Re: deutsche bands

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www-fundsache:

Einen guten Eindruck vom damaligen Zeitgeist gibt dieses Interview mit der Band im April 1982:

Vor ihrem Auftritt in der Rotation hatten wir genügend Zeit und Muße uns zu unterhalten.
Vorweg noch kurz, für die, die es noch nicht wissen, die kurze Story von NICHTS. Michael und Tobias stiegen Anfang 1980 beim KFC aus. Chris und Andrea trafen kurze Zeit später auf die beiden Ex-KFC-ler. Man machte ein paar Mal Musik miteinander, fand, das man gut zusammenpaßte und nannte sich: „NICHTS“. Nach kurzer, aber intensiver Zeit des Probens bekam NICHTS dann die Möglichkeit bei der Schallmauer ihre erste LP aufzunehmen. Das Resultat ist hinlänglich bekannt, Single-Auskoppelung „Radio“, die bei der CBS veröffentlicht wurde und sich einige Zeit in der Hitparade platzieren konnte. Danach begann das Tauziehen der Industrie um die Gruppe. Während auf der anderen Seite der Szene, die Aussicht, NICHTS im Vertrieb einer großen Company zu sehen, mit dem Ruf „Verrat“ kommentiert wurde.

Dazu Michael: „Ich habe immer mehr das Gefühl, das eine Gruppe, die ihre LP alternativ produziert und auch so vertreibt, automatisch Pluspunkte, d. h. gute Kritiken, bekommt. Frei nach dem Motto: ‚ah ja, die bleiben der Szene treu und prostituieren sich nicht, indem sie zu einer großen Company gehen‘, also ist das noch das Wahre. Alternativ ist ja auch nicht schlecht, wir sind z. B. immer noch bei der Schallmauer und lassen „Tango 2000″ von der WEA nur vertreiben. Einfach, weil die WEA das größere Vertriebsnetz haben und wir unsere Platte letztendlich verkaufen wollen. Irgendwann sind die Hippies in ihrem Keller einfach überfordert und dann muß man eben einen größeren Vertrieb nehmen. Die Schreiber schlachten das natürlich aus und bezichtigen uns des Verrats.“

Andrea: „Die Schizophrenie liegt doch auf der Hand. Einerseits brüllen sie Verrat und andererseits haben bei den Aufnahmen von „Tango 2000″ jeden Tag Leute angerufen und gefragt, ob wir schon bei einer Company unterschrieben haben.“

Tobias: „Wenn wir jetzt z. B. bei der Levi’s-Tour mitfahren würden, wären wir die einzigen, über die man herziehen würde. ‚Diese Schweine, nur um Geld zu verdienen, prostituieren sie sich jetzt für Levi’s‘. Bei Spliff und den anderen sagen sie nichts, aber die haben auch nicht den Background.“

Michael: „Bei uns ist das anders, KFC, Radio, Alternativ, wir sind so die liebe alternative Band. Das ist so die Marke, die uns die Schreiberlinge aufgedrückt haben. und jetzt drücken sie uns ’ne andere Marke auf. Ich meine, das ist o. k., sollen sie doch schreiben, was sie wollen.

Frage: Gibt es eigentlich auch Leute, die Euch. als Modeband bezeichnen, die sich an einen Trend anhängt?

Michael: „Nee, eigentlich nicht. Wir sind ja auch keine Modeband. Wir sagen ja auch ganz bewußt, das wir Psycho-Pop machen und nicht „Neue Deutsche Tanzmusik“ wie es jetzt Mode ist. Man zählt uns natürlich zur Neuen Deutschen Welle, das ist ganz klar. Als wir uns gegründet haben, ging es gerade mit Ideal los, dann sagen die Leute natürlich gleich, ‚die anderen machen das gleiche‘. Obwohl viele Leute sagen, das wir z.B. besser sind, das sind meistens die jüngeren Leute. Klar, gibt’s auch viele Leute, die Ideal besser finden. Ich finde z. B. nicht, daß Ideal ’ne gute Kid-Band ist, wenn ich ein Kid wäre, würde ich nicht auf Ideal stehen, ich würde wohl mehr auf uns stehen.“

Während Michael und ich uns noch über Kid-Bands wie Sweet, T. Rex und Gary Glitter unterhalten, beginnt im Hintergrund ein langsames Umziehen für den Auftritt. Im Verlauf des Gesprächs, das sehr entspannt und locker verlief, haben wir uns noch über die Reaktion auf die zweite LP („Viele Leute finden die besser als die erste LP“, Michael), den KFC, die zu Ende gehende Tour (ein Erfolg auf der ganzen Linie), Musik im allgemeinen, über Clash und Cure im besonderen unterhalten, während in der Garderobe ein beständiges Kommen und Gehen herrschte. Bedauerlicherweise kann ich nur Auszüge aus dem sehr interessanten Gespräch hier abdrucken, aber um das Gespräch komplett zu veröffentlichen fehlen mir einfach die restlichen fünfzehn Seiten, die ich dafür benötigen würde.

Das Konzert im Rotations-Palast fand dann leider nur vor ungefähr 270 Leuten statt, die sich immerhin 3 Zugaben erklatschen konnten. Spricht eigentlich: nicht gegen NICHTS, oder?

(Volker Markuske, „Blitz-Journal“ 4/82)

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