, wie schon oft hier reflektiert – all diese referenzen kann man erst im nachhinein anstellen, 1959 hat niemand von diesem album und seiner zeitlosen qualität notiz genommen, auch 1961 nicht mit 300 zusätzlichen exemplaren. trotz nymphen.

Mmmmh … ja, vielleicht war Jazz In Silhouette 1959/61 einfach einerseits zu zeitlos, zu wenig spektakulär und Sun Ra andererseits zu wenig bekannt, ohne potentes Label im Hintergrund und als Künstler zu far out. Im Nachhinein erscheint JiS wie sowas wie ein Grundpfeiler seiner späteren Musik. Das solide Swing-Fundament ist da deutlich zu hören, auf dieser Grundlage ging es in luftige Höhen.

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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)