Re: Afrika

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sparch
MaggotBrain

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Habib Koité, Afel Bocoum, Oliver Mtukudzi – Acoustic Africa

Leider habe ich es nicht geschafft, mir einer der Shows letztes Jahr anzusehen, dabei zählt zumindest Habib Koité mittlerweile zu meinen Lieblingsmusikern und auch Afel Bocoum steht hoch bei mir im Kurs. Nur Oliver Mtukudzi kannte ich bislang nur vom gelegentlichen Reinhören, was mich bis dato aber nicht zum Kauf eines seiner Alben überzeugen konnte.Möglicherweise setzt er einfach auf die falsche Instrumentierung, im rein akustischen Gewand überzeugen die 4 Stücke, die er für diese Veröffentlichung bereitgestellt hat aber auf ganzer Linie.Besonders Neria, das nur mit einer Gitarre und dem metallischen Pluckern einer Mbira auskommt, hat es mir dabei besonders angetan. Wobei der Unterschied zu den Studioalben bei Mtukudzi noch am größten sein dürfte, bei Habib Koité und Afel Bocoum ist die Musik ja schon von Haus aus meist akustisch gehalten, oft unter Einbeziehung traditioneller Instrumente wie z.B. Njarka oder Njurkel, die natürlich auch bei diesem Auftritt nicht fehlen durften. Das Hauptinstrument ist aber, wie auf dem Cover deutlich zu sehen ist, die Akustikgitarre, die auch schon mal in bester Status Quo Pose gespielt wird.
Acoustic Africa liegt also nun als CD/DVD Set vor, schön verpackt im hochformatigen Digipak, wobei die Aufnahmen der CD und der DVD vom selben Auftritt stammen. Leider wird auf beiden Tonträgern das Publikum zwischen den einzelnen Songs immer aus- und wieder eingeblendet, was den Flow des Konzertes doch etwas stört. Warum die Übergänge nicht fließend gestaltet wurden, bleibt ein Rätsel, zumal es ja nicht das erste Livealbum auf Contre Jour ist. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass manche Kameraeinstellung auf der DVD arg flackert, was nicht gerade angenehm ist und das eigentlich hätte auffallen müssen. Der Sound ist allerdings sehr gut und die Songauswahl durchweg hochkarätig. 3 der 4 Afel Bocoum Songs sind bislang sogar nur hier vertreten, was ein zusätzlicher Pluspunkt ist. Die Anteile an diesem Projekt sind gerecht verteilt, so darf jeder der Musiker jeweils 4 seiner Songs präsentieren (jeweils 3 auf der CD) und am Ende gibt es 2 Zugaben, an denen dann alle Musiker beteiligt sind. Zunächst das eigens für dieses Projekt geschriebene Malizim, das zeigt, dass auch eine geographische Distanz kein unüberwindbares Hindernis darstellt. Obwohl hier 2 völlig unterschiedliche Kulurkreise vertreten sind, funktioniert das Zusammenspiel der Beteiligten ganz ausgezeichnet. Ganz zum Schluss gibt es noch den kenianischen Popklassiker Maleika, der in der Vergangenheit des öfteren gecovert wurde (u. a. von Miriam Makeba) und hierzulande wohl dank der schlagerhaften Version von Boney M bekannt sein dürfte. Dagegen wirkt diese rollende Acoustic Africa Version fast schon wie eine späte Rache an Frank Farian, der diesen Song damals nicht schlimmer hätte verhunzen können.

Auch wenn es den ein oder anderen Kritikpunkt gibt, so handelt es sich bei Acoustic Africa dennoch um ein absolut empfehlenswertes Album. Abgesehen davon darf man natürlich auch nicht vergessen, dass das sympathische Contre Jour Label sicher nur über ein begrenztes Budget verfügt. Musikalisch ist das Ganze erwartungsgemäß sowieso über jeden Zweifel erhaben und es bleibt zu hoffen, dass dieses Projekt eine Fortsetzung finden wird.

Quelle

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If you stay too long, you'll finally go insane.