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Anonym
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Neue Platte neue Wege:
The Death Defying Unicorn ab 10. Februar erhältlich.
Amazon schreibt:
Mit Jazzorchester und Streicher Oktett schreiben Motorpsycho wie aus Versehen die Rockoper, die so wunderbar weit weg vom Kitsch des Genres entfernt liegt, wie das nur irgendwie möglich ist.
Dieses glückliche Versehen begann im Herbst 2009 mit einer einfachen Anfrage an den norwegischen Jazz-Keyborder Stale Storlokken. Das norwegische Jazzforum fragte nämlich an, ob er es für möglich halte, zusammen mit Motorpsycho und dem Trondheimer Jazzorchester ein Konzert zu entwickeln, welches gemeinsam beim Molde International Jazzfestival 2010 aufgeführt werden sollte.
Da Stale Storlokken und die Band sich schon über Jahre bekannt waren, eine Zusammenarbeit jedoch nie zustande kam, willigten beide gern in dieses Projekt ein. Schnell wurde deutlich, dass alle Beteiligten einen höheren Reiz und größeren Gewinn darin sahen, neue Stücke zu schreiben, anstatt alte nur anders zu arrangieren. Nach einiger Zeit der Entwicklung entstand nun die Idee, Streicher mit in das Projekt einzubinden, was ein Streicher Oktett nebst Meistergeiger Ola Kvernberg auf den Plan rief.
Inhaltlich grenzenlos, lief das Projekt jedoch schließlich in eine sehr offene und raue vielleicht stellenweise überzogen jazzige Richtung. Das etwa zweistündige reine Instrumentalwerk, welches das Projekt nun am geplanten Datum aufführte, kam allen Akteuren unausgegoren vor. Um diesen kreativen Knoten zu lösen, entschieden sich Storlokken und Motorpsycho dafür, mit dem Projekt aus überarbeiteten Versionen der Stücke eine Doppel LP aufzunehmen. Und das ist ein großes Glück! Denn auch wenn im Jahre 2012 wohl niemand mehr mit einem Stück Musikgeschichte rechnen mag, haben Storlokken und die Band eben ein solches geschaffen. Das mag überhöht klingen, wird aber jedem klar, der nur wenige der Stücke hört, die einen manchmal kurz und manchmal in epischer Breite erst verstören und dann in die warmen Arme nehmen. Wie ein Spielmannszug ohne Kopf zieht das Projekt am Neujahrsmorgen, durch eine menschenleere Stadt und fährt den aufgeschreckten Schnapsleichen in Mark und Bein. Aus ihren Instrumenten wachsen schwarze Ranken, die an ihren Enden bunte Blüten tragen. Sie ziehen sich an den Wänden hoch und verwandeln die Stadt in ein schwarzbuntes Labyrinth. Wie ein Rattenfänger leitet uns die Stimme von Sänger Bent Saether durch die Gänge, wenn sie manchmal im Dickicht auftaucht. Vorder- und Hintergrund der Musik tauschen heiter ihre Plätze und als wir nur kurz eine der schönen Blüten betrachten, holt uns eine Dornenranke unsanft von den Füßen.
Dieses Album ist ein psychedelisches wie progressives Furiosum, sanft und hart zu gleichen Teilen und nie vorhersehbar. Nicht vergleichbar mit jeder beliebigen Band, die sich ein paar Streicher mietet. Diese Überraschung trifft einen schon beim Betrachten des Artworks. Ist die Außenhülle kühl und nüchtern, fast sogar ernüchternd, so trifft einen das innere Gemälde unvorbereitet. Wie die Musik selbst ist das nur schwer zu umschreiben, nimmt einen jedoch sofort gefangen. Das muss man sehen. Sollte das fertige Werk nun noch einmal Live aufgeführt werden, dann treffen wir uns da. Und erinnern uns gegenseitig daran zu atmen.
Just for Kicks schreibt:
Zwei Jahre nach dem umjubelten, hochkomplexen und ausufernden Heavy Metal Fruit gehen Motorpsycho noch einen Schritt weiter. In Richtung Prog, in Richtung psychedelischer Rockoper, in Richtung Rockolymp. Geht das? Und vor allem: Geht das gut? Diese Musik hat eine Tiefe, die The Death Defying Unicorn zum vielleicht bedeutsamsten, sicher aber auch zum angreifbarsten Album der Bandgeschichte machen. Denn wer kann das hier noch verstehen? Außer denen, die Motorpsycho verstehen? Höchstwertung – in diesem Fall das Minimum. (VISIONS – 12/12 Punkten)
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