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Ach ja, Männerbündelei, mit all den üblichen Hahnenkämpfen! So geballt geschildert, bekommt das schon fast humoristische Qualitäten. Kratzen, Beißen, Haareziehen! Nach meiner Erfahrung sind Frauenbünde aber kaum weniger schwierig, nur spricht man da von Zickenkrieg. Und wenn ein Exemplar des jeweils anderen Geschlechts dazukommt, wird die Situation umso brisanter.
„Taking a woman on a voyage will sink the ship“ habe ich in dem von Dir verlinkten Text quergelesen, und damit ist wohl weniger Mysogynie (=Frauenfeindlichkeit) gemeint, als die Konflikte, die ausbrechen, um die Gunst dieser (einen) Frau zu gewinnen. Natürlich schließt das nicht aus, dass sich in der Mannschaft auch notorische Frauenhasser befinden können.
Eigenartig, wie schnell die hehrsten Ziele so einer Gruppe über Bord gehen, sobald einer der Beteiligten einen Vorteil für sich selbst zu erkennen meint oder sich benachteiligt fühlt. Rassen- und Gendergrenzen aus den Angeln heben, sich von den Verbrechern des Marktes unabhängig machen – wenn es um den eigenen Plattenvertrag oder Besitzansprüche auf die (weiße) Frau geht, ist es ganz schnell aus mit. Da mag man vorher noch so viel kosmisches Bewusstsein vorgeschützt zu haben.
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)