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Letzten Freitag war’s also soweit, Morrissey trat in der Laiterie zu Strasbourg auf und ich liess es mir natürlich nicht nehmen, el Moz ein zweites Mal live zu erleben. Vom ersten Konzertbesuch im Sommer 2006 in Montreux ist Verschiedenes in guter Erinnerung geblieben, insbesondere die grosse Schar fanatisierter englischer Anhänger im Publikum, die Fangesänge vor Konzertbeginn („Morrissey, Morrissey, Morrissey…“) sowie die Art und Weise, wie Moz seinem Gesang während des Konzert durch Mimik und Gestik Nachdruck zu verleihen weiss. Wie er damals während „Girlfriend In A Coma“ zur Zeile „I know it’s really serious…“ sein Gesicht zu einer sarkastischen Grimasse verzog, sehe ich heute noch jedes Mal vor mir, wenn ich das Lied höre. Muss man erlebt haben.
Apropos – die Vorgruppe in der Laiterie hiess „Girl In A Coma“ und aus Gründen der Höflichkeit möchte ich über die drei Mädels nicht viele Worte verlieren, höchstens vielleicht, dass sie das doch bestimmt noch viel, viel besser können. Just nachdem sie die Bühne verlassen hatten, wurde es im Konzertraum (Saal wäre übertrieben) sinnigerweise sofort sehr eng… Plätze sichern war angesagt. Das Publikum bestand übrigens aus einer bunten Mischung aus Franzosen, Deutschen, erfreulich vielen Schweizern sowie einigen Engländern. Leider habe ich nur einen genuinen Morrissey-Doppelgänger (inkl. Quiff etc.) erblickt, aber sein Anblick allein war das Eintrittsgeld wert.
Der Ringleader und seine Crew enterten die Bühne fast schon überpünktlich um halb zehn und lancierten das Set mit einem wirklich mitreissenden „How Soon Is Now“. Erst nach drei weiteren – durchs Band bekannten – Liedern wandte sich Morrissey erstmals ans Publikum, was er in der Folge – sichtlich gut gelaunt – nach fast jedem Song tun sollte. Kaum eine Ansage ohne triefenden Sarkasmus freilich, schliesslich hat der Mann einen Ruf zu verlieren.
Etwa zu Konzertmitte wies Moz gewohnt maliziös darauf hin, dass ein neues Album vor der Türe steht: „We’ve been in what is known as a record studio and we recorded what is known as a new album.“ Den Titel des Albums wollte er nicht verraten, obwohl er mutmasste, dass er „five or six people“ im Publikum durchaus interessieren dürfte. Dafür erhielt man in der Folge einen ziemlich umfangreichen Vorgeschmack auf das Album, wobei v.a. „Something Is Squeezing My Skull“ – ein Song über Antidepressiva offenbar – einen ausgesprochen konzerttauglichen Eindruck hinterliess. Auch die anderen neuen Songs, von denen einige ja schon länger im Internet kursieren, tragen unverwechselbar die Handschrift Morrisseys. Es war jedenfalls eine interessante Erfahrung, diese Songs im Konzert kennenzulernen und nicht zu Hause vor dem Plattenspieler. Merke: Morrisseys Topoi wiederholen sich zwar, kommen aber immer wieder in neuem Gewand und sind – das verdankt er auch seiner formidablen Band – stets hübsch verpackt. Die Band, das sei auch noch gesagt, war einheitlich gekleidet (weisses Hemd, schwarze Fliege, wenn ich mich nicht irre) und wirkte wie eine freundliche Mafia-Gang.
Im grossen Ganzen war die Songauswahl ähnlich wie bei den anderen Konzerten der jüngeren Vergangenheit. Ich persönlich habe weitgehend andere Favoriten aus Morrisseys umfangreichen Werkkatalog (z.B. „Youngest Was The Most Loved“ anstelle von „I Just Want To See The Boy Happy“ oder “Paint A Vulgar Picture” statt “Death Of A Disco Dancer”), aber letztlich spielte die Playlist eine ziemlich untergeordnete Rolle, zumal jeder im Publikum zu jedem Zeitpunkt bestens unterhalten war. Von mir aus hätt’s jedenfalls ewig weitergehen können, aber nach „Irish Blood, English Heart“ und „Last Of The Famous International Playboys“ war Schluss. Mit Letzterem – eine famose Hymne übrigens – sowie „Tomorrow“ sind mir durch das Konzert zwei Moz-Klassiker so richtig ans Herz gewachsen, deren Qualitäten ich vorher nie so richtig wahrgenommen hatte.
Der Franzose mit Halbglatze, Rossschwanz und Brille neben mir ärgerte sich übrigens mächtig auf über die englischen Lads vor uns, die spätestens bei den letzten Songs ihre Körperbeherrschung völlig verloren und wild umherhüpften. Das nächste Projekt muss lauten: ein Moz-Konzert im Vereinigten Königreich erleben.Edit: Nachtrag extra für Dennis Blandford: Nein, keine Stage Invasion diesmal. Weder von diesem Guillaume, noch von Big Hat. Ok, ich hab’s natürlich nur deshalb nicht getan, weil mir partout kein kluges Sätzchen eingefallen ist….
How Soon Is Now?
First Of The Gang To Die
I Just Want To See The Boy Happy
Tomorrow
All You Need Is Me
The National Front Disco
Billy Budd
Something Is Squeezing My Skull
Sister, I’m A Poet
Death Of A Disco Dancer
Life Is A Pigsty
The Loop
Mama Lay Softly On The Riverbed
I’m Throwing My Arms Around Paris
Why Don’t You Find Out For Yourself?
