Startseite › Foren › Über Bands, Solokünstler und Genres › Eine Frage des Stils › Blue Note – das Jazzforum › Sun Ra › Re: Sun Ra
vorgartenman vermutet heute, dass JAZZ IN SILHOUETTE durchaus den versuch darstellte, das arkestra endlich bekannt zu machen – mit einer ausgewogenen mischung aus konventionellem, elegantem hardbop mit perfekt arrangierten bläsersätzen einerseits und exotisch-verheißungsvollen afroorientalismen andererseits. geworden ist daraus natürlich nichts, auch wenn man 1961 schon neupresste und ein sexy cover mit unbekleideten weltraumnymphen bemühte. heute hört man das alles und ist beeindruckt. gilmore und patrick sind sehr eigenständige stimmen, denen immer etwas tolles einfällt, sun ra hält sich mit seinem spröden und abgehackten comping sehr zurück und dotson gibt der musik eine wärme, die das arkestra in seiner lead-stimme bisher nicht hatte (auch wenn mein lieblingstrompeter natürlich phil cohran wird, der wenig später auf der bildfläche erscheint). „ancient aethiopia“ rumpelt fast 10 minuten lang durch eine virtuelle pyramidenlandschaft, auf einem akkord, mit unglaublich stimmungsvollen soli (und einer chor-einlage), „enlightenment“ schwebt hintereinander durch mehrere tanzstile (sogar cha-cha-cha), ohne seine melancholische grundstimmung zu verlieren, ronnie boykins‘ klares fundament kontrastiert aufreizend zu den spitzen von spaulding und den verrücktheiten von marshall allen.
Das klingt wie eine bahnbrechende Erkenntnis aus jüngster Zeit, aber die Strigenz der Konzeption des Albums ist doch ziemlich offensichtlich oder? Hat man das früher nicht gesehen oder anders wahrgenommen?
--
Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.