Re: Jazz ab 1980

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@ah-um: beim ECM towner denke ich in erster linie an dessen alben „diary“ und „blue sun“. sind auch die einzigen von ihm in meinem besitz. teilweise ist das ganz angenehm. eso-geklüngel hält sich da noch in angenehmen grenzen. weit weg von sting jedenfalls. die neueren sachen von towner kenne ich aber nicht.

hast aber recht, was ECM betrifft. unter der ägide von manfred eicher kamen da auch bemerkenswerte alben wie bspw marylin crispells „nothing ever was, anyway“ oder einiges von joe maneri (zb „three men walking oder „in full cry“ = alles freejazz) heraus.

die jazzeinsprengsel im hip hip (bei ATQC oder auch bei digable planets, jazzmatazz etc pp) führen da schon in gewissem sinne eine jazzästhetik und vorgehensweise weiter, die über bloße hommage hinausgeht. fusionen etc finde ich meist misslungen, klingen oft verklemmt, angestrengt und unbeholfen selbstzweckhaft.
„jazz (we got)“ von a tribe called quest ist ein essentielles beispiel, wie’s klingen tut, wenn schließlich alles ineinanderpasst.

was die jazzstile vor dem freejazz angeht: doch, dafür interessiere ich mich auch. aber selbst das ist ja auch nur ein stückchen vom gesamten kuchen. lennie tristano, der be-bop miles, horace silver, ben webster… alles gutklingende und tolle sachen. aber je weiter man sich vortastet, um so aufregender, befreiender, beseelter wirds meist. wobei die gegenwart -wie bei jeder musikrichtung eigentlich- natürlich nicht funktioniert, ohne kenntnis der vergangenheit/der vorreiter.

denys baptiste könnte dir gefallen. sein album „let freedom ring“ geht auf angenehme und kluge weise mit einer ganzen epoche von jazz um, bringt es in neue, zeitgemäße formen, klingt entspannt und wuchtig zugleich. erinnert bisweilen an duke ellingtons ausladende breitwandarrangements („indigos“) oder an den orchestralen jazz eines charles mingus auf dessen album „let my children hear music“.
und hör dir mal „the multiplication table“ von matthew shipp an. ebenfalls ein update klassischer und etablierter epochen. und shipp ist so interessant und innovativ wie cecil taylor oder mccoy tyner, william parker schlicht der beste jazzbassist seit charles mingus und susie ibarra die wohl beste schlagzeugerin im jazz überhaupt.

@atom: die „milwaukee tapes“ von fred anderson sind große klasse! ebenfalls die beiden david s. ware alben. kennst du von ware seine adaption von sonny rollins‘ „freedom suite“ schon? auch sehr stark!

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