The World Is Full Of Crashing Bores
Stretch Out And Wait
One Day Goodbye Will Be Farewell
Irish Blood, English Heart
Last Of The Famous International Playboys--
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WerbungBig Hat
One Day Goodbye Will Be FarewellImmer schön direkt, unser allerliebster Mozza…
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He Senol, so schnell kannst Du meinen Bericht nicht gelesen haben…
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Hm, habe ich aber doch… :lol:
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Wie sagt der geneigte Franzose „Mercy beaucoup, grand chapeau“
Sehr schöner Bericht. Die Hörproben gibts bei morrissey-solo.com.--
"And everything I know is what I need to know and everything I do's been done before."gibts fotos?
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I'm forever blowing bubbles, pretty bubbles in the air... Girls, go home! ...verdammt gut schaut er aus!at big hat:
1.) Hast du klare Favoriten unter den mittlerweilen zahlreichen neuen Songs?
„Something is Squeezing my skull“ klingt markerschütternd u. ist extrem hardrockend inkl. den von dir beschriebenen Vokalversatzstücken aus früheren Zeiten.2.) Würdest du sagen, dass Morrissey ziemlich lautes Rockoutfit (J. Tobisas sei Dank oder auch nicht) etwas differenziertere Arrangements vertragen könnte (Johnny Marr wäre auf jeden Fall Dank )?
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"And everything I know is what I need to know and everything I do's been done before."Die Smiths Songs scheinen auch immer weniger zu werden…
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Die Worte der Weisheit trugen uns so weit wie nie...Big Hat
Edit: Nachtrag extra für Dennis Blandford: Nein, keine Stage Invasion diesmal. Weder von diesem Guillaume, noch von Big Hat. Ok, ich hab’s natürlich nur deshalb nicht getan, weil mir partout kein kluges Sätzchen eingefallen ist….Ist das dieser Franzose, der bei jedem Konzert dabei ist, jedem erzählt, er habe sich bei dem Geburtstagskonzert 2004 (da hatte ich auch Geburtstag ) das Knie gebrochen und würde heute versuchen auf die Bühne zu springen? Der ist ca 1,70 groß und hat dunkelbraune Haare.
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Die Worte der Weisheit trugen uns so weit wie nie...Dennis BlandfordWie sagt der geneigte Franzose „Mercy beaucoup, grand chapeau“ Sehr schöner Bericht.
Je vous en prie.
popkidgibts fotos?
Nun, von mir nicht. Forumsuser Fish war meines Wissens auch nicht anwesend…
Dennis Blandford
1.) Hast du klare Favoriten unter den mittlerweilen zahlreichen neuen Songs?
„Something is Squeezing my skull“ klingt markerschütternd u. ist extrem hardrockend inkl. den von dir beschriebenen Vokalversatzstücken aus früheren Zeiten.2.) Würdest du sagen, dass Morrissey ziemlich lautes Rockoutfit (J. Tobisas sei Dank oder auch nicht) etwas differenziertere Arrangements vertragen könnte (Johnny Marr wäre auf jeden Fall Dank )?
So etwas wie ein neues „Irish Blood, English Heart“ kristallisiert sich für meine Begriffe nicht heraus. Eine abschliessende Beurteilung liegt aber beim besten Willen noch nicht drin. „Mama Lay Softly On The Riverbed“ und „Something Is Squeezing My Skull“ sind immerhin textlich „auf den Punkt“, wie man das vom Mozzer auch erwarten darf. „Skull“ wirkt in der Tat etwas „rockig“, aber damit habe ich persönlich überhaupt kein Problem, sofern „rockig“ nicht primär für „hölzern“ steht. Live kam’s übrigens nicht annähernd so rumpelnd rüber wie z.B. in den Ausschnitten, welche (in mieser Qualität) auf Youtube verfügbar sind.
Immer noch J. Marr nachweinen? Not my cup of tea, auch wenn seine Qualitäten keiner Worte bedürfen. Vielmehr glaube ich, dass die wechselnden Musiker/Produzenten/Sidekicks Morrisseys Gesamtwerk rückblickend betrachtet eine erfreuliche Vielfalt beschert haben. Und zuletzt hatte Morrissey produktionstechnisch ja eh ein gutes Händchen.
TheBrainIst das dieser Franzose, der bei jedem Konzert dabei ist, jedem erzählt, er habe sich bei dem Geburtstagskonzert 2004 (da hatte ich auch Geburtstag ) das Knie gebrochen und würde heute versuchen auf die Bühne zu springen?
Diesen Guillaume kenne ich nur vom Konzertbericht, den D.B. vor ca. einer Woche im Morrissey-Thread gepostet hat.
PS: Heisst das, dass Du im Jahr 2004 am gleichen Tag wie Morrissey Geburtstag hattest?--
Big Hat
Diesen Guillaume kenne ich nur vom Konzertbericht, den D.B. vor ca. einer Woche im Morrissey-Thread gepostet hat.
PS: Heisst das, dass Du im Jahr 2004 am gleichen Tag wie Morrissey Geburtstag hattest?Ja, seit 1988 sogar jedes Jahr
Beim Morrissey Konzert 2006 in Frankfurt haben wir so einen Franzosen getroffen, das Konzert damals war sein 30. Morrissey Konzert während der letzten Tour…:roll:
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Die Worte der Weisheit trugen uns so weit wie nie... -
Schlagwörter: Morrissey
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