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lathoHier ein gelungener Nachruf auf SPON
Flott geschrieben, fraglos, aber der Artikel enthält einige Denkfehler.
1987 schlug die bis dahin solide Karriere überraschend nach oben aus: Das Album „Document“ mit den Singles „The One I Love“ und „It’s The End Of The World As We Know It (And I Feel Fine)“ katapultierte R.E.M. unversehens in den Mainstream.
Ich erinnere an die 200.000 verkauften Einheiten des Debütalbums und frage, welche Band der Popgeschichte das wohl als Enttäuschung betrachtet hätte.
Wenn man sich Document mit seinem glatten Rocksound anhört, dann weiß man, dass das Album ein Hit werden sollte!
Manche Kritiker meinen, dass sie sich von diesem Szenenwechsel künstlerisch nie erholt haben.
Diese Meinung habe ich vorher noch nie gehört. Auch das anschließende Zitat von Stipe gibt das nicht her, da darf sich eher songbird bestätigt fühlen. Und dass viele Leute R.E.M. nicht wirklich verstanden haben, ist ja klar (The One I Love).
Der Song „Shiny Happy People“ auf dem Album „Out Of Time“ mag ironisch gemeint gewesen sein, kam aber als fröhlicher Radiohit daher.
Genau das sollte er auch sein, die Band wurde nicht müde zu betonen, dass es wirklich nur ein fröhliches Lied sein sollte. Kennt eigentlich niemand Stand?
Nicht nur die sechs Singles („Everybody Hurts“, „Drive“, The Sidewinder Sleeps Tonight“, „Man On The Moon“, „Nightswimming“) waren unwiderstehlich, das ganze Album klang wie ein vollendetes Spätwerk und hätte einen würdigen Abschluss ihrer Karriere bilden können.
Aber warum? R.E.M. waren die größte Band der Welt – Warum sollten sie denn aufhören? Ihr Vertrag mit Warner lief bald aus und es gab die Möglichkeit, richtig Geld zu verdienen – warum sollten sie sich das entgehen lassen? Sie machten den Job ja gerne – jedenfalls zum damaligen Zeitpunkt.
Um romantische Anwandlungen ging es längst nicht mehr.
Um die ging es nie! Mit romantischen Anwandlungen wirst Du nicht zu einer der erfolgreichsten Bands der Welt.
Und so ging es eben immer weiter. Neue Alben kamen und gingen, R.E.M. hatten sich als Geschäftsmodell etabliert.
Eine Band ist immer auch ein Geschäftsmodell, jedenfalls wenn sie mehr ist als ein Hobby. Nicht umsonst gilt der Rechtsanwalt Bertie Downs als fünftes Mitglied der Band – seit 1980!
Vor allem Michael Stipe nutzte die große Bühne, immer wieder auch politische oder gesellschaftliche Anliegen zum Vortrag zu bringen
Ich halte dagegen, dass R.E.M. das eigentlich immer seit Mitte der 1980er gemacht haben, nur auf immer größeren Bühnen.
ursa minorNoch ein gelungener Nachruf (wenn auch sehr aus der „amerikanischen“ Perspektive:
But trust a bitter, old, forever-youngish, middle-aged man for a second: To a certain kind of person (white, relatively privileged, vaguely annoying) living through a certain kind of ’80s (white, relatively privileged, vaguely annoying), R.E.M. was the gateway band — the gateway to the cooler bands, to bigger ideas, better politics, to culture itself, the way to slip out of something and into something else.
Schön!
Und das auch:
But they blew the shtick up in a thousand directions: whether it was making a concept album about Reconstruction that’s really mainly about Michael Stipe’s love life (1985’s Fables of the Reconstruction), or building a parallel between the images of Christ and Marc Bolan on 1996’s New Adventures in Hi-Fi, or putting KRS-One and Kate Pierson of the B-52’s on the same record (1991’s Out of Time), or making a bubblegum tune from a Douglas Sirk movie title (2001’s „Imitation of Life“) or working references to Lenny Bruce and Lester Bangs into an unlikely radio hit („It’s The End of the World As We Know It (And I Feel Fine)“). They were really quite something, as Former Biggest Bands in America go.
Das Politische und das Persönliche – Pop und Rock – Massapeal und Indie-Ethos, all das fließt in R.E.M. zusammen und spiegelt wie ein Prisma in tausend Richtungen.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.