Re: Sun Ra

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friedrich

Registriert seit: 28.06.2008

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icculus66Jetzt habe ich mir doch mal etwas Mühe gegeben und muss mir dann trotzdem dieses Halbwissen gefallen lassen. Wir wäre es, wenn du wieder in deinen Talking Heads Thread verschwindest? (Unfreundlich? Natürlich nicht. Nur eine begenzte Zeit zu leben).

Halbwissen hin oder her. Bevor ich mich auf Deinen – sicher gut gemeinten ;-) – Rat hin aus diesem Thread verabschiede: Ich warte ja immer noch auf eine hoffentlich fundierte und weiterführende Aufklärung in Sachen Sun Ra von Dir. Wie verstehst Du denn dieses Saturn Ding?

Ich bin nach wie vor der Meinung, dass das von der Musik nicht abzukoppeln ist. Meine Interpretation (nur knapp beschrieben): Eine als Gesamtkunstwerk und Gegenentwurf verwirklichte Utopie eines Künstlers, der sich der Wirklichkeit einer als verkehrt (rassistisch, materialistsch, engstirnig etc. ff.) empfundenen Welt radikal entziehen will und muss. Die Musik Sun Ras ist ebenso Ausdruck davon wie seine Gedichte und natürlich auch sein Auftreten. Das alles bloß als nur ein bisschen Theater abzutun, halte ich für ein wenig oberflächlich.

Übrigens: THE SINGLES ist vor ein paar Tagen angekommen und wird von mir mit viel Freude gehört. Die beiden CDs bestätigten meine Sicht auf Sun Ra: In seiner Musik finden sich die verschiedensten Elemente Schwarzer Musik, von Doo Wop über Blues, Soul, Swing und Bop bis zu Free Jazz. Nicht zuletzt das macht den Reiz Sun Ras aus. Hört man sich dieses Panoptikum der Black Music an, stellt man auch fest, dass das alles gar nicht so weit auseinander liegt, sondern Teil des selben Amalgams ist. Und als Künstler nimmt Sun Ra bei seinen Ausflügen in noch nicht kartografiertes musikalisches Gebiet die Gefahr des Scheiterns gerne in Kauf. Das wird dann von manchen wohl auch mal fälschlich als Scharlatanerie interpretiert.

Intergalaktische Grüße,

F.

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„Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)