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vorgarten“avantgarde mit spaß“ klingt schlimm.
Dafür hast Du mir doch die rhetorische Vorlage geliefert. Ich hab’s bloß noch ein bisschen zugespitzt.
vor meinem geistigen auge sehe ich jazzhochschulabsolventen, die als zugabe eine ska-version von „giant steps“ spielen…
Autsch! Finde ich gar nicht spaßig. Finde ich gewollt und ambitioniert.
ich bin mir nicht ganz sicher, wo der humor bei sun ra liegt – ich meine, man hört ja schon, dass diese musik von einer band kommt, die täglich sechs stunden geübt hat. das ist alles sehr vielschichtig, genau wie bei anderen spaßmachern im jazz – don cherry, das art ensemble, kirk… (letzterer ist als totaler kontrollfreak vielleicht am unlustigsten).
Bei mir läuft gerade “Have you heard the latest news from Neptune, Neptune, Neptune? / Have you heard the latest news from Neptune, Neptune, Neptune? / Have you heard the latest news from Neptune, Neptune, Neptune?“ Da liegt der Humor!
Es spricht nichts dagegen, dass etwas, was sorgfältig gemacht und vielschichtig ist, auch Spaß machen kann. Wieso auch? Ich behaupte sogar im Gegenteil, dass Humor und Spaß sehr vielschichtig sein können. Das wäre sogar ideal. Ich habe zur Illustration noch zwei weitere große Humoristen im Jazz anzubieten: Thelonious Monk und Duke Ellington. Wobei ich dabei aber auch zwischen Humor und Komik unterscheiden möchte. Ich spreche von Humor, nicht von Komik. RRK, der war – auch! – ein Musikclown und komisch. Aber Sun Ra, Monk, Ellington, sind die komisch? Eher nicht. Doch das ist eine andere Baustelle.
(und coltrane war ja auch nicht nur pastoral – seine bands fand ich immer sehr sophisticated, auch die letzte, und es hat ja auch immer sowas unfassbar unangestrengtes…).
Nicht immer pastoral, aber ganz schön oft. Und dann bedingungslos.
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)