Re: Euer Lieblingsjahrzehnt

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irrlicht
Nihil

Registriert seit: 08.07.2007

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Bender RodriguezDanke, sind zwar jetzt „nur“ Nennungen Deiner „Lieblingskünstler“, aber ich stelle trotzdem folgende Frage: Du glaubst wirklich, diese Basis würde ausreichen, um Dir (D)ein definitives Urteil bilden zu können, daß Du grundlegend die Musik der Neunziger „um einiges besser“ findest als die der Achtziger ?

Anders: Was hattest Du denn erwartet…?

Wenn man davon ausgeht, dass man das musikalische Feld, jener Jahrzehnte die man vergleicht, ohnehin nie vollständig entdeckt haben wird, schwierig. Ab wann darf man sich denn anmaßen, ein Vorliebe zu haben ? Darf man das aus oben angeschnittenen Gründen überhaupt (es könnte ja diese und jenes noch hinter den sieben Bergen aus Tönen warten, die das ehemalige Kartenhaus aus Meinung dann doch einstürzen lassen) ? Fletcher hat doch sogleich angemerkt, dass es nur eine Momentaufnahme darstellt, was sollte sie auch mehr, daher verstehe ich dein Ziel nicht ganz. Natürlich kann man auch schon in jungen Jahren seine Vorlieben haben, sei es nur für einen ganzen bestimmten „Sound“, ein Lebensgefühl das die Musik versprührt (für die Sixties bspw.). Da er, wie ich, wie vielleicht auch du, noch mittem im Entdecken von Neuheiten ist, stellt sich m.E. diese „wie wäre zu bewerten und urteilen ?“-Fragstellung erst gar nicht.

Abseits davon: Mein liebstes Jahrzehnt wären (um mich auch noch zur eigentlichen Fragestellung zu äußern) – gefühlt, wie durch diverse Bewertungsbögen ersehen – wohl die Siebzieger. Mir ist durchaus bewusst, dass vieles, was hier aufgegriffen wurde, schon vorher begann, aber die Experimentierfreude – sei es bei Can, King Crimson, Pink Floyd, Klaus Schulze, Popol Vuh (genaugenommen ein Großteil dessen, was sich unter Psychedelic und Krautrock fassen lässt) – empfinde ich als einmalig. Diese endlosen Klanglandschaften, mögen sie auch in allen späteren Dekaden zum Vorschein gekommen sein, hier begeistern sie mich am meisten. Nicht weil „ehrlicher“, weniger kalkuliert oder gar weniger kommerziell, sondern weil sie schlicht und ergreifend noch sehr roh, lebendig, frisch und irgendwie auch mehr Wärme austrahlend sind. Mag Blackfield noch viele weitere schöne Hymnen schreiben, ein „I talk to the wind“ wird mich ewig mehr erreichen.

Aber an und für sich unsinnig, eine Dekade an einzelnen Beispielen festzumachen, eigentlich sogar unsinnig sich überhaupt um so etwas Gedanken zu machen. Jedes Jahrzehnt hat seine Klasse, die man halt mehr oder weniger lange suchen muss.

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Hold on Magnolia to that great highway moon