Antwort auf: Sun Ra

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vorgarten

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das arkestra landet in new york


greenwich village, 1961.

notgedrungen orientieren sich ra und sein arkestra im herbst 1961 in new york. kaum jemand kennt diese band. erstmal geht es um das nötigste: wo wohnen, wo auftreten, wo proben? der drummer billy mitchell und der trompeter walter strickland bekommen sofort kalte füße und hauen wieder ab, dem rest verspricht ra eine große zukunft (die sich dort nicht einstellen wird, vor allem die ersten jahre sind hart). art hoyle trifft sich mit ra, mag aber trotzdem nicht wieder einsteigen. ganz anders pat patrick, der ist sofort wieder dabei.

ra ruft ed bland an, den regisseur von THE CRY OF JAZZ. der wiederum arbeitet gerade mit tom wilson bei savoy zusammen, beide versuchen (wie wilson schon erfolglos auf transition), avantgarde-jazz zu produzieren. eine albumsession ist plötzlich schneller organisiert als proberäume für das arkestra. doch wie bei JAZZ BY SUN RA in chicago läuft auch bei der neuen zusammenarbeit nichts rund. werbung und vertrieb scheitern kläglich, THE FUTURISTIC SOUNDS OF SUN RA erscheint schließlich völlig unter ausschluss der öffentlichkeit (es gab keine einzige besprechung in der presse).

gilmore, allen, patrick, boykins stehen am 10. oktober im medallion studio in newark parat. einen trompeter findet ra auf die schnelle nicht, dafür einen posaunisten und euphonium-spieler, bernard mckinney (später kiane zawadi). der war, ursprünglich aus detroit, vor zwei jahren mit yusef lateef nach new york gekommen. als drummer treffen sie ebenfalls eine gute wahl: willie jones steht zur verfügung, modernistischen konzepten seit seiner zeit mit monk und im mingus-workshop nicht abgeneigt (es wird seine letzte session, bevor er in völlig rätselhafter versenkung verschwand). außerdem ist mit leah ananda ein congaspieler dabei. ricky murray darf sein „china gate“ singen, das ohnehin zum arkestra-repertoire gehört.

das repertoire… das meiste ist zwar neu, aber musikalisch hat sich das arkestra noch nicht weiter entwickelt. verfrickelte hardbop-arrangements, oft auf riffs von boykins gegründet, komplex in den bläserstimmen verzahnt, dominieren. mckinney bekommt viel raum – die neue version „tapestry from an asteroid“ darf er diesmal auf dem merkwürdigen euphonium vorspielen. ziemlich abgefahren allerdings (neben den bläser-verzahnungen, die erstaunlich aktuell klingen, wie von threadgill oder zumindest auf rivbea-orchestra-niveau) sind einige percussion-stücke ohne songstruktur: das 6 1/2-minütige „the beginning“, auf dem willie jones in einem völlig anderen metrum spielt als der rest und sich gilmores bassklarinette, allens eigenbau „morrow“ (ein japanische flöte mit klarinettenmundstück) und mckinneys gestopfte posaune umspielen, während ra schweigt. der wiederum ist sehr originell unterwegs, ausschließlich auf akustischem piano, wieder sehr monk-nah, doch viel gruppendienlicher.

es wollte aber einfach nicht klappen mit dem durchbruch. wenn man heute sowas wie „bassism“ hört, mit den vielen gegenläufigen stimmen, den abstrakten traditionsanleihen und der nächtlich-glühenden atmosphäre, versteht man’s eigentlich kaum. das provisorium, in dem sich das arkstra in den ersten new-york-jahren einrichtet, zwischen wenigen engagements im village, probenräumen in hell’s kitchen und billigen wohnräumen, soll im folgenden thema sein. tom wilson geht bald zu columbia und macht einen herrn namens dylan zum star, der auch erst 1961 in new york ankam – und der keinerlei zeit verlor in seinem projekt, berühmt zu werden.

und hier noch das tolle „jet flight“ mit dem typisch verzahnten bläsersatz, einem großartig strukturalistischen gilmore-solo und dann der verrutschte, fast an sich selbst irre werdende auftritt des leaders.

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