Re: Bob Dylan – Saved

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blues-pfaffe

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Also nach den gestrigen Diskussionen über den religiösen Nonsens des Herrn Naidoo hab ich mir doch heute endlich mal wieder die „Saved“ von Bob Dylan rausgegraben. Und nehme damit den uralten Diskussionsfaden über dieses Album mal wieder auf. (Was mir zuerst auffiel: in der nice-price-Fassung hat meine CD ein Cover, was nicht so furchtbar kitschig ist wie das bei amazon….)

Bei ‚Saved‘ verhält es sich leider etwas anders, die Songs sind zwar fast noch besser, die Produktion ist aber sehr dürftig. Trotzdem mag ich das Album, vielleicht auch deshalb, weil ich die Songs in diesen Versionen zum ersten mal gehört hatte, und dann erst verschiedene Bootleg Versionen. Wenn es nach mir ginge, dann würde es zu diesem Album einen Remix geben ähnlich zu ‚Street legal‘, und am besten auch gleich mit einem neuen Cover.

Hier nun mein Versuch, die Platte anhand ihrer Songs näher zu beschreiben:

A Satisfied mind
Zum Einstieg ein kurzes aber wunderbares Traditional. Auf die Idee diesen Song einzuspielen ist die Band wohl erst im Studio gekommen. Zumindest gehörte es aber nicht zum ständigen Live Repertoire.

Saved
Dieser Somg war für mich immer der Schwachpunkt der Platte. Ein rockiges Stück, das hier aber nicht so recht in die Gänge kommen will. Ganz anders die Toronto Version vom 20.04.1980, diese Version ist wirklich hervorragend.

Covenant woman
Einer meiner Lieblings Dylan Songs. Der Text ist zwar, wie bei den meisten Songs hier, eher einfach gehalten, aber gerade hier liegt auch die Stärke dieser Songs. Dieser hier ist sozusagen ein religiöses Liebeslied. Und es hat einige sehr schöne Zeilen wie z.B. ‚I’ve been broken, shattered like an empty cup‘. Ich finde das sehr bewegend. Sehr schön, auch wenn klanglich nicht so gut, ist die ‚Contract with the Lord‘ Version.

What can I do for you
Ein Dankeslied sozusagen. Der Refrain kommt immer vor den Strophen, was ungewöhnlich ist. Sehr gut auch das Harmonica Solo, aber leider nicht hier sondern wiederum auf der Toronto Version. Im Gegensatz zu den Liveversionen gibt es hier noch ein Intro, das aber nicht so recht zum Song passen will.

Solid rock
Das zweite rockige Stück. Funktioniert hier wesentlich besser als ‚Saved‘ und findet sich auch heute noch in Dylan’s Live Repertoire.

Pressing on
Ein Gospel Stück, das sich langsam entfaltet. So schlimm wie Paul Williams finde ich diese Version nicht (er schreibt etwas von unerträglichem Hämmern), aber die Toronto Version ist besser. Hier hat er es als zweite Zugabe gespielt.

In the garden
Ein weiterer großartiger Song mit ungewöhnlichem Aufbau. Es gibt keinen Refrain sondern nur Strophen die aus jeweils 6 Zeilen bestehen, von denen die Zeilen 1,2,5,6 innerhalb der jeweilegen Strophe gleich sind. Auch ein Song, der sich langsam aufbaut. Leider besitze ich keine vollständige Liveversion.

Saving grace
Eine Anlehnung an ‚Amazing grace‘ und ebenfalls sehr schön.

Are you ready
Zum Schluß ein bluesiges Stück, das hier ebenfalls sehr gut funktioniert. Ein simples Riff, das sehr schön ausgereizt wird, es macht Spaß zuzuhören.

Meine Bewertung sieht nun wie folgt aus:

Songs: *****
Produktion: **

Das Wiederhören war doch wesentlich angenehmer, als ich die Platte in Erinnerung hatte. Und daher kann ich die Bewertung gut nachvollziehen :twisted:

Wer bei jeder Erwähnung religiöser Motive allerdings schon zur Diagnose „geisteskrank“ greifen muss, wird wenig Spaß haben mit dieser Platte… Es wird noch paar Tage dauern, bis ich mich mal ausführlicher mit den Texten befasst habe. So gut ist mein Englisch leider doch nicht (und von Dylans Lyrik hab ich noch weniger Ahnung), als dass ich das hier gleich erörtern könnte….

So beim ersten Mal wiederhören blieb mir als erstes „In the Garden“ im Ohr. Vielleicht auch deshalb, weil der Text eben keine absoluten Aussagen trifft, sondern einfach danach fragt: was haben die Leute, die Jesus damals erleben konnten, eigentlich kapiert? Ein tolles Lied, auch wenn der Gospelchor meiner Meinung nach nicht unbedingt sein müsste….

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